Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
Manager, John St. John, nicht Dexter. Allenfalls waren sie zufrieden, zufrieden, weil ihre Platten sich so gut verkauften... Hören Sie, ich muß jetzt eine Zigarette rauchen.«
    Ich zerrte an meiner Handtasche und zündete mir dann bedenkenlos eine an. Tony nahm die Untertasse unter seiner Kaffeetasse weg und schob sie zu mir herüber. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber ihn schien es jetzt gar nicht zu stören.
    »Wie steht’s mit diesem St. John?«
    »Ja. Der könnte jemanden umbringen. Er würde es auf der Bühne tun, wenn er damit die Masse anlocken könnte. Aber ich wüßte keinen Grund, weshalb er Carla umbringen sollte. Eigentlich nicht.«
    »Und weshalb, glauben Sie, sollte Dexter sie umbringen?«
    »Er hatte irgendein Verhältnis mit ihr. Vielleicht hat es etwas damit zu tun.« Ich nahm einen tiefen Zug von meiner Zigarette und blies den Rauch in eine andere Richtung. Er hörte mir immer noch zu, aber ich war fertig.
    »Das gefällt Ihnen nicht«, sagte er.
    »Was?«
    »Sie mit ihm.«
    Mein Gesicht wurde ein bißchen wärmer, vor Ärger ebenso wie vor Verlegenheit. Entweder sah man es, oder Tony war sensibler, als ich ihm zugetraut hatte. Ich ignorierte seine Bemerkung und kehrte noch einmal zum Rauschgift zurück. »Sie hat auf der Party Kokain geschnupft. Das weiß ich. Aber Heroin ist etwas anderes. Ich glaube nicht, daß sie das Zeug genommen hat.«
    »Hören Sie zu. Ich lese Zeitung. Morphin im Organismus bedeutet Heroin. Das ist eine Tatsache. An eine Überdosis kommt man, indem man zuviel nimmt oder indem man Stoff nimmt, der zu rein ist. Und man braucht kein Junkie zu sein, um an eine Überdosis zu kommen. Es kommt nur auf die Verträglichkeit an. Wenn man nichts verträgt, wär’s das. Dann dauert es eine Stunde oder einen halben Tag, aber dann wird die Haut blau, die Pupillen sehen aus wie Pißlöcher im Schnee, man kann nicht mehr richtig atmen, und dann fällt man ins Koma und stirbt, weil Lunge und Herz ersticken. Sehen Sie, Junkies setzen sich einen Goldenen Schuß, wenn sie eine Zeitlang im Knast oder im Krankenhaus waren und nichts genommen haben. Sie kommen raus und drücken die alte Dosis, oder sie schießen sich etwas, das eben nicht zu fünfundneunzig Prozent aus Abführmittel für Babys besteht, oder sie nehmen alles, was sie haben, wenn sie nicht wissen, ob sie noch mehr kriegen. Das tägliche halbe Gramm, das ein Süchtiger braucht, wird einen, der nichts verträgt, umbringen, ’türlich, wenn Sie dazu auch noch trinken, können Sie auch einfach an der eigenen Kotze ersticken.«
    »Sie scheinen eine Menge darüber zu wissen.«
    Darauf reagierte er nicht. »Wissen Sie, Koks macht Sie schneller. Aber Sie müssen schon eine ganze Menge reinziehen, um an eine Überdosis zu kommen. Manche Leute mischen es mit Heroin oder Methadon und injizieren es dann. Das hat sie aber nicht getan, oder? Hat man Einstiche an ihr gefunden? An den Armen, an den Beinen oder in der Möse?«
    »Das weiß ich nicht. Was ist, wenn sie Heroin geschnupft hat, weil sie dachte, es ist Koks?«
    »Da haben Sie’s schon.«
    Gott, es war so einfach. Er schenkte mir noch einen Scotch ein. Jeder hätte ihr den Stoff zum Schnupfen geben können. Wie erfahren war sie? Hätte sie den Unterschied erkannt? Aber jemand mußte auch dafür sorgen, daß sie zum Swimmingpool hinunterging. »Tommy wurde nicht wegen der Kassetten umgebracht, nicht wahr?« Ich trank einen Schluck.
    »Nein, ich glaube nicht. Die Kassetten waren das Peilgerät — verstehen Sie, was ich meine? Sie wollten die Fotos — das eine, das ich genommen habe, war das einzige, auf dem ihr Gesicht zu sehen war.«
    »Was ist mit dem Dope?«
    »Das Dope haben sie mitgenommen.«
    »Und wer... Sie glauben, Dexter?«
    »Er muß es sein.«
    »Rufen wir die Polizei?«
    »Was meinen Sie?«
    Ich schnippte Asche in den weißen Unterteller mit dem Kaffeekringel. Jetzt, wo wir ein Team waren, konnte ich es ihm sagen. »Hören Sie mal zu. Wir wollen uns über eins klar sein. Ich bin die Journalistin. Ich darf die Fragen stellen.«
    Da war es wieder, dieses beängstigende, flüchtige Lächeln. »Yeah, schön, wir Ganoven, wir beantworten nicht gern anderer Leute Fragen. Es bedeutet, daß sie die Antwort schon zur Hälfte kennen; verstehen Sie, was ich meine?«
    Ich lächelte ebenfalls und nickte. »Okay. Aber sagen wir’s jetzt der Polizei?«
    »Was denn? Sollen wir ihnen alles über unser Kassettengeschäft erzählen?«
    Mein Glas war leer. Er zeigte auf die Flasche,

Weitere Kostenlose Bücher