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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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angerufen.«
    Er beugte sich vor und drückte die Fingerspitzen gegeneinander. »Hör’ mal, George. Ich sage dir, daß jemand mich angerufen hat, um mir zu sagen, daß es einen Zusammenhang mit Tommy Levys Tod und der Chea gibt, und du rätst gleich beim ersten Mal richtig. Jetzt komm schon, raus mit der Sprache! Wir könnten hier einer großen Story auf der Spur sein!«
    »Keith, wenn du eine Story hast, bitte bedien’ dich. Und jetzt entschuldige mich.«
    Das Geräusch meines hartnäckigen Staubsaugers erfüllte von neuem die Wohnung, und Keith lungerte noch eine Weile herum, bis ihm klar wurde, daß ich allen Anzeichen zum Trotz doch eine ganz gute Hausfrau war. Als er gegangen war, trug ich einen großen Sack voll Abfall zum Müllschlucker am Ende des Treppenflurs und warf ihn hinein. Als ich die Klappe aufmachte, wehte mir der süßlich-eklige Geruch der Fäulnis in die Nase und ließ mich hastig und mit der Hand an der Kehle in die Wohnung zurückeilen. Ich putzte das Bad und machte mir dann wieder Tee.
    Cheryl LeMat. Eine Schönheit für zehntausend Pfund pro Tag, verheiratet mit einem der prominentesten Männer der Musikbranche, weint in Mr. Citys Telefon um einen Straßenhändler, der mehr als eine illegale Ware anzubieten hatte. Interessant. Keith, der Himmel sollte ihn segnen, hatte mir ein wichtiges Eckstück für ein neues Puzzle gebracht. Ich erinnerte mich an das, was Tony Levi am Abend zuvor gesagt hatte, und an das Foto. Trinken machte mich nicht vergeßlich. Im Gegenteil, ich konnte mich immer noch an Einzelheiten erinnern, vor allem an die, die ich vergessen wollte. Aber weshalb sollte die Ghea — und für Ghea konnte man Christian Dexter einsetzen — Tommy Levi beseitigen wollen? Doch bestimmt nicht wegen der Kassetten. Vielleicht wegen der Fotos von Cheryl LeMat? Das würde ich eher glauben, und das glaubte auch Tony Levi, und deshalb wollte er sie sehen.

Die Kneipe war leer und wollte gerade schließen, als ich kam. Die Barfrau belud ein Tablett mit Gläsern für die Spülmaschine. Tony räumte hier offensichtlich nicht auf.
    »Hallo, Schatz«, sagte sie mit breitem Lippenstiftlächeln. Ihre großen, pneumatischen Brüste waren in eine weiße Schalbluse eingesperrt und mit mindestens drei Goldketten von verschiedener Dicke dekoriert; an einer davon hing der Buchstabe T.
    »Ist Tony da?«
    »Wen soll ich denn anmelden?«
    »Georgina... Powers.«
    Sie nahm den Telefonhörer ab und ließ mich nicht aus den Augen, während sie sprach. Dann lächelte sie wieder und nickte. »Hier herum, Schatz.«
    Sie öffnete eine Tür hinter der Theke und deutete in einen langen Korridor, gesäumt von Pappkartons mit diversen Chips-Sorten und Plastikkästen mit Bier und Mixgetränken. Die Treppe am Ende war schlecht beleuchtet, und der Teppichboden roch feucht und alt. Auf dem Treppenabsatz im ersten Stock hörte ich einen Hund, der an dem hellen Spalt unter einer Tür schnupperte und knurrte. Ich klopfte an. Da fing das Gebell an. Jetzt klang es wie zwei Hunde, zwei große, tiefkehlige Hunde. Eine strenge Männerstimme brachte sie zum Schweigen, und dann ging die Tür auf. Ich blieb, wo ich war.
    »Kommen Sie rein.« Tony Levi deutete mit dem Kopf ins Zimmer, ohne zu lächeln. Ich rührte mich noch immer nicht, und so öffnete er die Tür weit. »Kommen Sie, kommen Sie. Die tun Ihnen nichts.«
    »Ja, aber können wir das auch von Ihnen sagen?« fragte ich und betrat das halbdunkle Zimmer. Er gab keine Antwort; er ging einfach weiter vor mir her.
    Tony Levis braunschwarze Rottweiler mit ihren kantigen Köpfen lagen nebeneinander vor einem großen schwarzen Ledersessel. Sie sahen enttäuscht aus: ihre mächtigen, speichelfleckigen Kiefer lagen trostlos auf den stumpfen Pfoten, und ihre fleischigen Stirnen waren in vorwurfsvolle Falten gelegt. Hier war kein Tierpsychologe erforderlich: Die beiden Burschen kannten ihren Platz. Das mußte das Geheimnis eines guten und sorgenfreien Lebens sein. Jeder wußte, was von ihm erwartet wurde und was er zu erwarten hatte, wenn er aus der Reihe tanzte.
    »Setzen Sie sich da drüben hin«, sagte Tony und deutete von dem Sessel weg auf ein großes Sofa, das aussah, als sei eine schwarze Ledersteppdecke im Kingsize-Format darübergeworfen.
    Ich setzte mich und schlug die Beine übereinander, erst rechts, dann links. »Eigentlich mag ich Hunde. Ich hatte früher selbst einen.«
    Er ging wieder weg, diesmal zwei Stufen hoch zu einer Frühstücksbar, die zwischen einer

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