LIEBES ABENTEUER
klarmachen werde, dass es wirklich aus ist und dass das mit uns nie wirklich ernsthaft war.«
»Er ist jetzt Christ, Ashley. Sei vorsichtig. Ich würde es ungern sehen, dass jemand vom Glauben abfällt, weil...«
Ich warte das Ende des Satzes gar nicht erst ab. Muss ich mir ein schlechtes Gewissen einreden lassen? Ich habe wichtigere Probleme. Zum Beispiel wie ich zu meiner Beförderung komme, ohne dabei der erogenen Zone meines Chefs zu nahe zu kommen, und wie ich reagieren soll, wenn Seth tatsächlich um meine Hand anhält.
Im Wohnzimmer bleibe ich bei Seths Anblick wie angewurzelt stehen. Er unterhält sich angeregt mit den anderen, unterbricht das Gespräch aber sofort, als er mich sieht. In meinem Magen kribbelt es, als ich ihn anschaue, und ein breites Lächeln erscheint auf meinem Gesicht. Seine saphirblauen Augen strahlen, und als er mich von der anderen Seite des Raumes aus ansieht, dringt sein Blick tief in mich hinein. Mein Herz pocht, der Schweiß läuft mir in die Kniekehlen, und ich muss ganz bewusst atmen. Ich schließe die Augen, um die überwältigenden Gefühle in meinem Herzen unter Kontrolle zu bekommen. Es scheint Jahre her zu sein, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, dabei waren es nur drei Tage.
Er kommt zu mir herüber. »Hi«, grüßt er mich mit einem Zwinkern und küsst mich auf die Wange. Habt ihr das alle gesehen? Er hat mich in der Öffentlichkeit geküsst. Oh ja, ich werde mich verloben! »Du siehst so fröhlich aus heute.«
»Warum auch nicht? Der bestaussehendste Mann im Raum ist mein Freund, und gleich wird er mir etwas über Nehemia erzählen. Aufregender geht’s nicht mehr.« Ich zwinkere zurück.
Er beugt sich zu mir, nimmt meine Hand und flüstert: »Du bist wirklich ein seltsames Mädchen, weißt du das?«
»Natürlich.«
»Lasst uns anfangen.« Kay bringt alle im Raum zum Schweigen, und wir setzen uns auf unsere angestammten Plätze. Wir sind solche Langweiler. Bei jedem Treffen die gleichen Plätze. Hoffentlich hat Seth irgendeine tiefgründige biblische Erkenntnis für uns.
Arin kommt ins Wohnzimmer zurückgeschlendert, und Seths Augen blitzen auf bei ihrem Anblick. »Arin, du bist wieder da!« Er eilt zu ihr und küsst sie auf die Wange. Genau! Zärtlichkeiten mit einer anderen Frau, in aller Öffentlichkeit, in meinem eigenen Haus. Ich fahre die Krallen aus.
»Seth, du siehst fantastisch aus.« Sie fährt ihm mit den Fingern durch sein dünnes Haar. »Du hast noch nie so gut ausgesehen.« Dann schaut sie zu mir.
Seth setzt sich neben sie und schlägt seine Bibel auf. Er sitzt neben ihr, nicht an seinem gewöhnlichen Platz, und ich merke, wie alle Blicke auf mich gerichtet sind. Aber diese Genugtuung werde ich ihnen nicht geben. Ich zeige keinerlei Reaktion. Ich schlage meine Bibel auf und bete im Stillen. Ehrlich gesagt ist es so eine Art Rachegebet, aber das ist im Moment unwichtig.
Es folgt eine faszinierende biblische Betrachtung des Propheten, seiner Weisheit und seines vollkommenen Vertrauens in Gott. Oh ihr Kleingläubigen, kann ich nur denken. Als wir fertig sind, lächelt Arin Seth an und geht in die Küche. Aber welche Überraschung - ich bin es, die ihr folgt.
Sie dreht sich um und lächelt schüchtern, aber ihr freudiger Gesichtsausdruck verschwindet sofort, als sie mich sieht.
»Was war das?«, frage ich mit einem Nicken in Richtung Tür.
»Was meinst du?«
»Arin, wir sind Freundinnen. Du bist Christ. Ich bin Christ, wenn auch in letzter Zeit kein sehr guter. Aber du hast immer gesagt, du willst nicht heiraten. Warum spielst du mit Seths Gefühlen, wo er doch mich heiraten will?«
Sie zuckt mit den Schultern. »Er hat so etwas Charmantes an sich, Ashley. Ich habe nur ein bisschen geflirtet. Nichts Ernstes. Wenn ihr verheiratet seid, werdet ihr beide darüber lachen.«
Mir entzieht sich, was daran zum Lachen sein sollte. »Ich will dir keine Vorwürfe machen, Arin, weil ich weiß, dass du in diesen Dingen meistens ein reines Herz hast, aber wenn es um Seth geht, bin ich ein bisschen empfindlich. Wir haben einen langen Weg hinter uns, und du hast so eine Art an dir, die ihn vergessen lässt, dass er mit mir befreundet ist. Ich will nicht hinter deinem Rücken über dich reden; ich sage es dir ins Gesicht: Ich fühle mich dabei nicht wohl.«
»Wenn du das wirklich denkst, willst du dann jemanden heiraten, der sich so leicht umstimmen lässt?« Arin sieht mich mit ihren großen, blaugrünen Augen an, und ich muss zugeben, dass ich mir
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