Liebe vor der Kamera
die Filme ?«
»Mir war alles gleich«, sagte
sie grimmig. »Es gelang mir, mir einzureden, es wäre alles die Schuld meines
Vaters. Wenn er sich einen Dreck um mich scherte, warum sollte ich dann
Anstrengungen machen, ihm zu imponieren? Nach einer Weile verschaffte es mir
sogar eine Art Befriedigung, in diesen Filmen mitzuwirken. Sie haben den
Streifen von mir und Bonnie gesehen ?«
»Ihr Vater führte ihn mir vor«,
erwiderte ich.
Ihr Gesicht rötete sich, und
sie wandte den Kopf ab.
»Ich weiß gar nicht, warum, zum
Teufel, ich plötzlich verlegen werde. Ich habe schon schlimmere Filme gemacht.
Aber Ihnen ist das wahrscheinlich sowieso schnuppe. Auf jeden Fall bin ich
nicht — na ja — eben so. Zwei Mädchen zusammen, das ist für mich überhaupt
nichts. Aber ich bekam zweihundert Dollar dafür, und ich brauchte die Kohlen .«
»Wann tauchte Wilson in Ihrem
neuen Leben auf ?«
»Er kam zufällig eines Tages
ins Atelier. Danny machte uns miteinander bekannt und sagte mir, Wilson
finanzierte die Filme, und es wäre klug, wenn ich ein bißchen nett zu ihm wäre.
Also war ich nett zu ihm. Ich trieb es mit Männern, die ich nicht einmal
kannte, um Geld zu verdienen, warum also nicht auch mit ihm? Als eine Art
Rückversicherung. «
»Wer schickte eigentlich den
betreffenden Film an Ihren Vater ?«
»Das weiß ich nicht .« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Vielleicht war es Bill?
Das könnte der Grund dafür sein, daß er mich gezwungen hat, mein Haar schneiden
zu lassen und die blöde Perücke zu tragen .«
»Wann war das ?« fragte ich.
»Vor zwei Tagen. Er war wütend,
sagte, irgendein Idiot hätte meinem Vater den Film geschickt, und das würde
garantiert Mordsscherereien geben. Dann kam er mit seinem Vorschlag mit der
Perücke und schlug außerdem vor, ich sollte mich als Bonnie Adams ausgeben,
falls jemand sich im Laden nach Marisa erkundigen sollte. Er meinte, das gäbe
ihm Zeit, ein sicheres Versteck für mich zu finden .«
»Warum haben Sie mich dann
gestern abend , nachdem er mich zusammengeschlagen
hatte, nach Hause gefahren ?«
Sie lachte kurz auf.
»Ich bin eben die Florence
Nightingale unter den Pornostars! Es hat mir Spaß gemacht, mich für eine andere
auszugeben und über mich selbst zu reden .«
»Eines ist mir aufgefallen«,
stellte ich fest. »Sie konnten es kaum erwarten, auf Tricia Cameron zu sprechen
zu kommen .«
»Ablenkungsmanöver«, warf sie
eilig ein.
»In knapp achtundzwanzig
Stunden«, stellte ich fest, »bin ich zweimal grün und blau geprügelt worden,
habe eine Leiche gefunden und habe mich von mehr Leuten als mir lieb ist an der
Nase herumführen lassen müssen. Doch dank meiner unerschütterlichen
Hartnäckigkeit ist es mir gelungen, drei Dinge festzustellen. Sie sind Marisa
Vargas, Bonnie Adams war das Mädchen, das erstochen wurde, und Tricia Cameron
ist seit vier Monaten spurlos verschwunden. Sie haben mir nicht von ihr erzählt,
um mich abzulenken. Bitte spielen Sie jetzt nicht die Schweigsame, Marisa,
sonst lasse ich mich zu einer Verzweiflungstat hinreißen .«
Sie hob die Brauen.
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel könnte ich Sie
verprügeln«, schnarrte ich. »So wie Wilson Sie verprügelt hat.«
»Ja, Ihnen traue ich das ohne
weiteres zu«, versetzte sie. »Okay, aber viel gibt es da nicht zu erzählen. Ich
habe Ihnen erklärt, das Mädchen, das mit mir in dem fraglichen Film gespielt
hat, wäre Tricia Cameron gewesen; inzwischen wissen Sie, daß es Bonnie Adams
war. Da ich Ihnen bereits weisgemacht hätte, ich wäre Bonnie Adams, konnte ich
— «
»Schon gut«, knurrte ich. »Sie
brauchen mir nur einiges über die wirkliche Tricia Cameron zu erzählen .«
»Danny wollte ein weiteres
Meisterwerk mit mir und Bonnie drehen«, berichtete sie. »Wir wollten gerade mit
den Aufnahmen anfangen, als Bill Wilson aufkreuzte, und er brachte dieses
Mädchen mit. Er und Danny steckten die Köpfe zusammen, und das Mädchen stellte
sich mir vor. Sie war ungefähr in meinem Alter, schätze ich. Leuchtend rotes
Haar und feurige Augen. Die Figur war auch gut. Sie sagte, sie hieße Tricia
Cameron, und ich hatte den Eindruck, daß sie sehr nervös war. Sie sagte, sie
hätte noch nie so etwas gemacht, und wenn ihr Vater jemals dahinterkäme, würde
er sie wahrscheinlich umbringen. Bonnie spielte sich gleich als fürsorgliche
Glucke auf und behauptete, es bestünde überhaupt keine Gefahr, daß ihr Vater
jemals etwas erfahren würde, und wenn sie mit der Filmerei erst
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