Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
Ich blickte auf, und er nickte begeistert. »Du hast ganz schöne Nerven«, sagte ich, nahm eine saubere Tasse vom Abtropfgestell und schüttete Tee hinein.
    Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber an den Küchentisch, bot mir eine Zigarette an und steckte sich selber eine zwischen die Lippen. Er hatte den Berg Flaschen in dem Pappkarton neben dem Pedal-Mülleimer bemerkt und sah mich fest an, während er meine Hand ruhig hielt, um mir Feuer zu geben. »Alles in Ordnung?«
    Ich sog den Rauch tief in die Lunge, blies eine Wolke ins Sonnenlicht und schaute aus dem Fenster auf die Hochhausblocks.
    »Okay. Hör zu und sag mir dann, was du davon hältst.«
    Ich hob die Hand wie ein Polizist, der den Verkehr anhält. »Moment mal. Moment«, sagte ich. »Ist dir eigentlich klar, wie tief die Scheiße ist, in die du mich gestern gebracht hast? So gut wie jeder Beteiligte hat von sich hören lassen; ich habe sogar eine handgreifliche Demonstration tiefster Unzufriedenheit von einem gewissen Tony Levi erhalten — der dich übrigens für einen Pinsel hält. Ich neige dazu, ihm zuzustimmen. Und... Moment noch... und jetzt schlägst du mir die Tür ein, um mir ein paar von deinen Ideen vorzutragen? Ich bitte dich!«
    Keith beugte sich vor und spreizte beide Hände auf dem Tisch wie ein Zauberer, der seinem Publikum zeigt, daß er nichts im Ärmel versteckt hat. Sein Gewissen war auf Dauerurlaub. »Okay, ich entschuldige mich. Wirklich, es tut mir leid, aber hör’ mir bitte trotzdem zu. Es ist sehr, sehr wichtig.«
    »Ach, jetzt mach schon.«
    »Jemand hat gestern angerufen, um über die Story zu sprechen. Na ja, du und ich, wir wissen, daß nichts dahintersteckte, aber ich war doch interessiert. Und diese Person war sehr aufgebracht, in einem Maß, daß sie beinahe unzusammenhängend redete. Was sie immerhin herüberbringen konnte, war, daß es einen Zusammenhang zwischen dem Tod dieses Levi und der Ghea gebe. Sonst habe ich nicht viel rausgekriegt, nicht mal einen Namen, aber ich wußte, wer es war. Es war offenkundig. Als ich es oben erzählte, gaben sie mir trotzdem die Papiere.«
    »Ghea hat also Druck gemacht — na und? Wer war denn diese aufgebrachte Person?« Während ich fragte, spürte ich schon ein ahnungsvolles Vorbeben.
    »Rate mal.«
    Ich nahm einen Schluck Tee, zog an meiner Zigarette, schnippte die Asche ab und blies zwei Rauchringe, die zwischen uns schwebten, bevor sie vergingen. »Cheryl LeMat?«
    Keiths Goldfischgesicht bestätigte es. Ich schob ihm das grüne Glas-Souvenir aus dem Lake District vor die Hand, so daß der schiefe Ascheturm am Ende seiner Zigarette hineinfallen konnte. Dann stand ich müde auf, um Tee nachzuschenken.
    »Du hast natürlich recht. Sie weinte, und ich bekam nicht viel aus ihr raus, aber sie sagte immer wieder, sie hätten Tommy umgebracht. Immer wieder.«
    Ich wartete, bis er seine Zigarette ausgedrückt hatte. Dann nahm ich den Aschenbecher und ging ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf das Sofa und sah mich um; nur halb war mir ein Kopfschmerz bewußt, der sich jedesmal bemerkbar machte, wenn ich mich auf- oder abwärts bewegte. Sie hatten recht. Die Bude war ein Saustall. Es wurde Zeit, daß ich mich wieder auf Vordermann brachte. Der Staubsauger stand im Schrank neben der Badezimmertür. Konnte nichts schaden, mal nachzusehen, ob er noch funktionierte.
    Ich schob den Sauger über den Teppich und sammelte auf dem Weg durchs Zimmer alte Zeitungen, Illustrierte und »Kentucky Fried Chicken«-Schachteln auf. Nach zwei Minuten kam Keith hinter mir her und zog den Stecker aus der Dose.
    »Also, was hast du?« fragte er.
    Ich setzte mich wieder auf das Sofa, und er nahm mir gegenüber in dem Sessel Platz, in dem Tony Levi am Abend zuvor gesessen hatte. Keith hatte nichts Einschüchterndes an sich, auch wenn er ein bißchen sauer war. Stilvoll zerzaust, lehnte er sich zurück und strich sich das Haar aus der Stirn; er verströmte jene Mischung aus Weltgewandtheit und naiver Gerissenheit, die bei Universitätsabsolventen so verbreitet ist, vor allem, wenn sie ein paar Monate in einem besetzten Haus gewohnt und ein paar Jobs gehabt haben, bei denen es Bargeld auf die Hand gab. Aber ihn mit Tony Levi gleichzusetzen, hätte bedeutet, einen stubenreinen Dalmatiner mit einem die Bäume bewohnenden Leoparden zu vergleichen. Ich gab ihm keine Antwort.
    »Hat dich jemand angerufen?« fragte er und versuchte es mit einem direkteren Ansatz.
    »Ich sage doch, jeder hat mich

Weitere Kostenlose Bücher