Liebe vor der Kamera
Dank.«
Als ich wieder im Wagen saß,
fuhr ich zum nächsten Drugstore und rief meinen alten Freund Freddie Hoffman
an.
Freddie hat eine Agentur für
junge Talente und kennt jeden im Filmgeschäft, weil er jeden einmal vertreten
hat oder immer noch vertritt. Er kannte natürlich auch die Konkurrenz in- und
auswendig.
»Rick, alter Junge!« Seine
Stimme klang laut und überschwenglich. »Habe ich dir erzählt, daß meine
kühnsten Träume eben wahrgeworden sind ?«
»Nein«, antwortete ich
resigniert, »aber ich werde die Geschichte wohl gleich zu hören bekommen, ob
ich will oder nicht .«
»Valerie und Vanessa«, sagte er
mit gesenkter Stimme. »Eineiige Zwillinge, beide prachtvolle, blonde Walküren.
Ihre Eltern trennten sich, als sie noch in den Windeln steckten. Der Vater ist
Amerikaner, die Mutter Französin. Jeder nimmt einen Zwilling mit. Zwanzig Jahre
später begegnen sie einander zum erstenmal, sie tun sich zusammen und
beschließen — ja, du hast es erraten — , zum Film zu
gehen.«
»Und kommen zur Agentur
Hoffman, um sich beraten zu lassen ?« meinte ich.
»Stell’ dir das mal vor !« Er erstickte beinahe an seiner eigenen Begeisterung. »Die
eine spricht nur französisch, die andere nur englisch. Und ich spreche beide
Sprachen. Wenn die beiden also bei mir in der Wohnung sind, weiß die eine nie,
was ich mit der anderen spreche. Ich sage dir, das ist fast so, als hätte man
einen Privatharem .«
»Und eine will natürlich die
andere bei dir ausstechen ?«
»Genau«, bestätigte er selig.
»Einen großartigen Film gäbe das. Ich habe schon einen Autor, der am Drehbuch
arbeitet .«
»Und du bist mit fünfzig
Prozent beteiligt .«
»Sechzig«, verbesserte er
entrüstet. »Schließlich stammt der Einfall von mir .«
»Jetzt sag mir mal«, unterbrach
ich, »kennst du zufällig die Agentur Matherson ?«
»Eine Packmaschine«, erwiderte
er. »Die packen alles in einem schönen Paket zusammen — Autoren, Produzenten,
Regisseure, Schauspieler — und verkaufen es dann ans Fernsehen. Jedenfalls
haben sie das früher getan. In letzter Zeit habe ich nichts mehr von ihnen
gehört. War sowieso nicht gerade ein brillanter Einfall. Packmaschinen gehören
in die Seifenfabrik .«
»Aber die Agentur besteht noch ?«
»Ich glaube schon«, antwortete
er.
»Und wo ist sie ?«
»Am Wilshire Boulevard. Sieh doch im Telefonbuch nach .«
»Weißt du, wer den Laden leitet ?«
»Moment mal. Langsam fällt es
mir wieder ein .« Es folgte eine kurze Pause. »Ja, vor
ungefähr einem Jahr flog da der Alte ’raus und ein Junger kam, keine Erfahrung,
aber ungeheuer eifrig. Ein entsetzlicher Wichtigtuer. Wollte mir weismachen,
wie man Talent erkennt .«
»Hatte der junge Mann auch
einen Namen ?«
»Klar, natürlich. Warte mal,
gleich wird er mir einfallen .« Wieder eine kurze
Pause. »Ich weiß noch, daß er damals diese auffallende Blonde mithatte, ein
rasantes Weib .«
»Gail Corinth ?« fragte ich.
»Genau. Und er — ach ja,
Hubbard hieß er .«
»Simon Hubbard ?« fragte ich.
»Ja.« Freddie seufzte
glücklich. »Das war’s — Simon Hubbard .«
»Vielen Dank, Freddie«, sagte
ich. »Du hast den Tag gerettet .«
»Komm’ doch heute
abend auf einen Drink«, schlug er vor. »Ich stelle dir die Zwillinge
vor. Kannst eine Gratislektion in Französisch nehmen .«
»Der Gedanke ist verlockend«,
erwiderte ich, »aber ich komme lieber ein andermal darauf zurück .«
Ich legte auf und kehrte zu
meinem Wagen zurück, nachdem ich die Adresse der Agentur Matherson nachgeschlagen hatte. Etwa fünfzehn Minuten später betrat ich die Büros der
Agentur. Sie waren nicht gerade ehrfurchteinflößend. Ich nannte der
Empfangsdame meinen Namen und erklärte ihr, daß ich Mr. Hubbard zu sprechen wünschte.
Sie bat mich zu warten. Die Poster an den Wänden machten noch Reklame für
Fernsehserien, deren letzte Fortsetzung drei Jahre zuvor gelaufen war. Soweit
ich wußte, waren all diese einst bekannten Stars jetzt in Obskurität versunken.
Die Empfangsdame teilte mir
mit, Mr. Hubbard erwarte mich. Es gelang ihr nicht ganz, dabei die Überraschung
in ihrer Stimme zu unterdrücken.
Das Büro war klein und nur mit
dem notwendigsten ausgestattet. Hubbard saß hinter einem Schreibtisch, den
Freddie Hoffman nicht einmal einer Stenotypistin zugemutet hätte, und sein
Gesichtsausdruck war gar nicht entgegenkommend.
»Also, Holman«, sagte er
barsch, »machen wir es kurz. Was wollen Sie von mir ?«
»Ich war nur
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