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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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als ich ihr gesagt habe, ich würde weggehen, musste ich meine Fäuste total fest in meinen Hosentaschen ballen, um mich davon abzuhalten, sie zu schlagen. Und ich glaube, das hat sie gespürt, denn sie hat mir nicht widersprochen, sondern nur gesagt: »Pass auf, dass du vor sieben zurück bist«, denn dann kommt natürlich er nach dem Fußball aus dem Pub zurück.
    Ich weiß was, ich werde versuchen, hier in dieser Mail aufzuschreiben, was passiert ist, und falls ich immer noch nicht in der Lage bin, es dir zu sagen, wenn wir uns treffen, kann ich dich bitten, online zu gehen und es zu lesen. Ich werde es wie ein Theaterstück aufschreiben, denn das geht am schnellsten. Also los:

    ORT: GEORGIES Zimmer, Montagabend. GEORGIE sitzt auf ihrem Bett, lehnt an der Wand, reibt sich ihren verletzten Arm.
    TON-ZERSTÖRER steht in der Zimmertür und starrt sie an.

    TON-ZERSTÖRER: Sieh dich doch an, du erbärmliche kleine Versagerin   – genau wie dein drogensüchtiger Vater und deine versoffene Mutter.
    GEORGIE: Mein Dad hat keine Drogen genommen.
    TON-ZERSTÖRER: (lacht sarkastisch) Hat keine Drogen genommen? Ein langhaariger Roadie für die Magic Carpets? Und ob der Drogen genommen hat.
    GEORGIE: Du lügst!
    TON-ZERSTÖRER: Ach ja? Wie ist er denn dann bitte schön gestorben?
    GEORGIE: Er   – er hatte einen Unfall mit seinem Motorrad. Die Straße war glatt vom vielen Regen.
    TON-ZERSTÖRER: (bricht in Gelächter aus) Ja, klar.
    GEORGIE: (fängt an, sich sehr unwohl zu fühlen) Was meinst du denn?
    TON-ZERSTÖRER: Er hatte Gott weiß was für Zeug genommen und war davon total von der Rolle, und so ist er auf sein Motorrad gestiegen. So hat sich dein kostbarer Dad um dich und deine Mum gekümmert   – und dabei hätte er noch irgendein armes Schwein auf der Straße umbringen können.
    GEORGIE: Nein!
    TON-ZERSTÖRER: Doch. Aber ich dagegen? Ich habe euch ein Dach über dem Kopf gegeben, ich ernähre und kleide euch   – und was bekomme ich dafür? Nichts als Lügen.
    GEORGIE: (murmelt) Der Lügner bist du.
    TON-ZERSTÖRER: ( macht einen Schritt auf sie zu) Wie bitte?
    GEORGIE: Du   – du lügst jetzt. Mein Vater hat keine Drogen genommen. Du lügst.
    TON-ZERSTÖRER: Du ignorante kleine   –
    Ein Geräusch unterbricht ihn. Es ist GEORGIES erbärmliche Mutter ANGELICA, die von der Arbeit nach Hause kommt. Sie betritt das Zimmer und sieht GEORGIE weinend auf dem Bett.
    ANGELICA: Oh mein Gott! Was ist denn passiert?
    GEORGIE: Er lügt, Mum, er sagt all diese Sachen über Dad, und   …
    TON-ZERSTÖRER: Dieses kleine Biest ist diejenige, die lügt   – uns lügt sie an.
    ANGELICA: Was meinst du? (Sie sieht GEORGIE an) Worüber lügt sie?
    GEORGIE: Ich habe nicht gelogen, Mum, er ist es, der   …
    TON-ZERSTÖRER: Sie ist zu diesem Theater-Workshop oben im Gemeindezentrum gegangen. Zu dem, den wir ihr verboten haben. Die ganze letzte Woche über war sie da   – als sie auf meine Tochter hätte aufpassen sollen.
    Er macht einen Schritt auf das Bett zu , GEORGIE umarmt ihren Teddybären fest .
    ANGELICA: Was? Aber –
    TON-ZERSTÖRER: Sie hat die arme kleine Michaela allein gelassen, sodass sie herumhopsen und so tun konnte, als wäre sie eine Schauspielerin.
    GEORGIE: Ich habe sie nicht allein gelassen, sie war die ganze Zeit bei mir, sie   …
    ANGELICA: Georgie, wie konntest du nur? Ich habe dir doch gesagt   …
    TON-ZERSTÖRER: Ach ja, du hast ihr gesagt, sie darf nicht gehen. Und seit wann hat sie je auf irgendwas, das du ihr sagst, gehört? Sie ist durch und durch die Tochter ihres Vaters.
    GEORGIE: Mum, er hat gesagt, Dad hat Drogen genommen. Das stimmt doch nicht, oder? Er hat gesagt, er hat an dem Abend, an dem er starb, Drogen genommen. Er hat gesagt, deshalb ist er gestorben. Mum?
    ANGELICA starrt ausdruckslos auf den Boden, ihre Hände zittern.
    TON-ZERSTÖRER: Na los   – sag’s ihr. Erzähl ihr, in was für einem Zustand er an dem Abend war. Erzähl ihr, wie du ihn angebettelt hast, so nicht rauszugehen. Erzähl ihr, wie ihr kostbarer Vater wirklich war.
    GEORGIE: Mum!
    ANGELICA nickt langsam mit dem Kopf, blickt noch immer nicht auf.
    GEORGIE: (schreit) Raus hier!
    TON-ZERSTÖRER fängt an zu grinsen und verlässt das Zimmer. ANGELICA macht einen Schritt auf das Bett zu. Georgie wirft Hendrix, ihren Teddybären nach ihr. Den Teddybären, den ihr »drogensüchtiger« Vater für sie gekauft hat.
    GEORGIE: Raus!
    ANGELICA verlässt das Zimmer .

    So, jetzt weißt du, warum ich dir nicht erzählen

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