Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen
oder Sand auf, die sich mit dem Futter vermischen und so die Vorverdauungsfunktion unterstützen. Diese „Magensteinchen“, Grit genannt, müssen den Gänsen immer zur Verfügung stehen. Wir verwenden 60 Prozent groben Vogelsand und 40 Prozent fein gebrochene Austernschalen. Diese Mischung ist ein zusätzlicher Lieferant von Mineralien und besonders von Jod. Bitte verwenden Sie keinen feinen Bau- oder Spielsand. Er verbackt leicht, setzt sich in den Darmschlingen fest und kann zu einer lebensbedrohlichen Sandkolik führen.
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Futterplatz
Wenn es die Witterung zulässt, werden Gänse fast immer im Freien gefüttert und getränkt. Ein Wasserangebot im Stall führt zu einem feuchten Stallboden, und herabgefallene Futterreste ziehen Mäuse an. Das Füttern im Freien ist zwar auch nicht ganz ohne Risiken, weil es Wildvögel anzieht, die durch ihren Kot Krankheiten übertragen können; die bemessene Futterration wird von den Gänsen aber in der Regel schnell aufgenommen, wodurch dieses Risiko gering ist. Wir bleiben während der Futteraufnahme bei unseren Junggänsen und spielen Vogelscheuche. Die Zuchtstämme haben jeweils eine geschlossene, überdachte Futtervoliere an ihrem Gänsestall.
Gössel bilden eine Ausnahme. Sie bekommen ihr Futter und Wasser grundsätzlich im Stall.
Futtertröge
Futtergefäße müssen in ihren Abmessungen der jeweiligen Größe der Jung- oder Altgänse angepasst sein. Gänse lieben es, das Futter gemeinsam aufzunehmen. Bei Tieren ab der 10. Woche bieten wir 20 Zentimeter Fressplatz pro Gans. Mein Mann hat Holzrahmen gebaut, die stabil auf vier Füßen stehen. In den Rahmen liegt je eine herausnehmbare Kunststoffregenrinne, die als Futtertrog dient. (Reine Holztröge ohne herausnehmbaren Plastikeinsatz sind unhygienisch und eignen sich keinesfalls.) Diese Regenrinnenvariante hat den Vorteil, dass sie leicht zu reinigen ist und man sie individuell auf seine Tiere maßschneidern kann. Die Krippe sollte so hoch sein, dass die Gänse nicht hineintreten können. Unsere sind auf Brusthöhe der Tiere. So können sie bequem und sauber fressen. Futtertröge oder Krippen müssen nach jeder Mahlzeit gereinigt werden. Anschließend drehe ich die Einsätze mit der Öffnung nach unten. So trocknen sie besser ab und bleiben bis zur nächsten Fütterung sauber.
Futtermittelhygiene
Mäuse und Wildvögel haben am Futtersack nichts zu suchen. Futtermittel werden am besten, auch zum Schutz vor Getreidekäfern oder Lebensmittelmotten, in verschlossenen Behältern aufbewahrt. Fertigfutter darf nicht zu warm gelagert werden, damit die enthaltenen Fette nicht ranzig werden.
Gänse brauchen Gesellschaft
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Glücklich sind Gänse nur in Gesellschaft von Artgenossen. (Foto: Beate Meisenzahl)
Gänse sind gesellige Tiere und brauchen zum Glücklichsein unbedingt einen Partner. Die Haltung eines Einzeltiers kommt daher keinesfalls infrage. Wildgänse, von denen unsere Hausgänse ja abstammen, leben in einer Einehe und sind sich ein Leben lang treu. Dieser Trieb steckt noch sehr stark in vielen Gänserassen. Dennoch ist es durchaus möglich, Gänse in Gruppen zu halten.
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Am glücklichsten zu zweit – oder zu dritt
Immer wieder erleben Züchter, dass ein Ganter, der mit mehreren Gänsen gehalten wird, sich eine Lieblingsgans aussucht und für die anderen weniger Interesse zeigt, sie im schlimmsten Fall sogar links liegen lässt. Dennoch rate ich Gänseliebhabern zu einer 1,2 Anpaarung, das heißt ein Ganter und zwei Gänse. (Zwei Ganter mit einer Gans geht keinesfalls.) Passieren kann immer etwas. Sind es nur zwei, und ein Partner verstirbt, trauert das verwitwete Tier sehr stark. Nicht selten rennt es tagelang durch seinen Auslauf und ruft herzzerreißend nach seinem toten Partner. In einer Ehe zu dritt verbleiben immer noch zwei, die sich über den Verlust hinwegtrösten können.
Alles gemeinsam – eine glückliche Ehe zu dritt. (Foto: Marion Bohn-Förder)
Gänse benötigen, im Gegensatz zu Hühnern, eine etwas längere Gewöhnungszeit. Aus dem Grund werden Zuchtstämme im Herbst zusammengeführt. So haben die „Auserwählten“ genügend Zeit, um zueinanderzufinden. Auch ein erfolgreicher Tretakt will vonseiten mancher Jungganter erst geübt sein. Am einfachsten gelingt die „Ehe zu dritt“, wenn man drei junge Gänse gleichzeitig erwirbt und sofort zusammensetzt. Planlose Inzucht, also Anpaarungen zwischen Geschwistern oder einem Elternteil und seinem Kind, ist jedoch zu
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