Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen
mancher Ganter erweist sich bis ins hohe Alter als guter Befruchter.
Für eine erfolgreiche Besamung ist in erster Linie die Zuchtkondition der Tiere von Bedeutung. Sie müssen gesund, gut beweglich, keinesfalls zu schwer und vor allem nicht verfettet sein. Denn alle ihre Geschlechtsorgane liegen in der Leibeshöhle. Der Penis des Ganters befindet sich in Ruhestellung bauchwärts an der Innenwand der Kloake und wird nur beim Tretakt vorgestülpt. Starke Fetteinlagerungen im Unterbauchgewebe behindern oftmals das Organ, sodass keine erfolgreiche Kopulation stattfinden kann. Der Ganter ist dann „maststeril“. Das Gleiche gilt für Gänse. Die Spermien werden nur selten ihr Ziel erreichen, wenn Fettpolster die Eileiter zusammenschnüren. Zudem sind Dickerchen meist lethargisch. Man sollte also unbedingt auf eine nicht zu üppige Ernährung seiner Zuchttiere achten.
Auch das Tretgeschick eines Ganters spielt eine wichtige Rolle. Gerade junge Ganter sind oft etwas tollpatschig und unkoordiniert, weshalb sie ihr Ziel des Öfteren verfehlen. Hier sollte man nicht gleich die Hoffnung aufgeben. Schließlich macht Übung den Meister, und mancher braucht eben etwas länger, bis der Knoten platzt. Der Jüngling sollte also im kommenden Jahr unbedingt noch eine Chance bekommen. Viele Züchter setzen Ganter nicht vor ihrem zweiten Lebensjahr zur Zucht ein.
Nach dem immer gleich ablaufenden Vorspiel …
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Der Charakter des Ganters spielt bei der Befruchtung eine untergeordnete Rolle, ist aber dennoch nicht außer Acht zu lassen. Ein grober Zeitgenosse, der seiner Gans beim Tretakt immer büschelweise die Federn vom Kopf reißt und ihr dort blutige Blessuren zufügt, hat oftmals schlechte Befruchtungsergebnisse.
Ganter treten ihre Gänse ein- bis dreimal am Tag. Sie tun das vorzugsweise auf dem Wasser, aber auch an einem Wasserbottich, denn zu ihrem festgelegten Paarungsablauf gehört das gegenseitige Halseintauchen. Dieses Ritual findet immer vor einer geschlechtlichen Vereinigung statt.
Das Ejakulat des Ganters wird von der Gans in sogenannten Samentaschen deponiert; hieraus ist es für die heranreifende Eizelle verfügbar. In diesen Hautfalten, die sich im unteren Teil des Eileiters befinden, hält das Sperma circa eine Woche, wobei es je nach Rasse und Einzeltier Unterschiede gibt.
Viele unbefruchtete Eier können ein Indiz für schlechte Spermaqualität oder für eine nicht ausreichende Spermamenge bei zu jungen Gantern sein. Auch eine ungünstige Bakterienflora im Eileiter der Gans kann die Befruchtungsfähigkeit der Spermien mindern.
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… folgt rasch der Tretakt. (Fotos: Marion Bohn-Förder)
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Die Bruteier
Die Legefolge von Gänsen ist unterschiedlich. Die Mehrheit legt im 1-0-1-0-Legerhythmus, das heißt einen Tag legen, einen Tag Pause. Es gibt aber auch Gänse, die zwei Tage hintereinander Eier legen, dafür sind aber die Pausen zwischen den Legeserien größer.
Da Gänse nur ein bis zwei Gelege im Jahr produzieren und ihre Legeleistung, je nach Rasse, eher gering ist, sind die Bruteier sehr kostbar und müssen sorgsam behandelt werden. Nur saubere Bruteier bringen ein zufriedenstellendes Schlupfergebnis. Auf eine hygienische Nesteinstreu ist daher unbedingt zu achten.
Die Eier dürfen nach dem Legen auch keinesfalls Frost bekommen, denn das führt zum Tod des Embryos. Man nimmt die gelegten Eier deshalb baldmöglichst aus dem Nest und lagert sie bis zu ihrer Bebrütung in einem frostgeschützten Raum. Erschütterungen der empfindlichen Eier sind hierbei zu vermeiden. Das erste Ei wird gekennzeichnet und verbleibt der Gans als Nestei. Die folgenden werden an einer Seite mit dem Legedatum und an der gegenüberliegenden Seite mit dem Anfangsbuchstaben des Namens der Gans versehen. So kann man beim Wenden der Eier immer gleich erkennen, ob sie auch tatsächlich um 180 Grad gedreht wurden. Beschriftet wird mit einem Bleistift, immer seitlich am spitzen Eiende, weil das stumpfe beim Schlupf zerbricht und die Notiz dann verloren geht.
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Gänseeier müssen liegend aufbewahrt werden. Die Raumluft darf nicht zu trocken sein, damit die Eier während der Lagerung möglichst wenig an Gewicht verlieren. Ich lagere sie bei 15 bis 17 Grad und einer Luftfeuchte von circa 60 bis 70 Prozent. Dabei werden sie dreimal täglich um 180 Grad um die eigene Längsachse gewendet. Das Wenden darf nicht nur in eine Richtung, sondern muss abwechselnd, einmal 180 Grad nach vorn, das nächste Mal 180 Grad nach hinten,
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