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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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dann aus St. Johns Mund. »Können nur Vorab-Kopien sein. Ich weiß. Ich weiß. Irgendein Schweinehund wird dafür ins Gras beißen, und ich werde derjenige sein, der dafür sorgt.« Er hörte auf, mit den Beinen zu wippen und am Nagel zu kauen und verschränkte die Hände behaglich über dem runden Bauch, als habe die Anstrengung der Rede und die tröstliche Möglichkeit der Rache ihn beruhigt.
    »Tja, in diesem Fall werde ich dir nicht erzählen, wer sie verkauft. Ich glaube, du bist verrückt genug, es zu tun.«
    Er winkte ab und lachte, als bewundere er jemanden, der so jung schon so frech war. »Hör auf!« Aber dann verwandelten seine Augenbrauen seinen Gesichtsausdruck in einen, der sagte: »Nein, mal im Ernst.«
    »Nein, mal im Ernst. Du bist Journalistin, oder? Du glaubst, diese Schwarzkopiererei ist eine Story, ja?«
    »Jemand könnte es kaufen. Klingt ja gut. Piraten starten Carlas LP im voraus — so ähnlich. Neun-Millionen-Pfund-Unternehmen — hübsches Featurematerial, nicht wahr?«
    »Schwarzkopierer.«
    »Die Redakteure werden sie Piraten nennen. Ist bildhafter für das Leserpublikum.«
    »Kann sein. Aber ich hab noch was Besseres.«
    »Ach ja?« Ich ließ die Eiswürfel von neuem kreisen.
    »Wie wär’s mit... Carla Blue tot nach Rauschgiftorgie?« Er beugte sich vor und griff nach dem Flugmagazin.
    »Sie ist ertrunken«, sagte ich, während er durch das Heft blätterte.
    »Ich weiß. Aber warum sollte sie so etwas Verrücktes tun? In dem Pool schwimmen, während die Brandung drüber wegkracht? Warum ist sie überhaupt runtergegangen? Wir andern sind doch nicht gegangen. Sie war ein Junkie, deshalb. Den Kopf voll Scheiße.« Frustriert drehte er die Illustrierte auf den Kopf. »Wessen blöde Idee ist es, die Hälfte der Seiten falsch rum zu drucken?«
    »Die eine Hälfte ist über London, für abfliegende Passagiere, die andere über das West Country, für ankommende. Sie ist doch nicht allein gegangen, oder?«
    »Nein. Sie ging mit... sie hatten was miteinander.« Er warf das ärgerliche Magazin zur Seite und nickte leichthin, aber diskret zur anderen Seite des Flugzeugs, wo Christan Dexter aus dem Fenster auf die Cumulo-Nimbus-Wolken starrte, die sich im kalten Himmel auftürmten.
    Ich schaute hinüber. Sie konnte es nicht mit ihm getrieben haben. Das konnte sie nicht. Und wenn doch? Vielleicht sollte er etwas für sie tun. Diese Kuh. Zutrauen würde ich’s ihr. Für den Rest des Fluges schloß ich die Augen. Was störte mich denn? Der Gedanke, es könnte wahr sein? Oder der Gedanke, es könnte gelogen sein?
    Was am nächsten Tag auf Seite eins der Boulevardzeitungen prangte, war nicht von mir. Zu vergrößerten Beerdigungsfotos gab es die Story von Carlas verlorener Unschuld. CARLA BLUE: DROGENTOD. STAR IM DROGENHORROR. CARLA STIRBT AN ÜBERDOSIS. HUNDERTE BEI STARBEGRÄBNIS.
    So oder so, die Story war immer die gleiche. Carla war mit Heroin vollgepumpt gewesen, als sie in den Swimmingpool gestiegen war, und Dexter hatte versucht, sie zu retten. In der Leiche hatte man Morphinspuren gefunden. Partygäste äußerten die Vermutung, daß sie im Laufe des Abends auch Kokain geschnupft haben könne. Die spanische Polizei hatte die Ermittlungen aufgenommen.
    St. John wußte, wie man eine Story plaziert. >Was schadete es?< würde er wahrscheinlich sagen; das Mädchen sei tot, aber noch im Geschäft. Er müsse immer noch sein Bestes für sie tun. Aber was die Erinnerungen anging, war es eine harte Woche.
    Wohin ich mich auch wandte, überall war ihr Bild, ihr Name, konserviert in zwanzig synchronen Fernsehbildern; halbnackt drehte sie sich im neuen Video auf den Bildschirmen in jedem größeren Plattengeschäft. Vorausexemplare der neuen Single, die aus dem Album Seethru ausgekoppelt war, waren höchst begehrt. Demnächst hier: die tote Carla Blue. Summm... >rauf zum Satelliten, wieder runter, und da hat man’s schon: ein Doppelstart in CD/LP/MC-Format, weltweit. Der Mann mit den bebenden Nasenflügeln brauchte nichts weiter zu tun, als den Knopf zu drücken — wie ein Mitglied der Königsfamilie, das eine Flasche Champagner an einem neuen Schiff zerschlug.
    Ich bekam ein paar Anrufe von Reportern, die mir Geld für meine Story anboten.
    »Georgina Powers?«
    »Ja.«
    »Ich bin von der Sun. Wir haben Sie bei der Beerdigung gesehen. Könnten wir einen Deal über eine Story machen?«
    »Eine Story worüber?«
    »Sie waren ihre Freundin; vielleicht könnten Sie uns bei einem Porträt helfen?«
    »Ich

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