Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)

glaubst du es mir ja nicht, aber das ist irrelevant. Weil es nämlich die Wahrheit ist.“ Seths Meinung ist null und nichtig für mein Leben.
    „Du wirst sowieso das tun, was du willst, Ashley. Ich weiß, dass es nichts nützt, zu versuchen, dich von etwas zu überzeugen. Ich wollte nur sichergehen, dass du dir auch wirklich sicher bist. Wenn du deine Meinung ändern solltest …“ Seth verlässt mein Büro und ich lege meinen Kopf auf dem Schreibtisch nieder. Das ist wie die niemals endende Beziehung. So was von gestern. Bin ich etwa in dem Film Und täglich grüßt das Murmeltier?
    Ich hebe meinen Kopf und sehe die Bilderrahmen voll mit Babys: das Kind meines Bruders, Davey, und Breas Jungs, Miles und Jonathan. Ich erinnere mich an einen Artikel, den ich neulich gelesen habe, darüber, dass Frauen zu viele persönliche Dinge auf ihrem Schreibtisch stehen haben. Offenbar könnte meine Karriere auf teuflische Weise durch diese grässlichen Abbildungen menschlicher Emotionen ins Stocken geraten. Allem Anschein nach sollte ich in fremde Länder eilen und mir dort ethnische Masken und Fruchtbarkeitsgötter besorgen, um zu beweisen, dass ich eine würdige Kandidatin bin, die Karriereleiter hochzuklettern. Keine Östrogenschau hier. Wie dem auch sei, seit ich Gainnet angefleht habe, Purvi einzustellen, weil ich hoffnungslos überfordert war, bin ich so erfolgreich, wie ich es immer erhofft hatte. Ich bin definitiv eine bessere Patentanwältin als eine Braut.
    Als ich mich auf die großen braunen Augen und das zahnlose Lächeln meines Neffen konzentriere, erinnert es mich nur daran, dass ich nicht so bin wie normale Leute. Sie scheinen sich kennen zu lernen, zu heiraten und Kinder zu bekommen; das alles ohne Zwischenfälle. Während für mich schon der einfache Schritt zum Altar eine Lehrstunde in Sachen Durchhaltevermögen ist. Warum verwandelt sich alles, was ich berühre, in grüne Götterspeise?
    Im Vergleich dazu weist Kays Singleleben immerhin eine hübsche Granitküche und Garagenregale auf; mit jeder Sekunde, die vergeht, wird die Vorstellung, alleine zu bleiben, reizvoller für mich. Wenn ich Single bliebe, könnte ich das ganze Chaos vermeiden. Und alles, was ich besitze, würde von Kay mit einem Etikett versehen werden und damit den perfekten Aufbewahrungsort erhalten. Das ist genau das, was ich brauche: eine Etikettiermaschine mit gefühlvollen Überschriften, die mich daran erinnern, ätzende Menschen zu meiden. Ich würde ihnen folgende Etiketten auf die Stirn kleben (natürlich samt der Fußnoten):
    Etiketten
Seth:
Ein Musterbeispiel für Bindungsphobie Es sei denn, jemand anderes zeigt Interesse.
Emily:
Obsessiv-zwanghafte Südstaatenschönheit, die stark und unabhängig sein will / Magnolie aus Stahl Das Chaos sind wir.
Purvi:
Verkabelter Workaholic Motto: Den Stress musst du ausbaden – an meiner Stelle.
Mrs. Novak:
Straff, durchtrainiert und furchteinflößend Mein Gehirn ist das einzige Körperteil, das noch Falten hat, und zwar sehr viele!
Kay:
Cool, gelassen und gefasst – und vom Leben abgekoppelt Wenn es Tupperware in Menschengestalt geben kann, dann bin ich das – mit einem luftdichten Verschluss.
    Mein Bürotelefon klingelt und entreißt mich diesen äußerst bedeutenden Gedankenspielen. Ich blicke auf die Anzeige und sehe, dass es meine private Leitung ist. Wenn man bedenkt, wie viel Arbeit ich gerade erledige, bin ich für ein privates Telefongespräch zu haben. Es ist Kevin.
    „Hi Kevin“, sage ich, so sehr erleichtert, seine Stimme zu hören. Ich möchte mich am liebsten im Klang seiner Stimme einlullen.
    „Ashley Stockingdale, hast du mein Auto gestohlen?“ Da ist diese morgendliche Schlaftrunkenheit in seiner Stimme, und sie ist unerträglich sexy.
    „Ich habe dein Auto gestohlen.“
    „Hast du es gestohlen, damit ich gezwungen bin, auf dieser ‚Rote-Eier-und-Ingwer-Party‘ aufzutauchen?“
    Er kennt mich zu gut. „Das kommt drauf an. Hat es funktioniert?“
    Er lacht mit einem schläfrigen Brummen. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich sie mir nicht entgehen lassen würde, wenn ich genug geschlafen habe. Und ich lüge nicht. Vor allem lüge ich nicht die Frau meiner Träume an, unabhängig davon, wie manipulativ sie ist.“
    „Vergiss nicht, dass du der Frau deiner Träume und deiner Schwester versprochen hast, morgen den Ort, an dem die Hochzeit stattfinden soll, endgültig festzulegen. Überlass es mir und du könntest im Nordstorm Café heiraten, inklusive anschließender