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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Freund
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Kontinent als Berlin.
    » D’Ehre«, murmelte schließlich der Jüngste der Runde, der als einziger einen Gamsbart am Hut trug. Der Gamsbart kontrastierte auf merkwürdige Art mit dem Tattoo auf seinem rechten Unterarm, einer Nixe mit elegant geschwungenem Fischschwanz und Brüsten, die sich voll Neugier der Welt entgegenstreckten. Wie auf ein geheimes Kommando zündeten sich alle drei eine Zigarette an. Österreich ist das einzige Land der Welt, in dem man immer noch überall rauchen kann, dachte Fred, und obwohl er selbst rauchte – und nicht zu knapp – erfüllte ihn diese Tatsache mit Missmut.
    Fred setzte sich an einen Tisch. Auf diesem stand – wie einst in seiner Kindheit – die kulinarische heilige Dreifaltigkeit: Salz (mit Reiskörnern), Pfeffer (jedenfalls ein graues, fein gemahlenes Pulver) sowie eine Flasche Maggi-Würze (mit Geschmacksverstärker).
    Die drei Männer sahen ihn immer noch an. Man musste kein Hellseher sein, um ihre Gedanken lesen zu können: Kenn ich nicht. Hab ich hier im Tal noch nie gesehen. Wird hoffentlich keine Schwierigkeiten machen.
    Aus der Küche kam ein Mann, der eine Lederhose trug und wohl der Wirt war. Er kaute an einem kalten Schnitzel, das er in der Hand hielt. Er schlenderte zu Freds Tisch, sah ihn an und hob au ff ordernd das Kinn. Fred identifizierte das als lokale Art, » schönen guten Abend, was darf es denn sein« in einer minimalen Geste zu vereinen. Fred riss sich zusammen, er bestellte kein Berliner Pilsner und auch kein » Krügerl«, wie man das in Wien gemacht hätte, sondern » eine Halbe«. » A Hoibe« genau genommen. Das kam aber genau so schlecht an wie » Tach«.
    » Ein großes Bier«, fragte der Wirt in poliertem Hochdeutsch nach.
    Fred nickte ertappt.
    » Und was zum Essen bitte. Etwas ohne Fleisch .«
    Der Wirt blieb auf seinem Weg zur Theke abrupt stehen und drehte sich langsam um.
    » Ohne Fleisch ?« , flüsterte er ungläubig.
    Fred nickte, noch ertappter.
    Der Wirt zapfte das Bier, stellte es vor Fred auf einen Bierdeckel und sagte, diesmal wirklich bemüht: » Fleischlose Sachen hab i net so vü. Speck mit Ei könnt i machen, oder Hascheeknödel, is fast ohne Fleisch, oder Würschteln hätt i a .«
    » Speck mit Ei ohne Speck, geht das ?« , fragte Fred.
    Der Wirt dachte lange nach. Angestrengt, aber erfolgreich: » A Spiegelei wüllst ?«
    » Zwei .«
    » Zwoa ?«
    » Ja. Und ein Butterbrot .«
    Die drei Männer am Nebentisch tranken aus und erhoben sich.
    » D’Ehre«, sagte der Junge mit dem Tattoo und dem Gamsbart, als sie hinausgingen. Fred war nun der einzige Gast. Die Spiegeleier schmeckten gut und so ein Butterbrot – so ein Butterbrot gehörte überhaupt zu den besten Dingen des Lebens. Dazu ein Glas Weißwein und dann noch eins und noch eins – Fred fühlte sich fast wohl.
    » Einen schönen Gruß von Frau Beckmann soll ich Ihnen sagen. Es ist wegen dem Schlüssel .«
    » Beckmann kenne ich nicht. Welcher Schlüssel ?« , brummte der Wirt.
    » Susanne Beckmann. Der Schlüssel zu der Hütte am Kleinen Elbsee .«
    » Die Susanne! Die Tochter vom Prinz? Ich hab sie ewig nicht gesehen .« Fast erhellte eine Art Lächeln das unrasierte Gesicht des Wirtes.
    » Ich bleibe ein paar Tage oben. Firneis mein Name. Fred Firneis. Ich arbeite mit Susanne zusammen .«
    Der Wirt begann, in einer Lade zu kramen.
    » Schlüssel … wo hab ich denn den Schlüssel gehabt? I tat ja an deiner … also an Ihrer Stelle täte ich da jetzt nicht mehr hinau ff ahren. Es ist fast finster und die Straße ist nicht so gut. Seit Tagen der Regen … es ist eine Schotterstraße. Und überhaupt. Nix für ungut. Du schaust net aus wie einer, der da oben zurechtkommt. Da ist er ja !«
    Er zog einen großen, sehr altmodisch aussehenden Schlüssel aus einem Briefumschlag und überreichte ihn Fred.
    » Hast an Allrad ?«
    » Nicht direkt. Aber wird schon klappen .«
    » Ich hab dich gewarnt. Beim großen Schranken links hinauffahren. Wenn du zum Parkplatz mit den Holzstößen kommst, bist du zu weit. Hier ist der Schlüssel für die Forststraße. Immer schön zusperren .«
    » Danke .«
    Fred bezahlte und ging durch den Regen zu seinem Auto. Diesmal ohne Hast. Der Wein hatte ihn ruhig gemacht. Und er war froh, der muffigen Gaststube entkommen zu sein. Er startete den Benz. Es dämmerte wirklich schon, was auch am Regen lag, der nicht nachgelassen hatte. Im Lichtkegel seiner Scheinwerfer sah er, wie der Wirt vor der Tür stand und ihm nachsah.
    Fred fuhr in den Wald.

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