LIEBES ABENTEUER
hat es gestunken. (In Kalifornien ist man sehr gesundheitsbewusst, und wenn man Chips kauft, so sind sie normalerweise mit kaltgepresstem Distelöl gemacht und nicht mit billigem Ol, das die Blutgefäße verstopft. Normalerweise kaufen Kalifornier nur hochwertige Sachen. Aber nicht so die Ewigkeitssingles, nicht für ihre Bibelgruppe.)
Ein Problem, das alle in unserer Gruppe gemeinsam haben, ist, dass wir absolut nicht praktisch denken können. Thanksgiving 2002, beispielsweise, vermerkte einer auf der Liste, dass er Kartoffelbrei mitbringen würde. Derjenige brachte, ohne Witz, ein Kilo Kartoffelbrei aus dem Supermarkt für zweiundzwanzig Leute mit - und dazu Bratenfond! Wir mussten ihm erklären, dass Truthahn ein Geflügel ist und deshalb Geflügelfond im Allgemeinen besser dazu passt. Und ich dachte immer, ich sei eine Niete in der Küche.
Deshalb sorgt Kay jetzt dafür, dass ihre Küche nie wieder misshandelt wird. Es ist alles eine Frage des Schreibbrettes, das Kay fest in der Hand hat, so wie jeden anderen Bereich ihres Lebens. Mein Leben ist dagegen total außer Kontrolle. Aber heute Abend fühle ich mich großartig, als wäre ich die Siegerin bei Bachelor und Chefsyndikus in einer - wohl gekleideten - Person vereint. So wie ich das sehe, wird das hier wohl mein letztes Treffen als Ewigkeitssingle sein. Nächste Woche werde ich eine Verabredung und einen Ring am Finger haben, und was am allerwichtigsten ist: einen Verlobten!
»Die Badezimmer sehen wunderbar aus. Danke, dass du sauber gemacht hast. Ich liebe diesen Chlorgeruch.« Kay atmet tief ein und fährt dann fort. »Hast du inzwischen schon mal über mein Angebot nachgedacht? Ich möchte gerne mit der Renovierung anfangen, bevor die Zinsen wieder steigen.«
»Das habe ich. Eigentlich ist es noch ein Geheimnis, aber ...« Es klingelt. »Moment. Ich mache auf.«
Ich renne zur Tür, und als ich Arin sehe, zieht sich mir der Magen zusammen. Sie ist von ihrem Missionseinsatz im Urwald zurück und sieht genauso unterernährt aus wie immer. Ich wünschte, ich hätte meine Verabredung und meinen Ring schon. Ihre flachsblonden Haare leuchten. Sie hat diese Haarfarbe, die es in keiner Flasche zu kaufen gibt. Unwillkürlich fahre ich mir mit den Fingern durch meine gefärbten rotbraunen Strähnchen, für die ich ein Vermögen bezahlt habe.
»Ashley!«, quiekt Arin, drückt mich an sich und geht dann einen Schritt zurück. »Du siehst großartig aus. Du hast dieses Strahlen. Ich weiß, dass du nicht schwanger bist. Bist du verliebt?«
Ich lächle kleinlaut. »Seth und ich sind befreundet. Wir sind jetzt schon neun Monate zusammen.«
»Neun Monate? Tatsächlich? Ich fühle mich so alt, nachdem ich so lange weg war. Du musst mir alles erzählen.« Da entdeckt sie Kay. »Kay, schön dich zu sehen. Kevin hat mir zwar viel erzählt, aber offensichtlich nicht alles. Ihr wohnt zusammen, und Ashley ist mit Seth zusammen und nicht mehr mit Kevin?«
Kevin ist ihr Exfreund. Na ja, und meiner auch, aber das werde ich jetzt nicht näher erläutern. Es soll genügen zu sagen, dass es eine kurze und absolut unrealistische Episode war. Kevin sieht aus wie Hugh Jackman und ist Chirurg an der Stanford Kinderklinik. Er spielt in einer anderen Liga, und ehrlich gesagt macht mir das auch nichts aus. Ich habe morgens sowieso ein Problem. Da muss ich nicht auch noch neben jemandem aufwachen, der besser aussieht als ich. Bei Oprah Winfrey habe ich diese Frauen gesehen, deren eigene Familie sie nicht ohne Make-up kennt. Das wäre nichts für mich.
Unfähig, meinen Redeschwall zu stoppen, mit dem ich meine Minderwertigkeitsgefühle übertünchen will, plappere ich weiter. »Seth ist zur Hochzeit meines Bruders nach Las Vegas gekommen, und seither sind wir befreundet.«
»Schön. Seine wunderschönen blauen Augen sähen an einem kleinen Mädchen bestimmt umwerfend aus.« Arin meint das absolut ernst. Man möchte sie schon beinahe hassen, weil sie so liebenswert ist, aber es ist einfach unmöglich. Normalerweise sind ihre Äußerungen und Motive absolut aufrichtig, doch wehe, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat und ihr jemand in die Quere kommt. Wegen dieser Kleinigkeit sollte man sie besser im Auge behalten.
»Wir sind noch nicht so weit, dass wir über Familienplanung sprechen«, sage ich lachend, aber wenn ich es mir so überlege, dann haben wir nie über unsere Kinderwünsche gesprochen. Irgendwie seltsam, oder? Müsste ich nach neun Monaten nicht wissen, ob Seth
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