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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Freund
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Nur ein kleines gelbes Schild für Wanderer wies den Weg: » Kleiner Elbsee, 16 , 4 km«.
    Schon nach kurzer Zeit musste Fred wieder aussteigen: Ein Schranken versperrte die Straße. Fred öffnete ihn, fuhr hindurch, schloss dann wieder sorgfältig ab. Es gefiel ihm, einen so exklusiven Zutritt zu diesem Wald zu haben. Hinter sich sperrte er die restliche motorisierte Welt aus. Wäre Fred im Besitz eines Navigationsgerätes gewesen, es hätte ihm an dieser Stelle geraten, so schnell wie möglich zu wenden.
    Nach etwa fünf Kilometern führte die Schotterstraße aus dem Wald und folgte einem Wildbach. Schlammig-braune Wassermassen stürzten ins Tal. Nach einer ersten Steigung folgte finsterer Wald, danach eine kleine Hochebene, dann wieder Wald, und dann nichts mehr. Fred erkannte den Holzlagerplatz. Das Ende der Straße. Das Ende der Welt.
    Er musste die Abzweigung übersehen haben. Er drehte um und erkannte rechter Hand eine Art Forststraße. Sie war steil und glich abschnittweise einem Bach. Die Hinterreifen seines schweren Autos drehten durch und gruben sich sofort im Schotter ein. Fred ließ den Wagen zurückrollen. Er musste versuchen, die Steigung mit Schwung zu nehmen. Er fuhr so nah wie möglich am Hang, denn links klaffte ein Abgrund, dessen Ende in der Dunkelheit nicht zu erahnen war.
    Der Mercedes rumpelte über die Straße, manchmal rutschte ein Rad und drehte durch, doch irgendwo fanden die Reifen immer wieder Halt. Hundert Meter noch, dann war die Steigung geschafft. Von rechts ergoss sich ein Sturzbach auf die Straße, und Fred konnte nicht sehen, ob da noch eine Straße sicheren Boden bot unter dem vielen Wasser. Aber umdrehen konnte er nicht, und diesen Weg im Rückwärtsgang zu fahren kam ebenfalls nicht in Frage. Da muss ich jetzt durch, dachte Fred und gab Gas. Er tauchte in den Bach ein, hörte einen metallischen Schlag auf der Bodenplatte und spürte, wie der Wagen in einen Graben sank. Fred sah nichts mehr. Von den Fenstern rann der Schlamm. Doch die Scheibenwischer schafften es schließlich, ein kleines Sichtfeld freizuschaufeln, und gleichzeitig tauchte der Wagen wieder auf, Phönix aus der Scheiße, dachte Fred und lachte hysterisch auf. Die Steigung war überwunden. Wenige hundert Meter später schwenkte das Licht der Scheinwerfer über eine kleine Holzhütte. Kurz darauf endete die Straße. Fred stieg aus und atmete durch. Dunkelheit umschloss ihn.
    Die Holzhütte bestand aus zwei Räumen: Im ersten, deutlich größeren, befanden sich eine Küchenzeile sowie eine altmodische, hübsche Kommode; vorne rechts, im Eck bei den beiden Fenstern, stand ein Holztisch mit einer Eckbank und zwei Stühlen. Im Hintergrund führte eine Tür in einen zweiten, kleinen Raum mit einem winzigen Fenster.
    Die Maus, die drei Stunden nach Freds Ankunft nach dem Rechten sah, beschnüffelte den Mann, der auf der Holzpritsche in der Kammer schlief. Neben dem Bett lagen, denkbar unordentlich, Freds Schuhe. Sonst hatte er nichts ausgezogen, wie unter der löchrigen, verfilzten Wolldecke zu erkennen war, mit der er sich notdürftig zugedeckt hatte.
    Auf dem Tisch standen eine leere und eine halbleere Weinflasche, ein Glas sowie ein Aschenbecher mit einem merkwürdigen Griff aus Hirschgeweih. Das Glas war umgefallen und rotes Wachs von einer Kerze über den Tisch geflossen. Immerhin, die Käserinden boten für die Maus einen erfreulichen Anblick.
    Der Mann atmete schwer und wimmerte im Schlaf. Ein Streifen Mondlicht fiel auf sein Gesicht. Die kleine Maus lief über die Decke, blieb vor Freds Gesicht stehen und beobachtete den Hauch seines Atems, der in dem kalten Licht gut zu sehen war. Die Maus erklomm unerschrocken Freds Gesicht und schnüffelte an seiner Nase. Fred grunzte und drehte sich zur Seite. Die Maus flüchtete.

28 . Juni

    Als Fred vor die Hütte trat, stand die Sonne bereits hoch über dem Gebirge, das den Talkessel begrenzte. Dem in der Nacht gefallenen Neuschnee auf den Gipfeln konnte man beim Schmelzen regelrecht zusehen. Aus den Wäldern, die sich an den Hang der Berge schmiegten, stiegen Nebelfetzen auf und lösten sich gleich darauf in der klaren, warmen Luft auf. » Schön«, dachte Fred kurz. Doch eigentlich hatte er beschlossen, missmutig zu sein, also schlug er sich mit den flachen Händen den Staub aus der Kleidung und sagte laut: » Scheiße .«
    Vor ihm lag der Elbsee, die Wasseroberfläche leicht gekräuselt vom Mittagswind, der von den Bergflanken herabfiel. Am Ufer wogte Schilf. Fred ging

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