an, als würden eine Million kleine, mit abscheulichen Gedanken vergiftete Pfeile auf mich zu schießen, durch die Bäume schlagen und sich in mein Hirn bohren. Jessica war bei mir zu Hause gewesen. Sie hatte meine Mum betrunken gesehen. Sie musste Angelica gesagt haben, dass wir gar nicht im Kino waren. Und Michaela weinte, und ich war nicht da, um sie zu trösten. Irgendwer würde das Jugendamt anrufen. Michaela und ich würden in Pflege gegeben werden.
Irgendwie gelang es mir, mich auf die Füße zu rappeln und zu murmeln, ich müsse jetzt gehen. Tränen liefen mir das Gesicht hinunter, und ich konnte mich nicht mehr erinnern, wo der Eingang zur Lichtung war. »Sorry«, sagte ich wieder und wieder, als ich über eine Gitarre und dann über die Tasche von jemandem stolperte. »Tut mir leid.« Und es tat mir wirklich so leid – dass ich überhaupt gekommen war. Dass ich tatsächlich geglaubt hatte, ich könnte einmal etwas echt Tolles und Aufregendes erleben. Dass ich mir tatsächlich eingebildet hatte, ich hätte ein Date mit Jamie.
Ich vermied es, auch nur in seine Richtung zu sehen, als ich im Kreis herumlief und endlich die Lücke zwischen den Bäumen entdeckte. Ich hörte, wie er mir hinterherrief: »Warte!«, aber ich ignorierte ihn und stolperte so schnell, wie ich konnte, hinaus. Ich glaube, er hat versucht, mir nachzukommen. Ich hörte ihn wieder rufen und dann ein Geräusch in den Büschen hinter mir, aber ich ging einfach weiter und hielt nicht mehr an, bis ich zu Hause war.
Das einzige Gute war, dass ich wirklich früh ankam. Der Ton-Zerstörer war noch im Pub, und Angelica war auf dem Sofa eingeschlafen. Ich wusch ihr Glas ab, leerte den Aschenbecher und versteckte die leere Flasche draußen im Mülleimer. Dann weckte ich sie und half ihr ins Bett. Zum Glück war sie viel zu weggetreten, um sich zu erinnern, dass Jessica da gewesen war. Als ich in mein Zimmer kam, fand ich Michaela schlafend in meinem Bett. Sie drückte meinen Teddybären an sich. Hendrix. Vorn war ihr Haar nass und durcheinander vom Weinen.
So, jetzt kennst du die ganze traurige Geschichte. Ich hoffe, du findest mich nicht zu schrecklich. Normalerweise lasse ich Michaela nicht mit meiner Mum alleine, wenn sie so ist, aber ich wollte einfach ein einziges Mal ein normaler Teenager sein. Und normale Teenager-Sachen machen. Bitte sei nicht böse auf mich. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich dich nicht hätte und nicht mehr mit dir reden könnte. Na gut, wenn ich dir nicht mehr mailen könnte, aber das ist doch wie Reden, oder? Ich würde es hassen, wenn ich zu allem auch noch dich verlieren würde. Jetzt weine ich schon wieder. Ich mache lieber Schluss. Tut mir leid.
Georgie xx
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Hallo
Datum: Montag, 7. August, 09:01
Hi Nan,
ich bin sofort, als sie aufmachte, in die Bücherei gekommen, weil ich gehofft hatte, du hättest mir gestern Abend eine Mail geschickt. Aber alles, was ich in meiner Inbox hatte, war eine Spam-Mail von einem Prinzen in Burkina Faso, der mir sechs Millionen Dollar in mein Bankkonto einzahlen will. Schön wär’s! Bist du böse auf mich? Bitte, könntest du mir nur schnell eine Mail schreiben und mir sagen, was du denkst? Zu Hause ist jetzt alles in Ordnung. Mum hatte gestern keinen einzigen Drink, und der Ton-Zerstörer war den ganzen Tag mit seinen Kumpels unterwegs, also war alles ruhig und nett. Mum hat sogar Puppentheater für Michaela gespielt. Du siehst also, es ist wirklich nicht so schlimm. Es tut mir leid, wenn du böse auf mich bist, und ich verspreche dir, ich werde Michaela nie wieder mit Angelica allein lassen, wenn sie du-weißt-schon-was ist. Bitte mail mir.
Alles Liebe,
Georgie xx
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Hundert Millionen Entschuldigungen!!
Datum: Montag, 7. August, 16:02
Oh Georgie, Liebling, natürlich bin ich nicht böse auf dich! Warum um alles in der Welt sollte ich das denn sein, und wofür um alles in der Welt musst du dich entschuldigen? Ich bin diejenige, die sich entschuldigen muss, weil ich dir nicht früher geantwortet habe. Und es tut mir so, so leid. Ich hatte gestern selbst so eine Art Mini-Krise und habe meinen Computer gar nicht hochgefahren. Ich bin nicht mal aus dem Bett aufgestanden. Der arme Woodstock musste mit dem Garten vorliebnehmen, um spazieren zu gehen, fürchte ich. Und heute wollte ich eigentlich auch nichts tun. Es war, als hätte sich ein