Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LIEBES ABENTEUER

LIEBES ABENTEUER

Titel: LIEBES ABENTEUER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
Vom Netzwerk:
von der Wärme der Liebe Gottes. Gott anzubeten ist so ein fester Bestandteil meines Lebens, und wenn ich nach Hause komme, ist es immer, als hieße mich mein bester Freund willkommen wie den heimgekehrten verlorenen Sohn.
    Natürlich bin ich auch ein bisschen traurig, weil Seth nicht da ist, und Arin singt sich vorne die Seele aus dem Leib. Ich weiß nicht mehr, was ich von Arin halten soll. Meine menschliche Seite möchte sie gerne aus tiefstem Grund hassen, aber meine christliche Seite hofft, dass sie es irgendwann auf die Reihe bekommt.
    Arin hat definitiv ein missionarisches Herz, aber unter ihrem Juicy Sweatshirt kann man es kaum schlagen sehen. Dort vorne am Altar ist sie vollkommen auf Jesus konzentriert, trotz ihrer DKNY-Jeans. Sie hat die Augen geschlossen, die Hände erhoben und einen ganz entrückten Gesichtsausdruck. Leider erinnert mich das daran, dass ich nicht besser und nicht schlechter bin als sie. Ihre langen blonden Haare hat sie in einem lockeren Knoten hochgesteckt, und sie trägt kein bisschen Make-up, außer einem farblosen Lipgloss. Trotzdem wird man von ihrer Schönheit abgelenkt. Mir wird klar, dass sie Gott von ganzem Herzen liebt, aber sie will auch ihren eigenen Willen haben. Aber ist das nicht die menschliche Seite in jedem von uns?
    Die Predigt heißt »Zeichen setzen«, und es geht darum, als Christ in einer nicht christlichen Welt zu leben, nicht nur unter anderen Christen und bei christlichen Veranstaltungen. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Gelegenheit hatte, unter lauter Christen zu sein. In Silicon Valley gibt es absolut keinen Glauben, es sei denn, man glaubt an transzendentale Meditation, den Islam oder Buddhismus - oder was in unserer Zeit sonst noch politisch korrekt ist. Ich weiß gar nicht, wie man hier keine Zeichen setzen kann. Allein schon die Tatsache, dass man eine Bibel besitzt, macht einen verdächtig.
    Ich versuche mir vorzustellen, was Hans wohl in Taipeh von mir gedacht hat. Hat er angenommen, dass ich mehr Einkäuferin als Christin bin? Der Glaube sollte mehr bewirken, als nur die eigenen Fehler hervorzuheben, deshalb hole ich meinen Notizblock heraus und kritzle wie wild drauflos. Hans liegt mir am Herzen. Er braucht Gott, und Sophia auch, und jedes Mal, wenn ich an ihre freudige Begrüßung am Flughafen denke und an seine apathische Reaktion darauf, tut es mir im Herzen weh. Bei anderen Menschen ist das so leicht zu erkennen. Wahrscheinlich wirke ich auf Seth genauso wie Sophia auf Hans, und sein typischer Rückzug ist offensichtlich.
    Als gerade das letzte Lied zu Ende ist, klingelt mein Handy. Ich schaue mich um und würde am liebsten im Boden versinken, weil ich vergessen habe, es auszuschalten. Wie absolut taktlos und typisch Silicon Valley. Ich renne hinaus und fühle mich wie eine Versagerin, als ich bemerke, dass es Breas Nummer ist. Brea sollte eigentlich hier sein.
    »Brea?«, antworte ich ins Telefon.
    »Ich bin’s, John. Brea hat vorzeitige Wehen bekommen. Ihre Mutter ist bei uns zu Hause und passt auf Miles auf, aber sie wäre gerne im Krankenhaus. Kannst du dich um Miles kümmern?«
    »Natürlich!« Mein Herz pocht wild. »Können sie die Wehen stoppen?«
    »Das wissen wir noch nicht.« Es ist mir so peinlich, weil ich nicht mehr weiß, in der wievielten Woche sie ist, und ich traue mich nicht zu fragen. Was bin ich nur für eine Freundin, dass ich das vergesse! Es ist schon Ewigkeiten her, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe, und durch den Hund und die Geschäftsreise ... »Sie ist erst in der zweiunddreißigsten Woche, Ashley«, sagt John und bricht in Tränen aus.
    »Es wird alles gut werden«, sage ich voller Überzeugung. »Ich werde allen sagen, dass sie dafür beten sollen.« Breas Fehlgeburt ist in unserer Erinnerung noch ganz frisch. Der Gedanke, sie könnte noch ein Kind verlieren, ist unerträglich, und das werde ich Gott auch sagen. »Sag deiner Schwiegermutter, ich komme so schnell wie möglich.« Mein Magen zieht sich zusammen. »John, ich mache das wirklich sehr ungern, aber ich muss bei mir zu Hause vorbei und Rhett holen.«
    »Kannst du zuerst Miles holen? Ich habe dir seinen Kindersitz dagelassen.«
    »Kein Problem. Doch, halt, da ist ein Problem. Ich habe einen Airbag auf dem Beifahrersitz. Ich kann Miles nicht bei mir ins Auto setzen. Macht nichts. Ich lasse mir was einfallen. Ich fahre gleich hin. Fahr du nur ins Krankenhaus.« Ich renne zurück in die Aula, in der wir unsere Gottesdienste feiern,

Weitere Kostenlose Bücher