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Liebe vor der Kamera

Liebe vor der Kamera

Titel: Liebe vor der Kamera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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seufzte theatralisch und holte aus. Ich sah die Faust auf mein Kinn zu
sausen, war aber nicht imstande, ein Ausweichmanöver zu vollführen. Der letzte
Gedanke, den ich noch fassen konnte, war, daß ich an diesem Abend
offensichtlich von Pech verfolgt war.
    Als ich später widerstrebend
die Augen aufschlug, bemerkte ich über mir in der verputzten Decke einen Riß,
Glocken läuteten überall, und ihr Läuten dröhnte mir in den Ohren. Dann
plötzlich ging mir auf, daß es die Türglocke war, die da läutete. Gleichzeitig
fiel mir auf, daß ich das letzte Mal, als sie geläutet hatte, nicht gebührend
gewappnet gewesen war. Ich brauchte eine Weile dazu, mich auf die Knie
hochzurappeln und dann auf die Beine zu kommen. Die verdammte Türklingel
schellte noch immer in regelmäßigen Abständen. Ich humpelte die fünf Stufen
hinunter, die ins Schlafzimmer mit anschließendem Bad führten, und holte meinen
Revolver aus der Kommodenschublade. Wenn Wilson oder Bridges beschlossen
hatten, mich noch einmal zu überfallen, würde ich kurzen Prozeß machen.
    Ich schlurfte durch den Flur
zur Tür und riß sie auf. Eine Gestalt fiel mir vor die Füße. Ich blickte zur
Auffahrt. Sie war leer. Sorgsam schloß ich die Tür wieder, steckte den Revolver
ein und betrachtete mir näher die reglose Gestalt, die da zu meinen Füßen lag.
Das Gesicht dem Boden zugekehrt, lag sie dort, das Pannekleid bis zu den Hüften
hochgerutscht, schwarze Höschen enthüllend. Ich schob einen Fuß unter den
schlaffen Körper und wälzte ihn herum. Der Körper gehörte eindeutig Marisa
Vargas, und sie war nicht tot. Die Augenlider flatterten. Ich wußte nicht
recht, ob ich erleichtert oder bekümmert sein sollte.
    Die Lider flatterten wieder und
öffneten sich. In dem flehenden Blick, der mich aus den großen, blauen Augen
traf, lag etwas, das mir zu Bewußtsein brachte, daß Marisa Vargas auch ein
Mensch war — ein Mensch, der offensichtlich Hilfe brauchte. Ich faßte sie unter
den Armen und zog sie ins Wohnzimmer. Dort hob ich sie auf die Couch.
    »Holman«, wisperte sie. »Was
haben Sie zu ihm gesagt ?«
    »Warum ?« fragte ich.
    »Er benahm sich wie ein
Berserker«, erwiderte sie. »Er schlug mich — mit der Faust — mitten in den
Magen .« Sie wandte den Kopf ab. »Ich dachte, ich würde
sterben .«
    »Aber Sie sind nicht
gestorben«, stellte ich fest.
    »Sie sind ein herzloser
Schweinehund«, flüsterte sie.
    »Wollen Sie etwas zu trinken ?«
    »Das könnte ich gar nicht bei
mir behalten .«
    »Vielleicht hat er Ihre Milz
zermalmt, als er Sie schlug .«
    Ihr Kopf fuhr herum.
    »Und wenn?« Ihre blauen Augen
waren weit aufgerissen. »Was würde dann geschehen ?«
    »Dann haben Sie allenfalls noch
zehn Minuten zu leben«, erwiderte ich ernst. »Es ist am besten, Sie trinken zum
Abschied doch noch einen Schluck, meinen Sie nicht ?«
    Sie setzte sich plötzlich auf
und drückte vorsichtig beide Hände in die Magengegend.
    »Sie glauben doch nicht im Ernst,
daß das passiert sein kann ?«
    »Vielleicht nicht.« Ich zuckte
die Achseln. »Sie scheinen über die Aussicht, vielleicht sterben zu müssen, so
erregt zu sein, daß Sie plötzlich viel besser aussehen .«
    »Ich — was?« Ihre Augen
weiteten sich noch mehr. »Oh, Sie Ekel!« Langsam breitete sich ein Grinsen auf
ihrem Gesicht aus. »Sie gerissener, raffinierter Höllenhund! Wissen Sie was?
Ich fühle mich tatsächlich viel wohler .«
    »Das ist die Holman Stirb-oder-Werde-Therapie«, erklärte ich.
»Abgerundet wird sie mit Alkohol .«
    Ich ging zur Bar, mixte zwei
Wiederauferstehungscocktails und nahm sie mit zum Sofa. Marisa schwang ihre
Beine von der Couch und zog hastig das Pannekleid über ihre Schenkel. Sie nahm
mir das Glas aus der Hand und leerte es, ohne abzusetzen.
    »Das war gut«, sagte sie und
seufzte erleichtert.
    »Ich habe Wilson von der Leiche
erzählt, die ich in Bonnie Adams’ Wohnung gefunden habe«, bemerkte ich. »Das
schien ihn zu veranlassen, seine Pläne urplötzlich zu ändern .«
    »Deshalb hat er mich
geschlagen«, sagte sie tonlos.
    »Mich hat er auch geschlagen«,
stellte ich fest.
    »Das ist nur ein kleiner Trost .« Sie schnitt eine Grimasse. »Wollen Sie mir nicht irgendwo
ein tiefes Loch graben, wo ich mich verstecken kann ?«
    »Erst möchte ich die Geschichte
Ihres Lebens hören«, versetzte ich. »Aber das hat Zeit. Im Eisschrank liegen
ein paar Steaks. Sie können eine Dusche nehmen, während ich anfange zu kochen .«
    »Das beste Angebot, das ich heute

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