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Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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Faust aus der Manteltasche, lässt daraus ein Häuflein Münzen in meine Handfläche regnen und legt einige Fünf-Euro-Scheine obendrauf. «Hier, da is schon mal ’ne Anzahlung für euren nächsten Trecker. 34  Euro und 20  Cent, genau abgezählt. Kannste dir bei deiner Sonja bedanken, hat se im Lotto gewonnen. Ohne deine Sonja wärste jetzt nämlich im Arsch.» Er schließt meine Finger um das Geld, nickt mir zu und verschwindet, das Licht des Hürlimann-Operationssaals hinter sich lassend, im Dunkel des Hofes.
    Nach Teddys Abgang klappt Jakob seinen Mund wieder zu, wischt sich mit dem Ärmel über das Gesicht und sagt: «Die sind aber noch zeimlich diräkt, deine Brandenburger.»
    «Kann man nicht anders sagen», gebe ich ihm recht. «Aber das dürfte dich ja nicht allzu sehr verunsichern, du bist ja auch nicht gerade als Superdiplomat bekannt, oder?»
    «Er gefällt mir ja, dieser Teddy. Es ist nur ungewohnt, dass ich plötzlich nicht mehr der Einzige bin, wo mit seiner Meinig nicht hinterm Berg hält.» Er lächelt etwas unsicher. «Isch ja gar nicht so schlächt, auch mal zu erleben, wie es isch, wenn man einstecken muss.»
    «Jakob, die Brandenburger klingen nur in Schweizer Ohren ein wenig rau, der Teddy ist …»
    «Isch gut, Dieter, würkli, das halt ich locker aus.» Er zuckt leicht mit den Schultern.
    «Jakob, du musst Teddy das wirklich nicht verübeln, der war einfach nur geschockt, weil er keine Ahnung hat von Technik. Er hat ja nicht mal einen Führerschein.»
    «Nei, nei, da haben mich schon ganz andere nöd umgehauen, als der …» Jakob wirkt ein wenig verloren inmitten der Hürlimann-Eingeweide. Mit der Hand wischt er an seiner Hose herum, als ob es da etwas zu wischen gäbe.
    «Jakob …» «Dieter», sagten wir gleichzeitig.
    Und dann im Chor: «Was?»
    «Jakob, der Teddy ist wirklich ein …»
    «Scho guät, würkli, es isch guät», unterbricht er mich. «Kä Problem, oder, schon vergessen, Schwamm drüber, fertig, Schluss, aus, finito, weitermachen.» Er bückt sich über den Getriebeblock. «Gibt es würkli noch Leute ohne Fahrausweis?»
    «Teddy ist eben in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung, auch in puncto Führerschein.»
    «Also, dann chomm.» Jakob klatscht in seine Gummihandschuh-Hände, was ein seltsam schmatzendes Geräusch erzeugt. «Verkeilen wir endlich das Motorblöckli, damit es sicher steht und nicht noch auf den Ranzen fällt, ein neues Motörli hab ich nämmli nöd dabei.»
    Wir machen uns ans Werk, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Teddys Besuch in Jakob weiter rumort. Und tatsächlich, eine Viertelstunde später, wir haben gerade die ausgebaute Kupplungsscheibe begutachtet – «Die wär dir nächstens um d’ Ohre geflogen», war der Kommentar von Jakob, «Aha», war der meine –, da hält es mein Freund, der Hürlimann-Gott, nicht länger aus: Er legt den Putzlappen, mit dem er die neue Kupplungsscheibe gereinigt hat, beiseite, richtet sich auf und sagt: «Du, Dieter, jetzt emal ehrli: Du machst dir nöd öppe Sorgen um deinen Traktor, oder?»
    Ich erwidere seinen Blick. «Nein, Jakob, ich mach mir keine Sorgen. Ich kenne ja dein
Mad-Max
-Mobil und deine Sägerei Marke Eigenbau. Warum soll ich mich sorgen, du Erfinder des Jahres?»
    «Ich schwör dir, Dieter, ich fahre nicht nach Hause, bevor ich höch zu Hürlimann durch dieses Dorf getuckert bin, und zwar in sämtlichen Gängen und Zwischengängen, rauf und runter durchgschaltet, abe und ufe dur Amerika.»
    «Das weiß ich, Jakob, auch wenn du nicht schwörst.»
    «Hab’s nur welle geklärt haben», brummt er, und dann ist er endlich wieder voll in seinem Element. «Also, wenn wir jetzt dänn mit dieser Spindel über diesen Ritzel fahren müssen, kann es sein, dass der nicht ganz in der richtigen Winkelposition sitzt, hä, darum muss du dann den da, luäg here, den musst du nach hinten drücken auf mein Kommando, gegengleich einfahren, du den da rein und ich den da drüber, weisch wie ’n i mein?»
    Nein, ich habe keinen blassen Schimmer, wie er meint. Aber beim fünften Versuch kriegen wir die Spindel trotzdem über das Ritzel.

[zur Inhaltsübersicht]
    Eidgenossen
    Wir sind gerade dabei, irgendeinen extrem wichtigen Federdruck auf die Kupplungsscheibe zu justieren oder so ähnlich, als eine grelle Stimme die konzentrierte Ruhe in der Scheune jäh beendet.
    «Ach du heilige Scheiße, was ist denn hier hochgegangen? Waren doch noch Russen-Minen in der ollen Scheune gewesen, wa?»
    Wir

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