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Lieber Osama

Lieber Osama

Titel: Lieber Osama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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geschlagen hatten. Ich duckte mich, und das Ding schepperte hinter mir an die Wand. Als Nächstes war ein Aschenbecher dran, und der erwischte mich erst am Arm und polterte dann in die Küche. Allmählich bekam ich es mit der Angst, denn ich war noch ziemlich schwächlich von meinem Krankenhausaufenthalt, und es sah nicht so aus, als ob Petra aufhören würde, ehe sie es mir so richtig gezeigt hatte. Sie griff einfach nach allem, was sie finden konnte, warf damit nach mir und schrie: HURE, DIRNE, FLITTCHEN, NUTTE. Und dann, urplötzlich, hielt sie inne, denn sie hatte Mr. Rabbit in der Hand.
    Hatte den Arm schon erhoben, um mit ihm nach mir zu werfen, als sie sah, was sie da eigentlich erwischt hatte, und erstarrte. Weißt du, Osama, dieser Hase, der hat was. Selbst du hättest nicht einfach mit ihm geworfen, denn man sah ihm an, was er schon alles mitgemacht hatte. Da waren wie gesagt nicht nur die schwarzen Blutflecken meines Jungen, sondern auch die abgerissene Pfote und die Brandstellen, wo das Fell bis in die Füllung rein weggekokelt und bloß eine harte Kruste übrig geblieben war. Als Petra das alles sah, ließ sie einen überraschten kleinen Schrei los, kaum ein Schrei, eher wie dieser Piepston, den der Scanner an der Supermarktkasse macht, wenn er den Strichcode von deinen Backbohnen sieht, so ähnlich. Ganz langsam senkte sie den Arm. Sank auf die Knie und legte Mr. Rabbit vorsichtig auf den Boden zwischen all die abgeschnittenen Haare, wo sie ihn anguckte, als wäre sie in Trance oder so.
    Ich kam hinter meinem Sofa hervor, kniete mich neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter. Petra glühte regelrecht, wohl von dem Wodka.
    - Das ist doch alles nicht wahr, sagte sie. Das passiert alles gar nicht.
    - Doch, tut es.
    - Wir können nicht mehr zurück, sagte sie. Wir können nicht zurück.
    - Nein.
    Petra hob den Kopf und schaute sich im Wohnzimmer um.
    - Scheiße, sagte sie. Wie es hier aussieht. Tut mir leid.
    - Schon gut. Sie sah mich an.
    - Mensch, dein Gesicht, sagte sie.
    - Das Blut kann man abwaschen.
    Ich ging ins Bad und ließ Wasser ins Waschbecken laufen. Es dauerte ein bisschen, bis ich das Blut abhatte. Nach einer Weile kam Petra nach, stellte sich hinter mich und besah sich ihre neue Frisur im Spiegel. Sie schnallte gar nichts mehr.
    - Es sieht furchtbar aus, sagte sie. Halt, nein, es ist gewagt und sexy. Hmm, auch nicht. Sag ehrlich, wie sieht es aus? Es ist schrecklich, nicht wahr?
    - Man müsste es ein bisschen nachschneiden, sagte ich. Soll ich? Das hab ich bei meinen Jungs auch immer getan, da ist nicht viel dabei.
    - Meinst du wirklich, du kriegst es wieder hin?, sagte sie.
    - Also, schlimmer kann es nicht werden.
    Petra schniefte und ging raus, um die Schere zu holen. Ich setzte sie auf den Badewannenrand und begradigte die schlimmsten Zacken – mit der Zunge im Mundwinkel, wie immer, wenn ich mich konzentrieren muss. Es machte Spaß, ihr die Haare zu schneiden. Allein um was zu tun zu haben.
    Als ich fertig war, trat ich einen Schritt zurück und betrachtete mein Werk.
    - So weit erst mal. Zumindest kommst du so bis zum nächsten Friseur.
    - Danke, sagte Petra.
    Sie stand auf, um sich im Spiegel zu begutachten, nur bewegte sie sich eine Kleinigkeit zu schnell, und ich musste sie festhalten, sonst wäre sie gleich umgekippt. Sie stützte sich auf dem Waschbecken auf.
    -Du lieber Gott, sagte sie. Ich glaube, ich leg mich lieber hin.
    Ich nahm sie am Arm und brachte sie ins Schlafzimmer. Sie war etwas wacklig auf den Beinen, und von ihrer Wodkafahne wäre es mir bald hochgekommen. Im Schlafzimmer stand der Kleiderschrank offen, und Petra kam aus dem Staunen nicht heraus, als sie sah, was ich da alles drin hatte. Allerdings musste sie sich schnell an der Schranktür festhalten.
    - Gute Güte, sagte sie. Warum tust du dir das an? Bring den Kram doch in die Altkleidersammlung.
    - O nein. Ich kann die Sachen meines Mannes nicht so einfach hergeben. Sie sind alles, was mir von ihm geblieben ist.
    - Ich meine nicht seine Sachen, sagte Petra. Ich meine deine. Sie zog wahllos Teile hervor und warf sie auf den Fußboden.
    - Ich fass es nicht, sagte sie. Du bist doch eine erwachsene Frau. Puma ist verboten. Kappa erst recht. Genauso wie Nike, Gap, Reebok, NEXT. Nein, nein, nein, NEIN, das geht alles nicht. Adidas na ja, aber nur zum Joggen. Joggst du in ihnen?
    - Quatsch, wie denn? Dafür habe gar nicht die Energie.
    - Alles klar, sagte Petra. Dann auch nein zu Adidas.
    Sie warf meine

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