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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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vorausgesetzt, ich hätte ein paar Drinks intus gehabt. Hätte ihn gefragt, ob er den Film gesehen, die Rolle geübt hätte. Jetzt aber glaubte ich nicht, daß er den Vergleich zu schätzen wissen würde. Sein Sinn für Humor war so rudimentär wie die Beine einer Schlange.
    »David Richards — ich nenne ihn immer noch Keith, seit den Zeiten, als er in Carla Blues Begleitband spielte — war Mr. City. Er ist auf dem Tape zu hören, daß ich Ihnen gegeben habe. Spielt Saxophon und Gitarre. Gestern an dem Tag, als ich von Tommys Tod las, erzählte ich Keith von unserem Deal — ich dachte, es würde vielleicht ein Problem geben. Beiläufig sagte ich ihm, daß Tommy der Typ war, von dem ich Seethru und The Unreleased Johnny Waits gekauft hatte, bevor sie offiziell herausgekommen waren. Er fand das ziemlich lustig. Aber als guter Freund, der er nun mal ist, zählte er zwei und zwei zusammen und kriegte fünf raus, und damit hat er mich so richtig reingerissen. Dann hat er seinen Job verloren. Die Ghea war ein bißchen sauer auf die Zeitung. Wissen Sie, er hat den Zusammenhang hergestellt. Es war nur eine Story.«
    Tony sagte kein Wort. Er lehnt sich zurück und spreizte und lockerte die Hände, und seine beiden goldenen Ringe blinkten ein bißchen im schlechten Licht. Die Hunde schliefen — na ja, ihre Augen waren zu — , und so dachte ich, ich lasse es drauf ankommen. »Also, was wird jetzt? Fischköder oder eine Entschuldigung?«
    Seine Augenbrauen zogen sich über der Nasenwurzel in die Höhe, und in seinen Augen flackerte leise Verwirrung. Jetzt sah er wirklich aus wie Tommy. »Was?«
    »Eine Entschuldigung?«
    Er zuckte die Achseln und ließ die sauberen, manikürten Hände flach auf die Armlehnen seines Sessels sinken. Er ließ sich Zeit. »Okay. Ich hätte mich nicht so auf Sie stürzen sollen. Das war nicht in Ordnung.«
    Ich zog ermunternd die Brauen hoch, aber er ignorierte mich. Etwas Besseres konnte ich nicht erwarten. Die Kaffeemaschine signalisierte mit einem letzten Prusten, daß sie fertig war; er stand auf und wollte die Stufen zur Küche hinaufgehen. Das Telefon klingelte.
    »Sie sind Journalistin. Computer, hm? Was bringt das ein?«
    Ärger, dachte ich, während er zum Haustelefon griff und mit der Barfrau unten sprach. Das schwarze Funktelefon lag zusammen mit seinem schwarzen persönlichen Organiser/Taschenrechner auf dem viereckigen Glas-Messing-Tisch zwischen uns.
    »Okay, Trace, ich komme gleich runter«, sagte er und legte das Telefon wieder hin. Dann ging er in die Küche, um den Kaffee einzugießen, den er auf einem schwarzen Lacktablett mit weißen Porzellantassen auf zarten Untertassen zum Tisch brachte; ein elegantes Milchkännchen und eine dazu passende Zuckerschale waren ebenfalls vorhanden. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich ihm seinen Kaffee in einer Bürotasse der British Telecom oder in einer mit IBM-Reklame serviert hatte.
    »Nun?« Er richtete sich auf.
    »Das war eine alte Visitenkarte. Ich arbeitete seit einer Weile nicht mehr.«
    Er gab keinen Kommentar ab; er deutete nur auf den Kaffee und ging hinaus — hinunter in den Pub, nahm ich an. Ich gab einen Teelöffel Zucker in die Tasse und rührte mit einem kleinen Silberlöffel um. Dann sah ich nach den Hunden. Sie hatten die Augen offen und fixierten mich; also saß ich stocksteif da, bis Tony mit den Kassenschubladen heraufkam. Er stellte sie auf den Eßtisch und kam dann wieder herunter, um im Sessel Platz zu nehmen. Die Hunde rollten sich auf die Seite und machten die Augen zu. Ich stellte meinen leere Tasse auf den Tisch; es klirrte glockenhell.
    »Allerdings habe ich ein paar Fragen.«
    »Ich habe Sie gefragt, was Sie für mich haben. Sie haben mir immer noch nicht geantwortet.«
    Jetzt war ich wieder am Zug. Wenn ich es ihm erzählte, würde er mir nichts zu erzählen brauchen. Wenn ich es nicht täte, würde ich ihn zum Antworten zwingen müssen. Ebenso leicht könnte ich dem Finanzamt einen Rabatt abtrotzen. »Keith hat einen Anruf von Cheryl LeMat bekommen. Sie war sehr aufgeregt. Sie hat ihm erzählt, es bestehe ein Zusammenhang zwischen Tommys Tod und der Ghea.«
    Jetzt stellte Tony seine Tasse auf den Tisch und sah woanders hin. Er biß die Zähne so heftig zusammen, daß man an seinem Kiefer einen kleinen Muskel zucken sah. Meine Zukunft kam mir ungefähr so sicher vor wie die des armen Bruders Fredo, aber das hinderte mich nicht, zu betteln.
    »Hören Sie, ich hab’s Ihnen doch gesagt. Ich habe erst von Tommy

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