Lieber einmal mehr als mehrmals weniger
heißt: Der Hürlimaa wird nicht laufen. Die werden sich ihren Teil denken über mich, diesen Schweizer Hürlimaa-Fachmaa. Schöner Fachmaa das. Und du musstest ja noch lamentieren, von wegen Verdienstorden in Gold. Und ich blöde Löli lach auch noch dazu. Das isch mir so pinlich, dass es weh tut.»
Dazu fällt mir nun gar nichts mehr ein. Jetzt fühle ich mich nicht nur schuldig, jetzt bin ich es: Durch meine großmäulige Prahlerei habe ich meinen hilfsbereiten Jakob unter Erfolgsdruck gesetzt. Gegenüber ganz Amerika. Jetzt geht es um nichts weniger als um die Ehre. Um seine Ehre. Die er verlieren wird.
Und so verharren wir beide, bar jeder Hoffnung, in der Scheune, mit unseren kalten Kaffees in der Hand, und brüten stumpfsinnig vor uns hin.
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Müsebeck
«’tschuldigung», sagt eine Männerstimme hinter uns. Wir wirbeln herum. Im Scheunentor steht, lässig gegen den seitlichen Torpfosten gelehnt, Hände in den Hosentaschen, ein Bein übers andere gewinkelt, Fußspitze auf den Boden gestützt: Bauer Müsebeck! Wenn er einige Stücke seiner für ihn typischen Arbeitskluft ersetzt hätte – statt der schweren Schuhe Westernstiefel, statt des schmalkrempigen schwarzen Lederhütchens eine schwarze Lederweste und auf dem Kopf einen Cowboy-Hut, statt des Arbeitskittels einen breiten Gürtel mit silberner Schnalle und anstelle des grauen Pullovers ein um den Hals geknotetes Tuch –, er hätte jedem Gary-Cooper-Film zur Ehre gereicht. Wie er sich da anlehnt. So lässig.
«Man erzählt sich in Amerika, ihr hättet wohl das eine oder andere Problem mit eurem Hürlimann», meint Müsebeck, während sein wacher Blick über die am Boden verteilten Metallstücke gleitet, und dabei grinst er über sein ganzes braun gegerbtes Gesicht.
Na super, denke ich, Teddy hat offensichtlich das dörfliche Buschtelefon sehr effizient benutzt. Und spätestens morgen Mittag wird man sich in ganz Amerika erzählen, wir hätten den Trecker zwar auseinander-, aber nicht wieder zusammengekriegt, hahaha!
Mit einem kleinen Ruck aus der Hüfte löst sich der Mann vom Pfosten und schlendert auf Jakob zu. «’n Abend», sagt Bauer Müsebeck, «Bauer Müsebeck.»
«Jakob», sagt Jakob.
Die Männer schütteln sich die Hand. Müsebeck nickt mir zu, dann wendet er sich wieder an Jakob. «Herzbolzen, wa?»
«Woher wüssed Sie …?», fragt Jakob verwirrt.
«Ach», winkt Müsebeck ab. «Ich steh schon ’n paar Minütchen hier. Bin gekommen, weil ich dachte, mal sehen, wo der Hut brennt, vielleicht kann ich helfen. Aber ihr habt mich ja nicht bemerkt, so sehr wart ihr mit eurem Herzbolzen beschäftigt.»
Nun steht Müsebeck genau über dem Problemteil und tippt mit dem Fuß leicht gegen das glänzende Stück Stahl. Abermals ertönt ein leises «Kling». «Den kannste in die Tonne treten», bemerkt er. «Muss ’n neuer her.» Jakob nickt ergeben. Dann schiebt Müsebeck leise nach: «Ich hätte da womöglich ’ne Idee …»
Das elektrisiert uns. Als ob wir Stahlfedern in den Hälsen hätten, rucken unsere Köpfe hoch. Und Müsebeck, der alte Meister des Spannungsaufbaus, genießt unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. «Also», fährt er in aller Ruhe fort, «ich kann’s ja nicht garantieren, aber ich könnte mir vorstellen, dass det eventuell funktioniert.» Er dreht sich zu uns und wartet auf unsere Reaktion.
«Dass was funktioniert, Müsebeck?», erfülle ich prompt seine Erwartung.
«Na ja», macht er, «ich hab da ’n Neffen. Und der hat ’n Kumpel. Und dem sein Vater, der arbeitet auf ’ner Werft.»
Müsebeck pausiert.
«Und?»
«Als Dreher.»
«Aha.»
«Ist einer der Besten.»
Müsebeck schiebt seine Unterlippe vor und nickt anerkennend. In diesem Moment macht es bei Jakob «Klick»; er erkennt die Chance, die sich hier bietet. «Sie meinen, dieser Vater von diesem Kumpel von diesem Neffen von Ihnen, der könnte uns eventuell so einen Herzbolze machen?»
«Nö», erklärt Müsenbeck, «der kann det nicht eventuell, der kann det.»
«Das wär ja, also … Huäresiäch, das wär ja die Rettung.» Ich kann förmlich zusehen, wie Jakobs aufkeimende Hoffnung wieder Farbe in sein Gesicht treibt.
«Moment, Jakob», bremse ich. «Das ist zwar ein guter Vorschlag von dir, Müsebeck, aber diese Ostsee-Werften sind weit. Bis wir da hochgefahren sind und retour, das kostet uns einen vollen Tag, und den haben wir nicht.»
«Stimmt», sagt Jakob. «Und dann haben die ja nicht grad auf uns gewartet, die sind
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