Lieber Osama
ablehnen.
- Nein, Petra, eine Frau in meiner Lage könnte sich die Wände mit Geldscheinen tapezieren, es würde überhaupt nichts ändern. Solange ich sie nicht für meinen Jungen ausgeben kann, sind sie für mich nicht mehr als kleine Bildchen mit der Queen drauf Kleine Bildchen mit der Queen, das ist alles, was mir dein Scheißgeld bedeutet.
Ich wollte gehen, aber Jasper hielt mich vorsichtig am Arm fest.
- Dann tu es für dich, sagte er.
-Wie?
Jasper legte den Mund an mein Ohr und sprach ganz leise.
- Deinen Jungen, den siehst du doch immer noch, oder?
Ich sah ihn an, schüttelte den Kopf und machte große Augen, die sagen sollten: WER? ICH? Ich meine, zugegeben, ich war ziemlich durch den Wind, aber so verrückt war ich nun auch wieder nicht, nicht zu wissen, dass Leute, die für andere unsichtbare Leute sehen, fix in der Geschlossenen landen.
- Ist okay, sagte Jasper. Ich verstehe das. Seit dem 1. Mai sehe ich auch so seltsame Sachen. Das ist normal. Es nennt sich post traumatisches Belastungssyndrom.
Ich schüttelte den Kopf, denn ich hatte plötzlich Angst.
- Nein, flüsterte ich Jasper zu, mir geht’s gut, wirklich, mach dir keine Gedanken.
- Vorhin in deiner Küche, sagte Jasper, da habe ich dich immer wieder in diese eine Ecke gucken sehen. Und als wir raus gingen, hast du zu ihm gesagt, er soll brav sein.
- Was quatscht ihr da?, sagte Petra.
- Du halt jetzt mal bitte den Mund, Petra, sagte Jasper. Er beugte sich wieder an mein Ohr.
- Diese Erscheinungen werden auch nicht aufhören, sagte er. Es sei denn, du kannst deinen Sohn auf irgendeine Weise begraben.
-Wie soll ich ihn denn begraben, ich hab doch nur noch seine Zähne, und Zähne kann man nicht begraben, so ein kleines Grab gibt es gar nicht.
- Nein, aber du kannst tun, worum Petra dich bittet, sagte Jasper. Aber tu es nicht für sie, tu es für dich. Glaub mir, es hilft.
- Und warum?
- Weil es wichtig für dich ist, dass die Wahrheit bekannt wird, sagte Jasper. Denn wenn du das noch länger mit dir herumschleppst, gehst du daran zugrunde. Ich meine, schau dich doch an.
Ich sah Jasper an, der mir direkt in die Augen blickte, und ich sah Petra, die mich im Hintergrund beobachtete, und ich sah meinen Jungen, der auf dem Bauch über den Boden robbte, um einen Aschenbecher oder so was unter dem Couchtisch rauszufischen. Ich wußte nicht mehr, was ich denken sollte, ich hielt mir mit beiden Händen den Kopf, damit er nicht auseinander fiel. Ich trat von Jasper zurück und ging in die am weitesten von den beiden entfernte Ecke.
- Ich weiß nicht. Ich weiß es doch auch nicht. Warum hört das alles nicht auf? Warum könnt ihr zwei mich nicht einfach in Ruhe lassen?
- Weil du im Grunde selbst weißt, dass du es tun musst, sagte Jasper. Es ist lebenswichtig für dich und lebenswichtig für dieses Land.
- Seit wann kümmert dich denn dieses Land? Jasper zuckte die Achseln.
- Seit ich Vater werde, sagte er. Das ändert alles. Ich will nicht, dass mein Kind in einem Land aufwächst, in dem Politiker willkürlich entscheiden, wer sterben muss und wer nicht.
Ich schüttelte den Kopf.
- Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Was ist mit Terence Butcher?
- Was soll mit dem sein?, sagte Petra.
- Wenn ich das wirklich mache, ist er geliefert.
- Na und, stört dich das?, sagte Petra.
- Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Er sagt, er liebt mich.
- Liebt dich?, sagte Petra. Etwa so wie du deinen Sohn?
- Aber das ist doch nicht dasselbe. Das ist doch gar nicht das selbe.
Petra lächelte, und Jasper sah zu Boden.
- Ah, sagte Petra. Endlich kapiert sie es.
D AS T RAVELODGE war in der Nähe der Liverpool Street, und ich saß in der Bar und wartete darauf, das Terence Butcher von der Arbeit kam. Ich wartete schon seit Stunden, aber das ging in Ordnung. Es war gemütlich und dunkel in der Bar, und sie ließen mich in Ruhe, außer wenn ich einen Drink wollte. Ich hatte schon 5 oder 6 GTs intus, und es war schön in diesem Alkoholnebel, während mein Junge garantiert die Hotelhalle unsicher machte. Das Mädchen an der Rezeption war sehr hilfsbereit, als ich sie fragte, ob ein Terence Butcher im Hotel wohnte, und der Barmann war auch sehr zuvorkommend, als ich ihn bat, mir nur Doppelte auszuschenken. Überhaupt war das Personal ausgesprochen freundlich. Deshalb, Osama, wenn du zwischen zwei Massakern mal ausspannen willst, dann ist das Travelodge nicht die schlechteste Adresse.
Es war fast 11, als Terence Butcher auftauchte. Ich saß
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