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Lieber Osama

Lieber Osama

Titel: Lieber Osama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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Tür zu, dass Terence Butcher garantiert im Wagen blieb – im Wagen und bei seinem Leben mit den Kindern und der Frau, die Dunlop Green Flashs trug. Ich winkte ihm zum Abschied und sah, wie er sein müdes Gesicht von innen gegen die Scheibe presste.
    Ich blickte hoch zum Schutzschild der Hoffnung, all die toten Gesichter am orangefarbenen Himmel. Ziemlich lange sah ich sie an, dann ging ich rauf in meine Wohnung, holte mir Mr. Rabbit und kuschelte mich mit ihm auf den Boden des Kinderzimmers. Ich schlief ein und träumte von meinem Mann und dem Jungen, wie sie in unserem blauen Astra und im Auswärtstrikot von Arsenal in den Himmel fuhren. Sie waren ja so aufgeregt, dass es endlich losging. Ich hatte ihnen Lunchpakete gemacht für den Fall, dass die Fahrt länger dauerte. Mein Mann lächelte mich an. Wir sind schon weg, Schatz, sagte er. Wenn du willst, kannst du ja später nachkommen. Ich winkte ihnen zu. Mein Junge lächelte auch und winkte, während er die Nase von innen an die Heckscheibe drückte. Ich sah sie auf der Barnet Grove davonfahren – direkt in die aufgehende Sonne hinein.
    Als ich aufwachte, war das Kinderzimmer rosa von dem neuen Tag, der durch die Vorhänge drang. Und ich? Ich lächelte immer noch.

 
    S PÄTER SCHLEPPTE ICH MICH und meinen bösen Kater unter die Dusche. Ich sage Dusche, Osama, obwohl es eigentlich die Wanne war. Unsere Dusche bestand nur aus einem abnehmbaren Schlauchding, das man auf die Hähne der Badewanne steckte. Mein Junge war aber hin und weg davon. Besonders wenn er den Schlauch abmachte, einem das Gummi-Ende ans Ohr hielt und durch den Brausekopf zu einem sprach wie durch ein Mikrofon. Dann sagte er so Sachen wie: KOMMEN SIE MIT ERHOBENEN HÄNDEN RAUS. Ich schätze, das hat ihm mein Mann beigebracht.
    Dieses Spiel liebte er so, dass es oft Stunden dauerte, bis wir mit Haarewaschen fertig waren. Immerhin, Osama, das muss ich dank dir jetzt nicht mehr machen. Und so wusch ich gerade auch nur meine Haare, als es an der Tür klingelte. Genauer gesagt, ich wusch sie schon zum dritten Mal, denn den Brandgeruch kriegte ich seit dem 1. Mai einfach nicht mehr raus.
    Ich wickelte mir ein Handtuch um den Kopf, zog meinen rosa Bademantel an und ging zur Tür. Ich legte die Kette vor, machte einen Spaltbreit auf und schaute hindurch. Draußen stand Petra Sutherland. Sie trug kastanienbraune Stiefel mit hohen Absätzen, einen leichten Sommerrock mit Blumendruck und einen Kaschmirpulli mit breitem Rollkragen. Ihr Haar war wie immer lang, glatt und glänzend. Sie stand nur da und sah mich an. Ihr Gesicht war so weiß, als sei kein Blut mehr drin.
    - Was muss ich eigentlich noch alles tun, um dich loszuwerden?, sagte sie.
    Ich wollte die Tür gleich wieder zumachen, aber Petra stellte den Fuß dazwischen. Beide fingen wir jetzt an zu drücken, aber sie kriegte die Tür nicht auf wegen der Kette, und ich kriegte sie nicht zu wegen ihrem Schuh.
    - Was willst du?
    - Ich will, dass du aufhörst, Jasper nachzulaufen, sagte sie.
    - Ich bin ihm nie nachgelaufen.
    - Lügenmaul, sagte Petra. Schlampe.
    Sie steckte ihr Gesicht in den Spalt und giftete mich an:
    - Als er gestern Abend nach Haus kam, hat er schon wieder nach dir gestunken. Ich kenne deinen Geruch. Du riechst genau wie deine Wohnung. Ich habe eine ganze Nacht darin verbracht.
    - Das verstehst du nicht.
    - O doch, ich verstehe sehr gut, sagte sie. Jasper konnte mir ja nicht mal in die Augen sehen. Und jetzt lass mich rein.
    - Nein, ich glaube nicht.
    - Hör mal, zu mir sagt man nicht nein. Du lässt mich jetzt sofort rein. Wir werden das ein für alle Mal klären.
    -Bitte. Ich fühl mich nicht so gut. Könnt ihr mich nicht beide einfach in Ruhe lassen?
    - Wir? Wir lassen dich nicht in Ruhe?, sagte Petra. Das ist witzig, das ist wirklich witzig.
    - Bitte. Du weißt doch gar nicht, was passiert ist. Du solltest lieber mit Jasper reden als mit mir.
    - Nein, sagte sie. Lass mich rein, sofort. Sonst bleibe ich den ganzen Tag hier stehen.
    - Wie du willst.
    Ich ging zurück ins Bad und duschte zu Ende. Es war nicht gerade die Art Dusche, die man immer in der Timotei-Werbung sieht, mit dem schwedischen Mädchen unter dem Wasserfall. Das Wasser war ein bisschen braun wegen der rostigen Leitungen, und außerdem bollerte Petra die ganze Zeit und schrie MACH ENDLICH DIE VERDAMMTE TÜR AUF. Als ich dann aus der Wanne stieg und mir die Haare abtrocknete, versuchte sie was anderes und schrie HILFE, IN DIESER WOHNUNG IST EIN PÄDOPHILER. Sie dachte

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