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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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lange schöne Tag klang aus.
     
    «Neunundvierzig — fünfzig», zählte Gaylord und öffnete die Augen. «Wir kommen!» rief er.
    Zusammen mit Miss Thompson machte er sich auf die Suche. Sie suchten an der Einfahrt und in verschiedenen Schuppen. Dann gingen sie in den Garten. «Mummi, wir spielen Verstecken, aber wenn du Julia siehst, darfst du’s mir nicht sagen, hörst du?»
    May war erleichtert, als sie Gaylord und Miss Thompson so fröhlich und sorglos vorbeigehen sah.- Es war ihr doch etwas unheimlich gewesen, als sie die Stimmen gehört oder zu hören gemeint hatte. «Ihr dürft aber Miss Thompson nicht zu müde machen», sagte sie mahnend. «Sie ist unser Gast, verstehst du?»
    «Oh, ich finde es herrlich», rief Wendy. Dann liefen sie weiter und suchten. Aber sie fanden Julia nicht. «Vielleicht geht’s ihr wie dem Mädchen, das keiner finden konnte, und nach vielen Jahren ging ihre Mutter mal an die Truhe und wollte ein Tischtuch herausholen - und da fand sie ihr Skelett», sagte Gaylord erwartungsvoll.
    «Na, das will ich nicht hoffen», sagte Wendy lachend, aber ihr war nicht wohl dabei. «Julia!» rief sie laut. «Komm aus deinem Versteck — du hast gewonnen!»
    Stille. Nichts. Dann schrie Gaylord: «Da-!»
    Sie waren an einer Stelle angelangt, von der aus man die große Scheune sehen konnte.
    Aus der Heubodenluke quoll dunkler Rauch, und überall drangen kleine Rauchspiralen aus Löchern und Ritzen hervor. Jetzt leckte eine lange Feuerzunge aus dem hohen Scheunentor. «Gaylord -lauf schnell und sag deinen Eltern, sie sollen die Feuerwehr rufen. Warte - sag ihnen, wir haben Julia immer noch nicht gefunden. Und dann komm wieder zu mir, zur Scheune.»
    Er rannte los. Wendy lief zur Scheune und schrie immer wieder: «Julia! Julia!» Ihre Stimme klang heiser und trocken. Wie die Stimme einer Wahnsinnigen, dachte sie selbst.
     
    Jetzt erfüllte ein neues Geräusch die abendliche Stille, ein Heulen, das immernäher kam. Sie blickte sich im Laufen um. Der rote Feuerwehrwagen war dicht hinter ihr. Sie rannte weiter und zeigte mit dem Finger auf die Scheune: «Da! Da ist es!» Als ob die Männer das Feuer nicht selber sähen. «Ein Kind ist verschwunden!» schrie sie. «Es kann da...» Die Männer hörten sie nicht. Der Feuerwehrwagen raste an ihr vorbei. Als Wendy die Scheune erreichte, hatten die Männer schon die Schläuche ausgerollt und kämpften mit starken Wasserstrahlen gegen das Feuer an. Die Flammen zischten und spuckten.
    Einen Augenblick blieb Wendy stehen und rang hilflos die Hände. «Julia!» schrie sie. Dann lief sie zu einem Feuerwehrmann. Er beachtete sie nicht. Sie zog ihn am Ärmel. «Da — da kann ein Kind drinnen sein!» stammelte sie schluchzend.
    «Wir tun, was wir können. Lassen Sie nur, Miss», sagte er mit ruhiger Stimme.
    Allmählich kam sie wieder zu sich. Und plötzlich wurde ihr klar, was sie zu tun hatte. Sie war eine erwachsene Frau, und das Kind war in ihrer Obhut gewesen. Sie mußte dem Vater Bescheid sagen. Sie lief zum Verwalterhaus. Atemlos kam sie an und hämmerte gegen die Tür. Mr. Mackintosh erschien. «Sie sind es», sagte er kurz. «Bleiben Sie drinnen bei Julia. Ich helfe beim Löschen.»
    «Wieso? Wo ist sie?»
    «In ihrem Zimmer natürlich. Der Doktor ist unterwegs.» Er rannte davon. Sie lief ihm nach und packte ihn an der Schulter: «Was ist geschehen?»
    Er fuhr herum und starrte sie an. «Sie muß oben auf dem Heuboden gewesen sein, als das Feuer ausbrach.» Wendy rang nach Luft. «Dann hat sie wahrscheinlich Angst bekommen und ist runtergesprungen. Aus der Bodenluke.» Er drehte sich um und lief weiter.
    Wendy Thompson ging ins Haus und lief die enge Treppe hinauf. Eine Tür stand offen. Sie ging hinein. Da lag Julia, blaß, mit geschlossenen Augen. Wendy setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand. Das Kind rührte sich nicht.
     
    Es war zweifellos einer der aufregendsten Momente in Gaylords Leben. Und er wollte ihn auskosten! Er stürzte in den Garten. «Mummi! Paps! Opa! Schnell - ihr müßt die Feuerwehr anrufen! Die große Scheune brennt!»
    Sie sprangen auf. May lief als erste ins Haus. Doch da hörten sie schon das näherkommende Heulen der Feuerwehrsirene. Gaylord war bitter enttäuscht. Irgendjemand war ihm zuvorgekommen.
    «Mackintosh muß angerufen haben. Ein hervorragender Mann», sagte Opa und machte sich auf den Weg zur Scheune. «Aber wie kann sich das Feuer entzündet haben, Jocelyn? So trocken ist es doch gar nicht.»
    Jetzt kam May ein

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