L(i)ebenswert (German Edition)
vergewaltigen. Dazu habe ich kein Recht.“ Er zog Ninosh mit sich in die Höhe, sah in die wunderschönen Augen, die hilfesuchend an ihm hingen. Mit langsamen Bewegungen streifte er seine Kleidung ab, zwang sich, den Blick nicht für einen Moment abzuwenden. Ninosh zeigte keine Angst, wich nicht vor ihm zurück.
Ich wünschte, ich hätte deinen Mut!, dachte Geron, als er sich umdrehte und seinen nackten, ungeschützten Körper darbot. Geron wusste, dass er Ninosh vertrauen konnte. Dieser Mann hatte tausende Gelegenheit gehabt, ihn auf jegliche Weise zu verletzen und hatte keine davon genutzt, im Gegenteil: Er hatte sich selbst gefährdet und einiges an Leid auf sich genommen, um ihn zu beschützen und vor Schaden zu bewahren. Ninosh war nicht in der Verfassung, ihn mit Gewalt zu nehmen, falls er überhaupt dazu körperlich in der Lage war mit all den Schmerzen. Doch da er ihm sein Herz nicht geben durfte, war diese Geste der Unterwerfung alles, was Geron ihm bieten konnte, um das Gleichgewicht zwischen ihnen wieder herzustellen; darum blieb er still, obwohl er sich fürchtete.
Wie betäubt starrte Ninosh auf den breiten, muskulösen Rücken dieses Mannes, der ihm die Freiheit gab, sich alles zu nehmen, was er wollte. Trotz des rasch schwindenden Tageslichts sah er, wie Geron unterdrückt zitterte, den Kopf tief gesenkt hielt, schwer atmend auf sein Schicksal wartete; es war ein herzzerreißender Anblick. Schnell trat er zu ihm und drehte ihn zu sich herum.
„Ich will das nicht …“, sagte er aufgewühlt. „Nicht so. Ich will dir nicht weh tun.“
„Dasselbe gilt für mich“, erwiderte Geron. „Lediglich unsere Körper sind anderer Meinung.“ Er ergriff seine Hand und schob sie nach unten – Ninoshs Schaft war hart und hoch aufgerichtet.
Geron trat näher zu ihm heran, bis sich ihre Geschlechter berührten, was sie beide zusammenfahren ließ. Er führte Ninoshs Hand, sodass sie gemeinsam ihre Erektionen umfassten. Ninosh atmete zischend ein, als lustvolle Erregung in seinem Unterleib entflammte. Für einen Moment schloss er die Lider, überfordert mit Empfindungen, die er bereits vergessen geglaubt hatte. Gott, es war lange her … Und so intensiv war es nie gewesen. Beim Öffnen der Augen schaute er direkt in Gerons Gesicht, das dem seinen sehr nah war.
„Gefällt dir das?“, fragte Geron leise. Es klang besorgt und Ninosh spürte: Würde er jetzt Nein sagen, würde Geron ihn sofort loslassen. Nichts lag ihm ferner, darum nickte er rasch. Es war großartig, überwältigend, wie sie einander rieben. Es ließ ihn die unentwegten Schmerzen vergessen, all das Elend der vergangenen Tage. Sein Gefährte stützte ihn mit dem freien Arm und hieß ihn stumm willkommen, als Ninosh den Kopf gegen Gerons Schulter legte, wodurch er leichter Luft holen konnte. Es fühlte sich irreal an, so zu stehen, von Brust- und Barthaaren an Wange und Hals gekitzelt zu werden, einem fremden Atem und Herzschlag zu lauschen, tief den Duft nach Mann, Wald und Erregung in sich aufzunehmen und sich dabei gegenseitig zum Höhepunkt zu streicheln. Irreal, weil er Minuten zuvor bereit gewesen war, sich Gerons Gewalt auszuliefern, obwohl er von dem Übergriff heute Mittag noch wund war. Irreal, weil er zu diesem Mann, vor dem er sich tagelang gefürchtet hatte, plötzlich Verbundenheit spürte. Irreal, aber unglaublich gut.
Geron überantwortete ihm die Führung, als sein Atem rascher wurde, und sobald die ersten Lusttropfen zu fließen begannen ließ er sogar ganz von ihm ab und gab sich Ninoshs Händen hin. Da er ihn umarmt hielt und dafür sorgte, dass sein Oberkörper abgestützt blieb, konnte Ninosh sich nun auch gehen lassen. Bald zuckten ihre Hüften in einem gemeinsamen Rhythmus, den Ninosh diktierte, bis sie sich kurz nacheinander über seine Finger ergossen.
Danach blieben sie noch eine Weile stehen, verschwitzt, befriedigt, so eng beieinander wie Liebende. Es fühlte sich falsch an, als sie sich trennten, Geron schien es genauso zu empfinden wie Ninosh. Jedenfalls zögerte er, bevor er ihn endgültig losließ und betrachtete ihn dabei intensiv. Leider war es mittlerweile zu dunkel, um seinen Gesichtsausdruck erkennen zu können. Geron half ihm, die Spuren ihrer Lust abzuwaschen. Auch das fühlte sich falsch an, beinahe wie ein Verlust von etwas, dessen Wert Ninosh nicht begreifen konnte. Und als sie sich zum Schlafen niederlegten, jeder auf seiner Seite des Feuers, wie üblich, konnte Ninosh lange Zeit nicht einschlafen,
Weitere Kostenlose Bücher