Lieber Frühling komm doch bald
Gedanke. «Gaylord - habt ihr Julia gefunden?»
«Nein, noch nicht. Wir haben aufgehört zu spielen, als wir das Feuer gesehen haben, und Miss Thompson hat gesagt: » Wie konnte Mummi ihnen Zutrauen, daß sie weiter Verstecken spielten, während die Scheune in Flammen stand!
«Ich verstehe», sagte May. «Aber - wo ist Miss Thompson?»
«Na, da ist jedenfalls Mackintosh», sagte Opa. Sie waren bei der Scheune angekommen. Gaylord sah mit leuchtenden Augen zu, wie die Feuerwehrmänner mit Schläuchen und Äxten und Leitern hantierten. Wassersäulen zischten in die Flammen. «Du, Mummi, glaubst du, daß sie mich mithelfen lassen?» fragte er ohne viel Hoffnung. Die Erwachsenen ließen einen fast nie an den Ball, wenn es richtig interessant wurde.
Opa legte seine Hand auf Mr. Mackintoshs Schulter. «Gut gemacht, Mackintosh. Die Feuerwehr war ja im Nu hier!»
Aber May drängte ihn beiseite. «Wo ist Julia?»
«Im Häuschen. Miss Thompson ist bei ihr.»
May fühlte, wie ihr schwach in den Knien wurde. «Sie ist - sie ist doch nicht verletzt ?»
«Doch, ist sie.» Er wandte sich den Feuerwehrmännern zu. «Wenn Sie noch einen Hydranten brauchen, da drüben ist einer.»
«Jocelyn, ich sehe mal nach ihr», sagte May.
Jocelyn nickte abwesend. Er wandte die Augen nicht ab von der brennenden Scheune. Die tanzenden Flammen, die Rauchsäulen, der uralte Kampf zwischen Wasser und Feuer faszinierten ihn. So mußte dieser friedliche Abend enden — in Flammen und Rauch!
Er stand gedankenverloren da, bis er eine drängende Stimme hinter sich hörte. «Das muß der Arzt sein, Mr. Pentecost. Bitte sagen Sie Ihrem Vater, daß ich jetzt zu meiner Tochter gehe.»
«Ja, natürlich. Ich hoffe nur —»
Mr. Mackintosh lief hinüber und ging mit dem Arzt ins Haus. Sie stiegen die Treppe hinauf und traten in Julias Zimmer. May und Wendy erhoben sich. «Wir gehen», sagte May.
«Aye», sagte Mr. Mackintosh barsch.
«Dürfen wir unten warten?» fragte Wendy Thompson.
Er blickte auf seine Tochter und zuckte mit den Schultern. Sie gingen hinunter ins kleine Wohnzimmer.
«Vielleicht ist es ja doch nicht ganz so schlimm, Miss Thompson», sagte May. «Es war ein schlimmer Sturz, gewiß. Aber sie ist jung.»
Wendy sah sie dankbar an. «Ja», sagte sie. Aber es klang bedrückt.
«Und Sie glauben jetzt sicher, es sei Ihre Schuld», sagte May.
Wendy nickte.
«Das ist natürlich Unsinn. Sie dürfen so etwas nicht einmal denken, Miss Thompson.»
«Natürlich denke ich das. Es ist meine Schuld.»
May schwieg einen Augenblick. Dann legte sie ihre Hand auf Wendys Hand und sagte: «Ich gehe jetzt hinüber. Das müssen Sie mit sich allein ausmachen.» Doch dann fügte sie mit verstehendem Lächeln hinzu: «Aber kommen Sie bitte und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgend etwas erfahren haben, ja?»
Wendy nickte lächelnd und blieb in dem altmodischen kleinen Wohnzimmer zurück, wo es nach Geranien und Polstermöbeln und Rechtschaffenheit roch. Sie mußte lange warten, und auch als sie die schweren Schritte der Männer auf der Treppe hörte, war die Wartezeit noch nicht zu Ende. Es folgte eine lange gedämpfte Unterhaltung unten im Flur. Dann wurde die Tür hinter dem Arzt geschlossen, und Mr. Mackintosh stieg langsam die Stufen wieder hinauf.
Sie lief hinaus. «Mr. Mackintosh, was hat der Arzt gesagt?»
Er blieb stehen und wandte sich ihr zu. Seine Kleidung roch nach Rauch und verkohltem Holz, seine Augen waren gerötet, und er hatte Rußflecken im Gesicht. Zu Tode erschöpft stand er da. «Sie kommt durch», sagte er.
«Ja?» rief sie glücklich. Aber was hieß das: «Sie kommt durch?» Atemlos fragte sie: «Sie wird doch noch tanzen können?»
Er sah sie lange an und sagte dann hart: «Nein. Sie wird nie mehr tanzen können.»
«Woher wollen Sie das wissen?» fragte Wendy. «Das kann man doch bei ihrem Alter noch gar nicht sagen!»
«Sie ist mit dem ganzen Gewicht auf das rechte Bein gefallen.» Er wandte sich um und ging zwei, drei Stufen weiter hinauf. «Ein Tier mit so einem Bein würde ich erschießen.» Wieder blieb er stehen und starrte sie an, hart und bitter. «Was die Ballettschule betrifft, so hätten Sie sich die Mühe sparen können, Miss Thompson.»
Er ging weiter. In diesem Augenblick haßte sie ihn. Dennoch fragte sie: «Muß sie ins Krankenhaus?»
«Ja, sofort. Der Doktor kümmert sich darum.»
«Darf ich Ihnen
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