Liebe vor der Kamera
Arm nach der Leselampe aus. Meine Hand
blieb in der Luft hängen, als eine nackte Gestalt auf leisen Sohlen ins Zimmer
tappte.
»Entschuldigen Sie«, sagte sie
zaghaft, »aber da draußen ist es eiskalt .«
»Haben Sie sich deshalb
splitternackt ausgezogen ?«
Sie ließ ihren hübschen Körper
in einem dramatischen Frösteln erschauern.
»Ich dachte, Sie könnten mir
vielleicht eine Decke leihen oder so was .«
»Ja, im Hochsommer ist es immer
das gleiche in Los Angeles«, stellte ich fest. »Die eisigen Stürme Alaskas
fallen über den Pazifischen Ozean her und verwandeln ihn in ein Chaos aus
Blizzards und Eisbergen. Und wenn die eisige Meeresluft dann Los Angeles
erreicht, biegt sie nach links ab —«
»Ach, halten Sie den Mund !« rief sie lachend.
Ich rutschte hastig zur Seite,
als sie mit einem behenden Sprung in meinem Bett
landete. Eine appetitlich gerundete Backe ihres rosigen Hinterteils glitt an
meiner Nase entlang, dann verschwand der ganze Körper unter der Decke.
»Jetzt ist mir gleich viel
wärmer .« Sie seufzte wohlig. »Ist dir auch warm, Rick ?« Ihre suchende Hand berührte mich, und sie lachte. »He,
dir scheint wirklich warm zu sein .«
Meine linke Hand glitt behutsam
unter ihrem Arm hindurch und umschloß ihre Brust. Sie seufzte wieder. Dann
legte sich ihre Hand auf die meine.
»Es macht dir doch nichts aus ?« fragte ich besorgt. »Du wirst dir doch hoffentlich nicht
verloren vorkommen ?«
»Was ?« murmelte sie träumerisch. »Was?«
»So ganz ohne Kamera und
Scheinwerfer.«
»Wenn du nur nicht mittendrin
>Aus !< rufst.« Sie lachte leise. »Wir haben zwar
keine Kamera und keine Scheinwerfer, aber an Handlung wird’s hoffentlich nicht
fehlen .«
8
»Eier, Schinken und Kaffee«,
verkündete Marisa stolz. »Was sagst du nun ?«
»Nicht zu glauben«, versetzte
ich. »Das muß eine Fata Morgana sein .«
»Dann setz’ dich erst mal hin
und iß .« Sie verdrehte die Augen. »Ich bin erstaunt,
daß du nach deinen nächtlichen Leistungen überhaupt noch auf den Beinen stehen
kannst .«
»Du warst mit meinen Leistungen
zufrieden ?« erkundigte ich mich bescheiden.
»Mehr als zufrieden«, erklärte
sie. »Du besitzt Phantasie und Ausdauer .«
»Oh«, meinte ich hoffnungsvoll,
»kann ich dann vielleicht meine fünfzig Dollar wiederhaben ?«
Als ich bei der zweiten Tasse
Kaffee angelangt war, war ich beinahe überschwenglicher Stimmung. Gerade die gelegentlichen Kostproben der Freuden des Ehelebens
bestärken mich darin, Junggeselle zu bleiben. Ich kann einfach den Gedanken
nicht ertragen, daß die ganze Seligkeit im Morast des täglichen Einerleis
versinken soll. Marisa saß mir gegenüber am Tisch, das Kinn auf die
verschränkten Hände gestützt, und ihr Gesichtsausdruck verriet, daß sie mit
einem ungeheuer schwierigen Problem kämpfte.
»Und was passiert jetzt ?« fragte sie unvermittelt.
»Erwartest du ein Encore ?« fragte ich nervös.
»Ich meine, mit mir«, versetzte
sie ungeduldig. »Hast du vor, mich dem lieben, alten Herrn Papa zu retournieren
und deine Belohnung einzuheimsen ?«
»Nein«, antwortete ich.
»Jedenfalls noch nicht.«
»Das freut mich«, erklärte sie
huldvoll, »weil ich nämlich gar nicht mitkommen würde .«
»Ich bin der Meinung, daß
zuerst verschiedenes geklärt werden muß«, sagte sie. »Beispielsweise die Frage,
wer Bonnie Adams ermordet hat und was aus ihrer Leiche geworden ist.«
Sie schauderte. »Das hatte ich
fast vergessen .«
»Und wo ist Tricia Cameron ?« fuhr ich fort. »Und wie weit sind meine lieben Freunde
Wilson und Bridges in diese Geschichte verwickelt ?«
»Die beiden hatte ich auch fast
vergessen«, stellte sie fest. »Du hast eben die Erinnerung an ein herrliches
Frühstück zerstört .«
»Es wird zurückkommen, während
du das Geschirr spülst«, versicherte ich und stand auf. »Ich werde inzwischen
in der großen bösen Welt meinem Gewerbe nachgehen .«
»Und was wird solange aus mir ?«
»Du könntest mal Hausputz
machen«, schlug ich vor. »Das habe ich dieses Frühjahr versäumt .«
»Ich meine, wenn du mich hier
ganz allein zurückläßt , was soll ich dann machen,
wenn Bill Wilson wieder auftaucht ?«
»Abhauen?«
»Sei doch ernst, verdammt noch
mal !« schrie sie mich an. »Er kann sich’s doch über nacht anders überlegt haben .«
»Das bezweifle ich«, meinte
ich. »Mach einfach nicht auf, wenn es klingelt. Die Haustür wird er bestimmt
nicht aufbrechen. Nicht bei Tag, und schon gar
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