LIEBES ABENTEUER
ist egal, wo der andere Schuh ist. Willst du meine Frau werden oder nicht?«
»Ja, schon. Aber ich will auch den zweiten Schuh! Ist das so verkehrt?«
»Ashley, wach auf! Du hast einen Albtraum.« Kay schüttelt mich. Da wird mir unangenehm bewusst, dass ich die Nacht auf dem Sofa verbracht habe, mit einem Stöckelschuh fest an meine Brust gepresst. Ich bin zu alt, um auf dem Sofa zu schlafen, und ich spüre jede Krümmung und jeden Abdruck des teuren Pottery- Barn-Sofas auf meiner Rückseite, ganz zu schweigen von der Delle durch den Pfennigabsatz auf meiner Brust.
»Kay, was ist los? Wie viel Uhr ist es?« Ich drehe mich auf die Seite, reibe mir den Nacken und werfe den Schuh auf den Boden.
»Es ist sieben. Du musst aufstehen, sonst kommst du zu spät zur Arbeit.«
Mein Laptop steht noch aufgeklappt auf dem Couchtisch. »Ich habe die ganze Nacht gearbeitet«, sage ich mehr zu mir selbst als zu Kay.
»Ich hoffe, dein Chef weiß es zu schätzen, dass du so hart arbeitest. Ich dachte, deine Arbeitsstunden seien ungefähr so lukrativ wie E-Business nach dem Zusammenbruch.« Kay stellt ihre Erntedank-Dekoration auf.
Die Luft ist ein bisschen frischer geworden. Der Herbst kündigt sich an. Aber noch nicht richtig. Erst wenn Kay die Porzellantruthähne, die blätterförmigen Wachskerzen und das unvermeidliche Füllhorn mit den kleinen bunten Kürbissen herausholt, ist es wirklich Herbst. Kays Kerzen sind die einzigen Herbstblätter, die es hier rund um San Francisco gibt. Wir sind in Kalifornien: ein immergrünes Land. »Ach, ich hätte fast vergessen dir zu sagen, dass dein Chef heute Morgen angerufen hat. Er sagte, du hättest deinen Mantel im Restaurant vergessen, und er wird ihn dir auf die Arbeit mitbringen.«
»Mein Mantel. Den habe ich ganz vergessen. Das sagt alles darüber, wie der Abend war.«
»Allerdings. Als du dir diesen Mantel gekauft hast, dachte ich, du würdest ihn noch im Sarg tragen. Und bei dem Preis solltest du das wahrscheinlich auch.« Kay grinst und verschränkt kurz die Arme. Kay und ich könnten kaum verschiedener sein. Sie hat ihren letzten Mantel gekauft, als diese daunengefütterten Teile im Michelin-Männchen-Stil Mode waren, also so um 1978. Er hat noch diese blasse Tarnfarbe, die wir zu Grundschulzeiten trugen. Aber sie geht darin jeden Tag zur Arbeit, als müsste sie mit dem Hundeschlitten fahren. Kay liebt diesen Daunenmantel. Ihre Treue ist wirklich bewundernswert.
»Was hast du gestern Abend gemacht?«, frage ich, als ich mich strecke und dabei jedes einzelne meiner einunddreißig Lebensjahre spüre.
»Du meinst, was noch, außer die Telefonanrufe für die Miss Beliebtheit entgegenzunehmen?« Kay staubt ein antikes Salz-und- Pfeffer-Set ab.
»Soll ich mir einen eigenen Anschluss legen lassen? Ich frage dich immer wieder, und jedes Mal sagst du, es sei Verschwendung.«
»Nein, ich ärgere dich nur, weil ich weiß, dass es dich nervt. Arin ist übrigens wieder da. Sie hat sich erkundigt, wie alles läuft, und sich bedankt, dass du ihren Exliebhaber zum Glauben geführt hast.«
»Arin ist zurück?« Panik. Arin, die Größe-36-Missionars-Diva, in die Seth einmal verknallt war. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Gefahr besteht, dass er sich vielleicht wieder in sie verliebt, wenn sich auch nur die leiseste Gelegenheit bietet.
»Jawohl. Arin ist wieder da.«
»Weiß Seth schon, dass sie wieder da ist?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Was hat Arin genau gesagt?«
»Dass sie wieder hier ist. Dass sie mit Kevin gesprochen hat, oder Dr. Novak, wie ich ihn lieber nenne«, verkündet Kay im Seifenopernstil. »Und dass sie dich treffen will.«
»Hast du ihr von Seth und mir erzählt?«
»Was gibt es da zu erzählen?«
Ja, was eigentlich? »Ist sie immer noch so dünn?«
»Ich konnte sie am Telefon schlecht sehen, Ashley. Ich denke mal, dass sie immer noch so dünn ist. Sie hat mir erzählt, dass sie viel Kayak gefahren ist in Costa Rica und gelernt hat, einen Wasserkrug auf dem Kopf zu balancieren.«
»Machen sie das nicht in Afrika?«
»Ich erzähle dir nur, was sie gesagt hat.«
»Wird sie diese Woche zur Bibelgruppe kommen?«
»Sie hat gesagt, sie wird versuchen zu kommen, und sie hat uns alle vermisst dort unten, aber sie wollte dich unbedingt sprechen.«
»Das ist die Bedeutung meines Traumes!« Ich atme tief aus und lege die Hand auf die Stirn.
»Welcher Traum?«
»Von dem fehlenden Marc-Jacobs-Pump. Arin hat ihn, und jetzt kommt sie zurück, um Seth
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