nämlich gesagt hat, kurz bevor er starb. »Verliere nie deinen Lebenshunger, Nan«, hat er gesagt. Aber es ist so verdammt schwer.
Komm, wir versprechen einander etwas: Lass uns sicherstellen, dass wir jeden Tag wenigstens eine Sache für uns selbst tun. Auch wenn es etwas Winziges ist, zum Beispiel ein Spaziergang oder das Lesen eines Lieblingsgedichts (keines meiner eigenen Werke, das kann ich dir versichern). Einverstanden?
Nan xx
PS: Hast du je mit deiner Mutter darüber gesprochen, dass sie sich professionelle Hilfe besorgen könnte? Vielleicht sollte sie mal einen Therapeuten aufsuchen?
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Ich bin hier!!
Datum: Montag, 7. August, 16:39
Ich bin wieder da. Michaela unterhält sich mit einer Freundin aus dem Kindergarten, also sollte ich ein paar friedliche Minuten fürmich haben. Nein, ich versuche nicht mehr, mit meiner Mum darüber zu reden, sich Hilfe zu holen, denn ich weiß, dass es keinen Sinn hat. Das einzige Mal, als ich es probiert habe, ist sie richtig sauer geworden und hat mich beschuldigt, mich einzumischen, und damit war das Gespräch beendet! Deine Idee, jeden Tag etwas für uns selbst zu tun, gefällt mir, und ich verspreche, ich werde es wirklich versuchen. Ich nehme mal an, dass ich weiterhin zum Theater-Workshop gehe, ist etwas, das ich für mich tue, oder? Ich liebe es nämlich, zu singen und zu schauspielern, und es ist die beste Rolle, die ich je bekommen habe. Also werde ich dem Krabbenstäbchen auf Beinen nicht erlauben, mir das zu ruinieren. Debbie war heute bei der Probe echt nett zu mir. Sie hat gesagt, wenn ich – oh mein Gott! Der Ton-Zerstörer!
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Ich bin hier!!
Datum: Montag, 7. August, 16:42
Meine Güte, Georgie, was ist passiert? Ich hoffe, es ist alles in Ordnung. Ich werde meinen Computer eingeschaltet lassen. Maile mir, sobald du kannst, und lass mich wissen, ob es dir gut geht.
Nan xx
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Bitte maile mir!
Datum: Montag, 7. August, 23:34
Liebe Georgie,
es ist halb zwölf in der Nacht, und ich habe noch ein letztes Mal meine Mails geprüft. Warum, weiß ich eigentlich nicht, denn die Bücherei muss ja schon seit Stunden geschlossen sein, aber seit deiner letzten Mail mache ich mir einfach wirklich Sorgen. Ist dein Stiefvater in der Bücherei aufgetaucht? Woher wusste er denn, dass du da warst? Ach, ich hoffe so sehr, dass alles in Ordnung ist. Du wirst mich wissen lassen, was passiert ist, sobald du die Möglichkeit hast, nicht wahr? Mach dir keine Sorgen, ich werde meine Mails von nun an regelmäßig prüfen. Mein Nebel aus Trübsinn scheint sich ein wenig gelichtet zu haben. Er hat mich allerdings ziemlich erschöpft, also werde ich mich jetzt wohl auf den Weg ins Bett machen. Heute Nacht werde ich wieder in meinem eigenen Zimmer schlafen. Das Sofa in Bruces Zimmer hat mir chronische Rückenschmerzen beschert! Schlaf gut, liebe Georgie, und pass auf, dass die Bettwanzen dich nicht beißen. Das habe ich immer zu Dylan gesagt, als er klein war und ich ihn abends zugedeckt habe.
Alles Liebe,
Nan xx
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Wo bist du?
Datum: Dienstag, 8. August, 16:16
Liebe Georgie,
geht es dir gut? Ich habe den ganzen Tag lang immer wieder meineMails geprüft, aber von dir ist nichts gekommen. Jetzt ist es Viertel nach vier, also wirst du hoffentlich bald in der Bücherei online sein? Lass es mich wissen …
Nan xx
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Noch immer in Sorge ...
Datum: Mittwoch, 9. August, 02:34
Ach Georgie, es ist ja so frustrierend. Ich sage mir immer wieder, dass es dir bestimmt gut geht und du nur einfach keine Möglichkeit hattest, heute an einen Computer zu kommen. Aber bei der Art und Weise, wie du deine letzte Nachricht plötzlich abgebrochen hast, kann ich einfach nichts anderes denken, als dass etwas Furchtbares passiert ist. Weshalb sollte der Ton-Zerstörer in der Bücherei auftauchen? Falls es das ist, was passiert ist …
Ich fürchte, ich bin mit einer lächerlich lebhaften Fantasie geschlagen, und gerade jetzt, um halb drei in der Frühe, spielt sie völlig verrückt. Das Wetter macht dabei nichts besser. Ich weiß nicht, wie es in London heute war, aber hier in Hove war es drückend schwül. Heute Nachmittag, als ich mit Woodstock einen Spaziergang