Liebe Unerwuenscht
mit ihr stritt. Caroline war so lebendig, wenn sie sich für oder gegen etwas ereiferte, sei es auch gegen sie, Jennifer. Denn wenn Caroline das tat, war es, weil sich deren Gedanken mit ihr beschäftigten, weil sie eine Rolle in Carolines Leben spielte und sei die noch so klein.
Egal wie sehr Jennifer sich auch dagegen wehrte – die Schreibtischplatte zuckte schon zusammen, wenn sie nur den Raum betrat – sie vermisste Caroline. Jeder Tag ohne Caroline kam ihr unvollständig vor. In ihrer Vorstellung gehörte Caroline . . . irgendwie zu ihrem Leben dazu. Der Gedanke, Caroline zog sich für immer von ihr zurück, missfiel Jennifer über alle Maßen. Sie wollte Caroline um sich haben. Selbst wenn . . . selbst wenn es bedeutete, nur Caroline! . . . Ja, das wollte sie.
Danke, liebe Gedanken. Nun weiß ich ja, was ihr euch zurechtgelegt habt. Aber jetzt sage ich, Jennifer Feiler, euch mal, was passieren wird: Ihr werdet aufhören solchen Unsinn zu denken! Basta.
Basta sagen und basta geliefert zu bekommen, sind zwei grundverschiedene Dinge. Diese Erfahrung machte Jennifer in den nächsten Tagen, in denen ihre Gedanken immer wieder auf ähnliche Abwege gingen.
Beatrice’ Einladung zum Geburtstag versprach auch keine Abhilfe an diesem Zustand. Jennifer wollte schon mit fadenscheiniger Begründung ablehnen, als Beatrice grinsend sagte: » Sie wird auch da sein.«
»Caroline?« fragte Jennifer.
»Natürlich Caroline. Aber wenn ich mich irre, du bereits neue Interessen hast, die mir bisher nur verborgen geblieben sind, bitte. Ich lade gern noch jemanden ein.«
Die Möglichkeit, Caroline zu treffen und sie auf ihr merkwürdiges Verhalten anzusprechen wollte sich Jennifer dann doch nicht entgehen lassen. Sie sagte zu.
Jennifers Hoffnung, sich mit Caroline auszusprechen, wenigstens überhaupt mit ihr zu sprechen, wich an dem Abend allerdings schnell der Erkenntnis, dass die bloße Anwesenheit Carolines im selben Raum nicht zwangsweise zu einer Unterhaltung mit ihr führte. Caroline wich ihr auch hier aus. Als der x-te Versuch fehl schlug, auf Caroline zuzusteuern, weil die sich ganz plötzlich und unmotiviert in ein Gespräch mit einem von Beatrice’ Kollegen stürzte, riss Jennifer der Geduldsfaden. Sie schob den Mann kurzerhand freundlich aber bestimmt zur Seite und nahm seinen Platz ein.
»Hast du einen Kurs belegt: Wie drehe ich Jennifer Feiler erfolgreich den Rücken zu?« fragte sie verärgert.
Caroline sah sie ernst an. »Wenn du so willst.«
Jennifer schluckte. Solch offene Ablehnung hatte sie von Caroline noch nie erlebt. »Das ist doch kindisch«, versuchte sie die Situation zu entspannen. »Außerdem ist es nicht deine Art, zurückweisend zu sein.«
»Für dich mache ich ab jetzt eine Ausnahme.«
»Caroline!«
»Was?«
»Du, du . . .«, Jennifer suchte nach Worten. »Du kannst mich doch nicht einfach ignorieren.«
»Ach nein? Na, dann pass mal auf.« Damit ließ Caroline Jennifer stehen.
»Verdammt«, murmelte Jennifer vor sich hin.
»Immer noch damit beschäftigt, ihr erfolglos nachzustellen?« fragte Beatrice, die die Szene verfolgt hatte und nun zu Jennifer trat. »Wann änderst du endlich deine Strategie?«
»Das hat nichts mit Strategie zu tun. Caroline will mich dafür bestrafen, dass dem Krankenhaus zwei Abteilungen geschlossen werden und an Stelle derer eine plastische Chirurgie etabliert wird. Sie ist einfach sauer, will mich bestrafen, indem sie mich nicht mehr beachtet.«
»Scheint zu wirken«, meinte Beatrice trocken.
»Was meinst du?«
»Ich glaube es ja selbst kaum, aber dein Blick eben, als sie dich stehenließ, der hatte . . . so was Betrübtes. Fast so, als würde sie dir fehlen.« Beatrice musterte Jennifer. »Ist es so?« fragte sie. »Fehlt sie dir?«
Jennifers Zögern quittierte Beatrice mit einem wissenden Lächeln. »Oh, oh. So weit ist es schon. Nicht mal mehr ein widerspenstiges Nein bringst du zustande.«
Jennifer winkte energisch ab. »Quatsch«, sagte sie ärgerlich und regte sich in alter Manier auf. »Ich verstehe Caroline nicht. Das Krankenhaus gibt frisierte Bilanzzahlen raus, schädigt mich. Und Caroline tut so, als wäre ich schuld.«
»Jennifer.« Beatrice lächelte nachsichtig. »Es geht im Leben nicht immer um Bilanzzahlen. Auch wenn du dir das schwer vorstellen kannst. Ist dir nicht klar, was Caroline für dich fühlt?«
»Oh ja, sie verachtet mich. Wie gerade gesehen.«
»Sie ist aufgebracht. So was geht vorbei.«
Jennifer
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