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Lieben: Roman (German Edition)

Lieben: Roman (German Edition)

Titel: Lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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Kindergarten in den Park begleitete und neben Vanja im Doppelbuggy saß, während ich Heidi auf dem einen Arm trug und die beiden mit dem anderen schob, sprang sie ein paar hundert Meter vor dem Parkgelände heraus und wollte das letzte Stück laufen, worauf ich scharf reagierte, sie zurückrief und ihr streng erklärte, dass sie brav im Wagen sitzen bleiben müsse, bis wir angekommen seien, hier führen Autos, ob sie das nicht sehe? Sie guckte mich fragend an, diesen Ton war sie offensichtlich nicht gewöhnt, und obwohl ich mit der Art, in der ich die Situation bewältigt hatte, unzufrieden war, dachte ich doch auch, dass ein Nein nicht das Schlechteste war, was diesem Geschöpf widerfahren konnte. Aber sie hatte sich die Sache gemerkt, denn als ich die beiden eine halbe Stunde später an den Füßen hielt und sie, zu ihrer grenzenlosen Freude, im Kreis schwingen ließ, um anschließend auf die Knie zu gehen und mit ihnen zu raufen, was Vanja liebte, vor allem, Anlauf zu nehmen und mich im Gras umzustoßen, trat Stella mich stattdessen gegen das Bein, und das ging einmal, das ging zwei Mal, aber als sie es zum dritten Mal machte, sagte ich ihr, das tut weh, Stella, hör auf damit, worauf sie selbstverständlich keine Rücksicht nahm, denn jetzt war die Sache spannend geworden, und sie trat mich wieder,
dabei laut lachend, und Vanja, die immer ihrem Beispiel folgte, lachte ebenfalls laut, woraufhin ich aufstand, sie an der Taille packte und aufsetzte. »Hör mal, du kleiner Hosenscheißer«, hätte ich am liebsten gesagt, und hätte es mit Sicherheit auch gesagt, wenn ihre Mutter nicht eine halbe Stunde später vorbeigekommen wäre, um sie abzuholen. »Hör mal, Stella«, sagte ich stattdessen hart und gereizt und sah ihr dabei in die Augen. »Wenn ich Nein sage, meine ich Nein. Hast du mich verstanden?« Sie schaute nach unten, wollte nicht antworten. Ich hob ihr Kinn an. »Hast du mich verstanden?«, sagte ich erneut. Sie nickte, und ich ließ sie los. »Dann setze ich mich jetzt auf die Bank da drüben. Ihr müsst alleine spielen, bis deine Mutter kommt.« Vanja sah mich verwirrt an, lachte dann aber und zog an Stella. Für sie waren Szenen wie diese ganz alltäglich. Glücklicherweise vergaß Stella die Sache sofort wieder, denn ich befand mich wirklich auf dünnem Eis, was in aller Welt hätte ich tun sollen, wenn sie angefangen hätte zu weinen oder zu schreien? Stattdessen lief sie mit Vanja zu dem großen »Zug«, in dem es vor anderen Kindern nur so wimmelte. Als ihre Mutter kam, hielt sie zwei Pappbecher mit Caffè Latte in der Hand. Normalerweise wäre ich bei ihrem Erscheinen sofort aufgebrochen, aber als sie mir den Pappbecher reichte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich hinzusetzen und ihr zuzuhören, während sie, in die tiefstehende Novembersonne blinzelnd, über ihre Arbeit sprach, und ich mit einem Auge die Kinder beaufsichtigte.
    Die Woche, in der ich meinen Pflichtdienst im Kindergarten absolvierte und dort im Prinzip wie ein normaler Angestellter arbeitete, war ungefähr verlaufen, wie es zu erwarten gewesen war; ich hatte früher häufig in Betreuungseinrichtungen gejobbt und erledigte alle wiederkehrenden Arbeiten in einem Tempo, das die Erzieher von den Eltern nicht gewohnt zu sein schienen, und gleichzeitig hatte ich auch nichts dagegen
einzuwenden, Kinder aus- und anzuziehen, ihre Windeln zu wechseln und sogar mit ihnen zu spielen, wenn es erforderlich war. Die Kinder reagierten natürlich ganz unterschiedlich auf meine Anwesenheit. Eines von denen, die keine Freunde hatten, ein weißhaariger, etwas ungelenker Junge, wollte beispielsweise ständig auf meinen Schoß klettern, um etwas vorgelesen zu bekommen oder einfach nur darauf zu sitzen. Mit einem anderen spielte ich eine halbe Stunde, nachdem die anderen schon gegangen waren, da sich seine Mutter verspätete, aber er vergaß es, während wir mit dem Piratenschiff spielten und ich zu seiner Freude immer neue Elemente wie Haie und angreifende Schiffe und Brände einführte. Ein dritter, der älteste Junge, fand hingegen den Weg zu einer meiner Schwachstellen, als er den Schlüsselbund aus meiner Tasche zog, während wir bei Tisch saßen und essen wollten. Schon dass ich ihn nicht aufhielt, obwohl ich wütend wurde, führte dazu, dass er sie aufspürte. Erst fragte er mich, ob an dem Bund ein Autoschlüssel sei. Als ich verneinend den Kopf schüttelte, wollte er wissen, warum nicht. Ich habe kein Auto, sagte ich. Warum nicht?, wollte

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