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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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Ton-Zerstörer mir am Montag erzählt hat, sind so viele Dinge, die ich für die Wirklichkeit gehalten habe, ausradiert und von ihm neu geschrieben worden. Ich verspreche dir, ich maile dir wieder, sobald ich die Möglichkeit habe, aber jetzt gehe ich besser zurück, nur für den Fall, dass er früher nach Hause kommt.
    Alles Liebe,
    Georgie xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Stürmisches Wetter
    Datum: Donnerstag, 10. August, 19:11

    Georgie   – bist du noch da? Ich möchte dir meine Telefonnummer geben, und ich möchte, dass du mich anrufst, so schnell du kannst   – 01273 556 7840
    Alles Liebe,
    Nan xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Ruf mich an
    Datum: Donnerstag, 10. August, 23:08

    Es ist jetzt elf Uhr nachts, und von dir kam weder eine Antwort noch ein Anruf, also nehme ich an, dass du schon nach Hause gegangen sein musst, bevor du meine Telefonnummer bekommen hast. Oh Georgie, ich habe mich so erschrocken, als ich deine Nachricht bekommen habe, ich war entsetzt. Manchmal brauchen wir im Leben ein wenig Hilfe, um »eine Seite umzublättern«, und diese Hilfe möchte ich dir jetzt geben. Ich möchte, dass du mich anrufst, so schnell du kannst, und ich möchte, dass du weißt, dass du nicht in einem Haus bleiben musst, wo du dich nicht sicher fühlst. Ich bin in Bruces Büro auf und ab gelaufen, und das, was dir passiert ist, macht mich absolut rasend vor Wut. Wie kann dieser Mann es wagen, dich anzurühren? Ich frage mich immer wieder, was Bruce zu alledem sagen würde. Ich weiß, er würde wollen, dass ich etwas unternehme. Bruce war gut darin, etwas zu unternehmen, es war ihm körperlich unmöglich, sich zurückzulehnen und tatenlos bei irgendeiner Art von Ungerechtigkeit oder Grausamkeit zuzusehen. Ich weiß, wir sind uns nie begegnet, und ich weiß, ich bin kein Mitglied deiner Familie, aber ich bin deine Freundin, deine wahre Freundin, und ich kann nicht einfach hier sitzen und auf den Bildschirm des Computers starren, während ich weiß, dass du in solcher Weise behandelt wirst. Bitte ruf mich an   …
    Nan xx

Teil Vier

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Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Ruf mich an
    Datum: Samstag, 12. August, 10:45

    Liebe Nan,
    es war so toll, gestern Abend endlich mal mit dir zu sprechen. Du hast dich genauso angehört, wie ich es mir vorgestellt habe   – total gebildet und mit toller Aussprache   – wie eine echte Schauspielerin LOL (und ich lache wirklich laut, denn ich warte im Moment in dem Internet-Café am Bahnhof auf dich, und es ist so laut hier, weil all die Touristen hin und her rennen und durcheinanderreden!!). Ich weiß nicht, warum ich dir maile, obwohl ich dich doch gleich treffen werde. Vielleicht, weil ich so nervös bin.
    Es war so leicht, über Mail mit dir zu sprechen, aber was, wenn es von Angesicht zu Angesicht nicht dasselbe ist? Was ist, wenn dir, sobald du mich siehst, klar wird, dass ich nur ein blöder Teenager bin, der überhaupt nichts Interessantes zu sagen hat? Die Bahnhofsansage hat gerade durchgegeben, dass dein Zug sich um ungefähr zwanzig Minuten verspäten wird. Also denke ich, ich werde noch ein Weilchen an dieser Mail weiterschreiben. So habe ich etwas zu tun   – seit ich heute früh von zu Hause weggegangen bin, fühle ich mich wie ein geflüchteter Häftling. Und wenn ich hier im Internet-Café sitze und vor mich hin tippe, fühle ich mich schon deutlich weniger verdächtig. Zwar haben Angelica und der Ton-Zerstörer keine Ahnung, wo ich bin, aber trotzdem. Als ich gestern Nacht bei unserem Gespräch am Telefon anfing zu weinen, war es nicht, weil du mich traurig gemacht hast oder so was. Du warst so nett, und deine Stimme klang so ruhig und stark. Ich konnte einfach nicht anders, als in Tränen auszubrechen. Und es tut mir leid, dass ich mich nicht dazu durchringen konnte, dir zu sagen, was der Ton-Zerstörer mir am Montagabend über meinen Vater erzählt hat. Es ist einfach so schwer, auch nur daran zu denken, geschweige denn es laut auszusprechen. Vielleicht habe ich Angst, wenn ich es laut ausspreche,wird es wahr, und was ich dann tue, weiß ich nicht. Ich fürchte, ich hoffe noch immer, dass der Ton-Zerstörer und Angelica gelogen haben. Ich kann einfach nicht glauben, dass sie ihm zugestimmt und erlaubt hat, meine und ihre Geschichte umzuschreiben, dass sie ihn solche furchtbaren Dinge über meinen Dad sagen lässt. Heute Morgen,

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