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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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meinem Hirn einen Wasserhahn aufdrehen, und meine ganzen Gedanken strömen auf die Tastatur. Wie ist es denn nun in Hollywood? In der Boulewarze vom Ton-Zerstörer stand gestern, dass die Stars da drüben alle verrückt nach der Tierkreis-Diät sind. Ich hoffe, du bist es nicht, vor allem weil du doch Wassermann bist. Wenn deine Filmproduzenten versuchen, dich dazu zu zwingen,warum lügst du nicht und erzählst ihnen, du bist Widder oder so was? Wenigstens brauchst du dann nicht von Wasser zu leben, sondern kannst auch Fleisch essen   – obwohl ich nicht sicher bin, ob Widder so richtig gut schmeckt.
    Wie auch immer, ich hoffe, alles läuft gut und du hast deinen Text gelernt. Oh Gott, ich hoffe, ich kann den Ton-Zerstörer überreden, mich nächste Woche zum Theater-Workshop gehen zu lassen   – dann könnten wir Notizen über unsere Produktionen vergleichen. Hast du jemals in Bugsy Malone gespielt?
    Alles Liebe,
    deine Mailfreundin
    Georgie xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Schlimmste Albträume!!
    Datum: Mittwoch, 26. Juli, 14:22

    Lieber Dylan,
    ich wollte dir nur schnell Bescheid sagen, dass gestern mein schlimmster Albtraum wahr geworden ist. Na gut, mein schlimmster Albtraum war es natürlich nicht   – der wäre, für immer und ewig allein mit dem Ton-Zerstörer auf eine einsame Insel verbannt zu sein   –, aber es kam ziemlich nah ran. Wie ich in meiner letzten Mail geschrieben habe (es ist okay, wenn du nicht auf jede einzelne Mail von mir antworten kannst   – ich weiß ja, dass du im Moment mega viel zu tun hast), wie auch immer, ich bin also gestern mit Michaela in den Park gegangen, und genau, wie ich befürchtet habe, waren all meine Freundinnen da. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, war auch noch Jamie Phelps mit zwei von seinen Kumpels dabei. In dem Moment, als ich sie auf dem Pavillon entdeckte, bin ichrüber zum Kinderspielplatz gerannt und habe so getan, als würde ich sie nicht sehen. Ich habe mir sogar einen anderen Gang zugelegt, damit sie mich nicht erkennen   – so eine Art Hinken mit tief gesenktem Kopf. Ich habe mich gefragt, warum jemand so herumlaufen würde, und beschloss, ich wäre ein schwedisches Au-pair-Mädchen, das von ihrem Pony gefallen ist, kurz bevor es zum Arbeiten nach England kam. Dann entschied ich, dass das Au-pair-Mädchen ihr eigenes Pony hat, weil sie aus einer sehr reichen Familie kommt, vielleicht sogar aus der Königsfamilie. Als Au-pair-Mädchen, das Kinder über alles liebt, würde ich erleben, wie es in der echten Welt zugeht, bevor ich Königin werden würde. Ich würde eine echt frostfreie Königin werden, weil ich wüsste, wie es ist, arm zu sein, und ich wäre kein Parasit. Mein Dad hat immer gesagt, die ganze königliche Familie bestünde aus Parasiten, weil sie von uns anderen leben. Ich wusste, um ehrlich zu sein, nicht so genau, was er damit meinte, und das hat mir eine Menge Ärger eingebracht, als Mr   Connor uns letztes Jahr in Biologie gefragt hat, wer ein Beispiel für einen Parasiten nennen kann, und ich gesagt habe: die Queen. Ich musste nachsitzen und einen fünfhundert Wörter langen Aufsatz zum Thema »Was die königliche Familie für mich getan hat« schreiben. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, die Seite leer zu lassen, denn das hätte mein Vater von mir gewollt. Er wäre in sein röhrendes Gelächter ausgebrochen und hätte mich in seine Bärenarme genommen, wenn ich das gemacht hätte   – wenn er noch gelebt hätte, natürlich. Aber dann hätte ich für immer und ewig nachsitzen müssen, und außerdem war er ja sowieso nicht da, um mich in seine Bärenarme zu nehmen. Schließlich habe ich eine Seite darüber geschrieben, was Prinz Harry für ein nettes Lächeln hat, und noch mal ungefähr eine halbe Seite darüber, wie gut es ist, dass die königliche Familie den Fußballfans etwas gibt, über das sie singen können. (In Wahrheit hasse ich es, wenn der Ton-Zerstörer die Nationalhymne singt, er hört sich an wie ein völlig verrückter Vollidiot   – wir nehmen in Englisch übrigens gerade Alliterationen durch.) Aber wie auch immer, Mr   Connor scheint es gefallen zu haben   – jedenfalls hat er mich vom Nachsitzen befreit und mir gesagt, ich müsste meineFantasie zügeln. Hmm   – ich hätte ihm gerne gesagt, dass er erst mal versuchen müsste, seine Fantasie zu finden, aber natürlich habe ich mich das nicht getraut, also habe ich es mir nur gedacht.
    Wo war ich

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