Lieber einmal mehr als mehrmals weniger
fällt mir ja gar nichts mehr ein, was sagt man zu so ’ner Antwort?»
Schweigen von unserer Seite.
«Na gut, denn will ich es euch verraten: Gar nichts sagt man dazu! Das hat man nicht gehört, das steckt man gnädig weg und schmeißt es auf den Müll zu der anderen Scheiße, die alle alle Tage lang absondern zu müssen meinen tun!»
«Du, das würde ich gar keine so schlechte Idee finden, du! Mal nüüt sagen», meint Jakob anerkennend.
«Hör mal, mein Freund», nimmt Krüpki die Herausforderung an. «Wenn du als Schrauber so fit wärst wie mit Worten, denn gäb’s ja Hoffnung. ’ne kleine Hoffnung zwar, aber immerhin ’ne Hoffnung, dass du den ganzen Krempel, den du da auseinandergepfuscht hast, vielleicht, ich betone vielleicht, auch wieder vernünftig zusammenfriemeln könntest. Und unser neunmalkluger Kleinbauer hier», er deutet mit dem Kinn zu mir, «endlich mit meinem Trecker auf meinem Hof vorfährt und ihn mir zurückbringt, weil er ihn nicht mehr nötig hat, weil sein sogenannter Hürli wieder im Dienst ist.»
Ich will ansetzen, Krüpki zu versichern, dass genau dies spätestens übermorgen stattfinden wird. Er jedoch stoppt mich mit einer entschiedenen Handbewegung. «Du hältst den Rand, ich bin noch nicht fertig: Also, wie ich als Kenner die Lage aktuell einschätze, wird das frühestens sein, nachdem die Kastanien auf der Straße liegen, nachdem die Bäume ihr Laub abgeworfen haben, nach dem ganzen Schnee und dem Frost, nachdem das Gras dann wieder kniehoch steht, und ich wette, auch erst nachdem alle anderen das Heu eingefahren haben, nur nicht der doofe Krüpki, weil der seinen Trecker noch immer nicht zurück hat, den er, weichherzig wie er leider ist, seinem Nachbarn leihweise zur Verfügung gestellt hat, damit der seine Viecher versorgen kann. So, und nu bist du wieder dran!», fordert er Jakob heraus.
«Also, was mich betrifft, der Hürlimann läuft spätestens übermorn wieder. Ob du dann auch dein Tracktörli wieder zurückbekommst, das musst du dann schon mit dem Dieter abmachen, weisch.»
«Steht übermorgen wieder auf deinem Hof, Krüpki, vollgetankt, wie abgemacht», versichere ich zackig.
«Na, denn ist ja gut. Bisher haste ja Wort gehalten, det muss man dir lassen.» Krüpkis Stimme ist wieder auf Saallautstärke. «Reicht auch ’n paar Tage später, weil det ist doch Scheiße, wenn du dann ohne Trecker dastehst, wa. Wegen die Schafe, mein ich.»
«Wir schaffen das bis übermorgen, Krüpki», versichere ich ein weiteres Mal. «Jakob ist absolutes Fachpersonal, Erste Liga, Banner der Arbeit Stufe 1 in Gold für besondere Verdienste um Hürlimänner!»
«Veräppeln kann ich mir selber, von wegen Banner der Arbeit, so was ist ja, was det arbeitende Volk betrifft, abgeschafft worden, zum Glück. Also: Es kann ja vielleicht sein, dass dein Jakob vom Fach ist, aber dann hat er ja immer noch das Problem, dass er dich zum Helfer hat. Ausgerechnet dich! Wenn einer wie du mit anfasst, dett ist, wie wenn fünf andere loslassen, wa?»
Jetzt muss Jakob laut herauslachen. «Das wird schon gehen, Meister Krüpki, sogar mit dem Dieter.»
«Na, denn will ich euch jungem Gemüse jetzt ganz feierlich eines mal sagen.» Er streicht sich mit der Hand über seine Flaumfrisur, die kurz in Form kommt, aber sich schon während seiner folgenden staatstragend deklamierten Worte wieder in den Vier-Winde-Stil zurückflust. «Ich erkläre hiermit vor euch als Zeugen: Falls ihr es gegen jede vernünftige Prognose des Kenners tatsächlich schaffen solltet, diesen wilden Haufen Schrott bis übermorgen wieder zu einem Hürlimann zusammenzuflicken, also zu einem Gerät, das, wie auch immer es aussehen wird, selbständig läuft, also im Sinne von auto mobil, denn hol ich mir meinen Famulus höchstpersönlich hier ab, und ich werde nicht mit leeren Händen erscheinen, sondern mit ’ner schönen Pulle Edelbrand zum Anstoßen auf die Wiederauferstehung des Hürlimanns! Und dir, Jakob, hisse ich als Zugabe ein inneres Banner der Arbeit in Platin, so wahr ich Krüpki heiße.»
«Beschlossen», sage ich.
«Also, söll gälte!», sagt Jakob.
Wir reichen uns die rechten Hände – Jakob reißt sich vorher noch hastig seine grünen Gummis von den Fingern –, legen die Pranken übereinander, und für einen Moment werden wir zu den drei Eid-Genossen, im Kreise stehend, in dieser Scheune in Amerika, beinahe exakt in der nämlichen Pose, wie sie auf den kitschigen Schweizer Gründungslegenden-Ölschinken gern
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