Liebe Unerwuenscht
schüttelte seufzend den Kopf. »Was erwartet Caroline? Dass ich meine Entscheidung rückgängig mache und zusehe, wie mein Geld in einem Fass ohne Boden verschwindet? Warum sollte ich?«
Beatrice schaute Jennifer intensiv an. »Ja, warum solltest du?« fragte sie dann langsam.
Dieser Frage sah Jennifer sich nun ungewollt ausgesetzt. Wieder einmal gingen ihre Gedanken unerwünschte Wege. Den Rest der Feier begegnete Jennifer ihnen mit trotzigem Ingrimm, auf der Fahrt nach Hause mit widerspenstiger Gegenwehr, beim Aufwachen am nächsten Morgen mit konfuser Ratlosigkeit.
Im Büro erwarteten Jennifer zu allem Überfluss schlechte Nachrichten. Heilmann eröffnete ihr, dass einige Unternehmer der Stadt, Konkurrenten, aber auch Geschäftspartner, Jennifers Engagement beim zu Fall bringen des Bürgermeisters nicht schätzten. »Dalberg war in viele Projekte involviert. Hat oft dafür gesorgt, dass die eine oder andere Hürde im Rathaus genommen werden konnte.«
Jennifer seufzte. War ihr Name also doch durchgesickert. »Ja nun, was soll ich sagen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es war ja nicht meine Absicht, den Mann zum Rücktritt zu zwingen. Ich wollte mich nur schützen.«
»Sie wissen ja, wie das ist. Absicht oder nicht – den Leuten ist das egal.« Heilmann schaute ernst drein. »Sie müssen damit rechnen, dass Ihnen hier und da ein Partner abspringt, wenn das laufende Projekt beendet ist.«
Das war natürlich ärgerlich. Die Suche nach neuen Geschäftspartnern, zuverlässigen wohlgemerkt, gestaltete sich immer schwierig. Sie war sehr zeitintensiv und der Weg bis zum Funktionieren der Zusammenarbeit beschwerlich. Aber konnte sie es ändern, wenn einige ihrer Partner absprangen? Nein.
»Hoffen wir, dass sich die Gemüter wieder beruhigen«, war alles, was es dazu zu sagen gab. Sie hatte wirklich andere Probleme.
Heilmann ging.
Jennifer schlug ihren Terminkalender auf, schaute auf die Vielzahl der Eintragungen und fühlte sich schon allein bei deren Anblick wie ausgelaugt. Nicht ein Fünkchen Energie wollte sich einstellen. Egal wie sehr sie sich ermahnte. Auch Lena Hankes gutgelauntes Gesicht, als sie ihr die Post brachte, machte es nicht besser. Im Gegenteil. Der Stapel Briefe und sonstiger Papiere legte sich auf Jennifers Gemüt wie eine zusätzliche Last. Sie stöhnte ausgiebig.
Lena sah sie besorgt an. »Soll ich Ihnen irgendwas bringen, was Sie ein wenig aufpeppt?« Der übliche Vorrat Kaffee und Wasser stand an seinem Platz, aber die Chefin sah heute so niedergeschmettert aus, dass sie sich diese Frage nicht verkneifen konnte. »Einen Energydrink oder so was?«
Jennifer winkte ab. »Nein, danke.«
»Was anderes?«
Jennifer blickte ihre Sekretärin an. Machte die sich wirklich Sorgen? Dann musst du ziemlich mies aussehen.
Sie fühlte sich auch mies. Absolut mies. So mies, dass sie es gar nicht beschreiben konnte.
Lena Hanke wartete. Jennifer, die es stets vermied, ihr Befinden vor ihren Angestellten offenzulegen, riss sich zusammen. »Schon gut. Vielleicht bringen Sie mir eine Kopfschmerztablette.«
»Sofort.« Lena Hanke eilte davon und kam zwei Minuten später mit einer Packung Aspirin zurück. Jennifer nickte dankbar und bedeutete ihr, dass alles in Ordnung sei.
Endlich allein und von der unerwünschten Aufmerksamkeit befreit, widmete Jennifer sich der Post. So gut sich das eben machen ließ, wenn man in Gedanken ganz woanders war. Als es Zeit für den ersten Termin wurde, suchte Jennifer ihre Unterlagen zusammen, ging in den Besprechungsraum, wo die Projektleiter schon darauf warteten, ihre Statusberichte vorzutragen. Jennifer hörte sie sich nacheinander an, stellte Fragen, fällte Entscheidungen – nach wie vor begleitet von einer irritierenden Unkonzentriertheit.
Schließlich waren alle Strategien festgelegt. Die Runde löste sich auf.
»Herr Grothe, auf ein Wort noch«, hielt Jennifer ihren Mitarbeiter zurück. Der setzte sich wieder.
Jennifer suchte nach der passenden Einleitung, um Grothe, dessen Projektgruppe die Übernahme des Krankenhauses koordinierte, ihre Idee nahezubringen. Eine Idee, die Jennifer zum ersten Mal heute morgen gekommen war, die sich immer wieder in ihre Gedanken mischte, selbst während der Besprechung eben, und die ihre Unkonzentriertheit noch verstärkte.
»Ich . . . dieses Projekt steht noch ganz am Anfang, und die Probleme türmen sich bereits hoch auf«, begann Jennifer.
»Ja, gut, dass wir immer mit allem rechnen und den Notfallplan nur aus der
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