Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen

vermeiden.
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    Schwieriger wird es, wenn in einen bestehenden Zuchtstamm eine fremde weibliche Gans eingegliedert werden soll. Je jünger sie ist und je früher sie dazugesetzt wird, desto besser. Anfangs leidet die Junge Not, weil die Alten sie wegbeißen und fortjagen, sie finden sich aber irgendwann zusammen. Das kann allerdings seine Zeit dauern. Wird die „Neue“ im Stall zu sehr eingeschüchtert, sollte man ihr zunächst ein kleines schützendes Separee abteilen. Wichtig ist aber, dass die Tiere sich weiterhin sehen, damit auch hier irgendwann der Alltag einkehrt. Wer allen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen will, der kann den Weg über das Brutei oder die Gössel wählen, die die Gänse mit dem eigenen, möglichst gleichaltrigen Nachwuchs selbst großziehen. Auch kinderlose Altgänsepaare adoptieren fremde Gänsekinder in der Regel und gehen in ihrer Elternrolle auf. Da man das Geschlecht bei Gösseln aber schwer und nur mit viel Übung bestimmen kann, ist es hier ratsam, vorsichtshalber mehrere Gössel zu kaufen.
    Wegen ihrer Treue lässt man bewährte Zuchtpaare zusammen und setzt möglichst keine neuen Tiere dazu.
    Die Gänsegroßfamilie
    Vorab sei erwähnt, dass diese Haltungsform keinesfalls der natürlichen Lebensweise der Gänse entspricht und nur aufgrund der Domestikation durch den Menschen praktiziert werden kann. Längst nicht alle Rassen eignen sich für diese Haltungsform. Solche mit hohem Wildblutanteil oder auch Steinbacher Kampfgänse sind keinesfalls WG-tauglich.
    Zuchtgruppen benötigen viel Fläche und einen entsprechend großen Stall, worin jeder Gans ein Separee zur Verfügung stehen muss, in dem sie ihr Nest bauen kann. Das Zusammenstellen einer Zuchtgruppe erfordert sehr viel Geduld, Beobachtungsgabe und Fingerspitzengefühl sowie charakterlich einwandfreie und vor allem verträgliche Gänse.
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    Mehrfach behütet – Gössel in der Zuchtgruppe. (Foto: Marion Bohn-Förder)
    Besonders die Ganter müssen gut sozialisiert und offen für diese Haltungsform sein. Nur wenn sie sich vertragen, kann eine gefiederte WG funktionieren. Ich praktiziere mit drei Zuchtstämmen eine solche Großfamilie. In einer Zuchtgruppe leben zwei Ganter und vier Gänse Tag und Nacht zusammen. Der jüngere Ganter wurde von dem Altganter großgezogen. In zwei weiteren Wohngemeinschaften leben je zwei Paare zusammen, worin immer ein Ganter aus eigener Zucht und einer zugekauft ist. Solche „Männerfreundschaften“ funktionieren nur, wenn beide Tiere nicht zu dominant und unnachgiebig sind. Mein letzter zugekaufter Ganter „Michael“ entpuppte sich bei der Ankunft auf unserem Hof als streitsüchtiger Raufbold. Kaum aus der Transportkiste, stürzte er sich schon auf einen Jungganter. Es war viel Geduld, Einfallsreichtum und vor allem häufige Präsenz meinerseits notwendig, um diesen langhalsigen Aggressor einigermaßen zu entschärfen. Heute läuft er mit seiner Gans „Regina“ und einem weiteren Gänsepaar friedlich zusammen. Das erste halbe Jahr flogen des Öfteren die Federn, mittlerweile sind die Fronten zwischen den beiden Gantern geklärt. Im gemeinsamen Stall hat jedes Paar jedoch sicherheitshalber seinen eigenen Bereich.
    Abschließend sei erwähnt, dass Zuchtgruppen sehr interessant sind, weil sie auch ihre Gössel in einem Familienverband gemeinsam aufziehen. Für das Handling einer Zuchtgruppe bedarf es aber etwas Erfahrung. Wer erst mit Gänsehaltung beginnt, sollte daher besser die 1,1 oder 1,2 Anpaarung wählen.

Nachwuchs im Gänsestall
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    „Draußen bleiben, das ist meine Familie!“, scheint dieser Ganter sagen zu wollen. (Foto: Marion Bohn-Förder)
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    Wenn Ende Januar die Tageslänge zunimmt, steigt der Testosteronspiegel der Gänseherren. Dieses Sexualhormon verwandelt dann so manchen braven Ganter in einen extrem eifersüchtigen und angriffslustigen Vogel, der seinem Halter nun häufiger drohend die Zunge zeigt, anstatt ihn wie gewöhnlich freudig zu begrüßen. Beim Betreten seines Brutreviers ist es nun ratsam, den liebestollen Don Juan unbedingt im Auge zu behalten. Denn alle im Zusammenhang mit der Fortpflanzung stehenden Handlungen laufen instinktiv und zwanghaft ab, mit dem einzigen Ziel, die Art zu erhalten. Die Liebe eines Gänsepaares erreicht während der Fortpflanzungszeit ihren Höhepunkt. Die steil angewinkelte Halshaltung des Ganters, wenn er der Gans gegenübertritt, signalisiert seine starke Bindung und Paarungsbereitschaft. Er bewacht sie nun mehr denn je und