Liebe vor der Kamera
sie herum.
Dann standen die beiden auf.
Als Marisa zur Bar trat, wandte sie den Kopf und grinste mir höhnisch ins
Gesicht.
»Machen Sie’s gut, Holman«,
sagte sie. »Ich hoffe von Herzen, daß Sie einen bleibenden Schaden
davongetragen haben .«
Ich wartete, bis sie beinahe
die Tür erreicht hatten, dann rief ich: »Vergessen Sie Ihre Reisetasche nicht .«
»Tasche ?« fragte Wilson verständnislos. »Wir hatten keine Tasche .«
»Stimmt«, bestätigte ich, und
sah mit Vergnügen zu, wie Marisa die Farbe aus dem Gesicht wich. »Sie gehört
Marisa. Da drüben.« Ich deutete auf die Tasche, die noch im Sessel lag. »Sie
hat sie mitgebracht .«
Wilson fluchte unterdrückt.
Dann eilte er zum Sessel, riß den Verschluß der Tasche auf und stülpte sie um.
Eine lange Hose gefolgt von mehreren leichten Pullovern fiel heraus; danach
eine Zahnbürste und diverse Kosmetikartikel. Das Finale bildete eine Kaskade
hauchzarter Dessous.
»Das kann ich erklären«, rief
Marisa hastig. »Holman hat mich — «
Sie stieß ein Wimmern aus, als
Bridges’ Ellbogen brutal ihre Magengrube traf. Dann sackte sie zusammen.
»Du verlogenes Luder !« zischte Wilson. »Du wolltest dich hier häuslich mit ihm
niederlassen .«
»Und was machen wir jetzt ?« fragte Bridges.
»Wir nehmen beide mit«, knurrte
Wilson. »Ihr kann man nicht mehr trauen, und er weiß wahrscheinlich zuviel .«
»Wohin wollen wir sie denn
bringen ?« erkundigte sich Bridges ohne Begeisterung.
»Ins Atelier.« Wilson grinste
breit. »Das hat nur eine Tür. Und wenn wir die Eisenstange davorlegen, können
sie uns nicht entkommen .«
»Vielleicht.« Bridges schien
Zweifel zu haben. »Und was geschieht morgen? Oder wollen wir die beiden für
immer da lagern ?«
»Morgen werden wir
weitersehen«, fuhr Wilson ihn an. »Oder hast du vielleicht einen besseren
Einfall ?«
»Nein«, bekannte Bridges
widerstrebend.
»Dann halt’ den Mund.« Wilson
wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Bring sie zum Wagen hinaus.
Ich übernehme Holman .«
Marisa stand immer noch
zusammengekrümmt da und wimmerte vor sich hin. Bridges klemmte sie ohne Mühe unter
den Arm und trug sie aus dem Zimmer.
»Sie laufen, Holman ?« erkundigte sich Wilson. »Oder wollen Sie getragen werden ?«
»Ich kann laufen«, erwiderte
ich.
»Dann kommen Sie hierher, und
packen Sie die Tasche wieder ein«, befahl er.
Ich gehorchte, schlurfte
langsam wie ein alter Mann zum Sessel. Wilson trat ungeduldig von einem Fuß auf
den anderen, während ich die Sachen wieder in die Tasche stopfte. Er grunzte
befriedigt, als ich schließlich den Reißverschluß zuzog.
»Jetzt tragen Sie die Tasche
zum Wagen«, sagte er. »Und wenn Sie Dummheiten machen, dann bringe ich Sie um.
Das ist mein blutiger Ernst .«
»So, wie Sie das Mädchen
umgebracht haben ?« fragte ich.
»Was, zum Teufel, quatschen Sie
da ?«
»Ihren Namen weiß ich nicht«,
erwiderte ich. »Bonnie Adams? Tricia Cameron?«
Er riß die Brille mit den
getönten Gläsern herunter und starrte mich an. Die Augen waren von einem sehr
blassen Blau.
»Umgebracht ?« flüsterte er.
»Die beiden jungen Leute, die
in Bridges’ letztem Meisterwerk spielten«, erklärte ich, »berichteten mir, daß
Bonnie Adams sie engagiert hätte. Ich fand das einigermaßen interessant, da
Marisa mir gegenüber behauptet hatte, sie hieße Bonnie Adams .«
»Kommen Sie zur Sache«, fuhr er
mich an.
»Sie gaben mir ihre Adresse«,
fuhr ich fort, »und ich fuhr hin. Die Tür war nur angelehnt. Ich ging hinein,
und da saß sie in einem Lehnstuhl. Erstochen.«
»Wer?« Das eine Wort knallte
wie eine Explosion.
»Eines steht fest«, sagte ich.
»Es war das Mädchen, das mit Marisa zusammen in dem Pornofilm gespielt hat, den
ein Unbekannter an Vargas schickte .«
»Und was passierte dann ?«
»Ich ging«, erwiderte ich. »Ich
wollte nicht in die Geschichte verwickelt werden. Später rief ich die Polizei
an und sagte, ich hätte dort oben eine Tote gefunden. Als ich dann in Ihrem
Laden war, erzählte ich Marisa davon, und wir fuhren zusammen in die Wohnung.
Die Leiche war verschwunden. Eine alte Schachtel, die ein Stockwerk tiefer
wohnt, berichtete uns, die Polizei wäre dagewesen, hätte nichts gefunden und
die Sache als falschen Alarm abgetan .«
»Mit anderen Worten, es hat
jemand die Leiche weggeschafft, noch ehe die Bullen kamen ?«
»Nun, von selbst ist sie
jedenfalls nicht hinausmarschiert«, knurrte ich.
Er setzte die Brille wieder
auf,
Weitere Kostenlose Bücher