LIEBES ABENTEUER
Ich höre Rhett bellen und laufe sofort zum Gartentor, noch bevor ich meine Sachen hole. Als ich das Gartentor öffne, sehe ich einen Hund auf mich zurennen, der viel größer ist als Rhett, und ich wappne mich für den Zusammenprall. Der Hund und ich gehen auf dem harten Zement zu Boden. Tiefbraune Augen starren mich an, meine Wange ist von einer riesigen rosa Zunge bedeckt, und ich merke, dass es Rhett ist. Er hat offensichtlich gut gefressen.
Kevin kommt um die Ecke, um mir aufzuhelfen.
Ich schaue den Hund misstrauisch an. »Rhett ist aber ein großer Terrier, oder?«
»Das Tierheim hat Seth angerufen, während du weg warst. Ihnen ist ein Fehler unterlaufen. Die Nachbarin, die ihn herbrachte, kannte seine Abstammung nicht wirklich. Er ist halb Boxer und halb Schäferhund. Kein Terrier.«
Ich lasse mir das eine Weile durch den Kopf gehen. »Wer kann denn einen Schäferhund nicht von einem Terrier unterscheiden, Kevin?«
»Die gleichen Leute, die ihren Hund nicht kastrieren und über den Zaun springen lassen, Ashley.«
»Sieh ihn dir an, Kevin.« Ich strecke ihm die Hand hin, und er zieht mich hoch. »Er ist viel größer. Bevor ich gegangen bin, hat er in meine Lilly-Tasche gepasst! Und diese Pfoten! Er ist noch lange nicht ausgewachsen.«
»Ist das die Tasche, in die du ihn setzen wolltest?« Kevin hält eine neue Versace-Tasche hoch.
»Das ist sie. Ich schätze mal, ich kann sie noch etwa eine Woche benutzen, bevor er herausgewachsen ist, was?« Wir müssen beide lachen, bis ich merke, dass das absolut nicht lustig ist. Ich habe einen Hund, der, nach seinen gigantischen Pfoten zu urteilen, wahrscheinlich die Größe einer dänischen Dogge erreicht, und einen Garten groß genug für einen Terrier. »Tja, er ist wohl kein Schoßhündchen.«
»Wirst du ihn zurückgeben?«
Instinktiv halte ich dem Hund bei diesem Satz die Ohren zu. »Niemals! Würdest du dein Kind zurückgeben, wenn es einen Wutanfall hat?«
Ich bemerke etwas Neues im Garten, Kay hat ihm eine Hundehütte gekauft. Das ist wirklich lieb. Aber wenn Rhett erst einmal ausgewachsen ist, wird sie außer sich sein. Kay, die Frau, die ihre Tupperware nummeriert und sortiert, musste sich eine Woche lang um Conan, den Hund kümmern. Ich werfe einen Blick in die Garage, und dort steht ein gigantischer Sack Hundefutter neben einem nagelneuen, riesigen Hundekorb. Sie hat seine Pfoten offensichtlich bemerkt. Das gibt Ärger.
Kevin lächelt derweil immer noch. »Schau nur, wie groß dieser Fressnapf ist. Da könnte er drin schwimmen.« Rhett folgt mir auf den Fersen, so gut aussehend wie immer. Ich reibe seine Ohren, bis er sich mir zu Füßen legt. »Ist schon in Ordnung, Kevin. Viel größer kann er nicht mehr werden.«
»Du warst nur zwei Wochen weg, Ashley.«
Es ist offensichtlich, dass Rhett noch gar nicht richtig angefangen hat zu wachsen. Ich fange an, auf meinen Fingernägeln zu kauen, dabei habe ich diese Angewohnheit eigentlich gar nicht. Ich atme tief durch und weiß, dass ich den Tatsachen ins Auge sehen muss. »Ich schaue besser mal nach Kay. Ich glaube, wir müssen etwas besprechen.« Rhett folgt mir nach drinnen und knabbert dabei an meinen Füßen, als wäre er ein kleiner Spitz.
Als ich ins Haus gehe, ist drinnen alles mit einer Staubschicht überzogen, und ich höre ein stetiges, wildes Hämmern. Ich folge dem Lärm zu meinem Badezimmer, aber das ist nicht mehr da. Es hängen nur noch ein paar vereinzelte Kacheln an der Wand, und mittendrin steht eine staubige Kay. Rhett bellt. »Pssst Rhett. Kay, was ist hier los?«
»Ach, bist du endlich zurück?« Kay schwingt einen Vorschlaghammer. »Abriss. Es ist billiger, wenn ich das selbst mache, und dein kleines Kalb da draußen hat ohnehin schon genug Schaden angerichtet. Da dachte ich, ich fange besser schon mal an.« Kay ist mit einer dicken Schicht weißen Gipsstaubs bedeckt, und die Toilette liegt weit entfernt von ihrem angestammten Platz, der nur noch durch einen Metallring gekennzeichnet ist.
»Haben wir ab jetzt ein gemeinsames Badezimmer?«
Kays Augen werden zu Schlitzen, und ich könnte schwören, dass sie jetzt gleich zischt: »Ich krieg dich, Kleine, und deinen süßen Hund auch.« Aber sie sagt gar nichts; sie wendet sich wieder der Wand zu, an der sie ihre Aggressionen auslässt. Meine Badezimmerwand. Meine ehemalige Badezimmerwand.
»Wenn du eine Unterkunft brauchst...«, sagt Kevin hinter mir, und Rhett ist auf mein Bett gesprungen, das mit einer Schicht aus Staub und
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