Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe vor der Kamera

Liebe vor der Kamera

Titel: Liebe vor der Kamera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
einmal Schwierigkeiten machen sollte. Bonnie war
es unerklärlich, wie ich zu dem Film gekommen war. Ich erzählte ihr
wahrheitsgemäß, daß er mit derselben Post gekommen war wie der Brief von meiner
Tochter, und aus mir unbegreiflichem Grund fand sie das komisch. Jetzt in der
Rückschau weiß ich, daß es ihr Lachen war, das mir den entscheidenden Anstoß
gab. Ich hatte sie schon mit dem Vorsatz aufgesucht, sie zu töten, doch ich war
schwankend geworden. Ihr Gelächter versetzte mich in Raserei. In diesem Moment
wollte ich nur eines — sie zum Schweigen bringen. Und doch klang mir, nachdem
ich sie getötet hatte, immer noch ihr Gelächter in den Ohren .«
    Ich schloß die Tür des
Arbeitszimmers hinter mir und stieg hinunter ins Souterrain. Ich schaltete den
Projektor ein und sah mir den Film an.
    Er war gräßlich. Ein Mann und
zwei Frauen. Und die Frau, die sich sowohl dem Mann als auch der anderen Frau
hingab, war Tricia Cameron. Der Mann war Bill Wilson, und die andere Frau war
Bonnie Adams. Das Gräßliche an dem Film war, daß Tricia Cameron keine Freude an
dem hatte, was ihr angetan wurde. Das sah man an dem starren Gesicht, an der
Art, wie ihr Körper zurückzuckte. Wilson war das reine Tier, und Bonnie Adams
genoß die Szene. Das merkte man jeden Moment. Sie genoß es, das rothaarige
Mädchen zu erniedrigen, es zu immer neuen demütigenden Handlungen zu zwingen.
Als der Film endlich abgelaufen war, hatte ich das Gefühl, die Welt würde nie
wieder sauber werden.
    Ich schaltete den Projektor aus
und knipste die Tischlampe an. Tricias Brief lag auf Camerons Geständnis. Er
lautete:
    >Du wirst wohl den Film
inzwischen gesehen haben. Vielleicht findest Du ihn so gut, daß Du ihn mit
Deinen anderen schönen Erzeugnissen vertreiben möchtest? Mir ist auch schon ein
guter Untertitel eingefallen: >In der Hauptrolle das perverse Töchterlein
des hochanständigen Clyde Cameron .< Du könntest ihn auch in den Finanzblättern groß ankündigen. So zum Beispiel:
Weltpremiere von >Das Liebesleben der Bankierstochter .< Das müssen Sie gesehen haben! Camerons Tochter, wie sie es mit Männern und mit
Frauen treibt. Deine Geschäftsfreunde haben mich dazu gezwungen, lieber Vater.
Auf den Knien habe ich sie angefleht, mich zu verschonen, aber sie fanden das
nur zum Totlachen. Das Schlimme ist, daß ich nicht darüber hinwegkomme. Aber
einen Weg gibt es, das alles zu vergessen — für immer. Deshalb werde ich — und
ich hoffe, Du vergibst mir die Gefühlsduselei, liebster Vater — mir das Leben
nehmen. Heute abend . Ich habe hier als Kellnerin
gearbeitet, und niemand weiß meinen richtigen Namen. Wenn man meine Leiche
findet, wird man glauben, ich war nur ein nettes, altmodisches Mädchen, das
sich nicht mit dem Gedanken abfinden konnte, ein uneheliches Kind zur Welt zu
bringen. Das Bewußtsein, Wilsons Kind zu tragen, und der Gedanke daran, wie es
gezeugt wurde, sind mir unerträglich. Ich bin sicher, das wirst Du verstehen,
liebster Vater, und ich hoffe von Herzen, Dir wird die Peinlichkeit erspart
bleiben, meine Leiche identifizieren zu müssen. Ich kann Dich direkt vor mir
sehen, wie Du jetzt bewundernd den Kopf schüttelst und sagst: >Das Mädel hat
Mumm! Und verdammt anständig von ihr, mich nicht in eine peinliche Situation zu
bringen .< Ja, das wär’s, liebster Vater.
Meinetwegen kannst Du zum Teufel gehen .<
    Darunter stand in großer,
kindlicher Handschrift: >Tricia .<
    Camerons Geständnis war so
umfassend, wie er vorausgesagt hatte. Er bot den Film als Beweis dafür an, daß
Wilson seiner Tochter gegen ihren Willen Gewalt angetan hatte. Er machte
außerdem die Polizei darauf aufmerksam, daß auch Danny Bridges, der die Kamera
geführt hatte, sich schuldig gemacht hatte. Hubbard wurde dafür, daß er Bonnie
Adams’ Leiche hatte verschwinden lassen, wenig hochherzig belohnt, indem diese
Hilfeleistung in aller Einzelheit geschildert wurde. Auch Gail Corinth war in
dem Geständnis erwähnt, und ich erhielt den Eindruck, als hätte Cameron sie
liebend gern tiefer in die Geschichte hineingezogen, wenn er nur mehr gegen sie
in der Hand gehabt hätte.
    Ich vertiefte mich wieder in
Tricias Brief. Er klang nicht echt. Je eingehender ich mich damit befaßte,
desto unechter schien er mir zu klingen. Zu sorgfältig war er abgefaßt — zu sorgfältig die Spitzen gesetzt — , um von jemandem geschrieben worden zu sein, der am Rand
des Selbstmords stand. Er war zu sauber getippt, nicht einen einzigen
Tippfehler konnte

Weitere Kostenlose Bücher