Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)

passen gut zusammen, und du willst nicht die Ehefrau eines reichen Arztschnösels sein. Du bist zu schön, um die zweite Geige zu spielen.“
    Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich absolut sprachlos. Noch eine Chance? Meine Güte, seine Schrulligkeiten waren um Weiten besser als die Lotterie mit den zahlreichen Chancen, die ich ihm bereits gegeben habe. All die verpassten Gelegenheiten, und trotzdem schafft er es noch immer nicht, die Worte zu äußern, die eine Frau hören will. Nicht nur diese Frau. Jede Frau. Mir ist danach, ihm die Zauberworte ins Ohr zu flüstern, die ihn dazu befähigten, beim nächsten Mal eine Beziehung aufrechtzuerhalten. So wie zum Beispiel: Ich liebe dich. Willst du mich heiraten? Gut, Seth. Das üben wir jetzt noch einmal gemeinsam. Trotz allem, er ist kein junger Hüpfer mehr, und ohne ein Bankkonto wie das von Donald Trump sind seine Chancen wahrscheinlich verschwindend gering. Nicht einmal Haarwuchsmittel könnte sie vemehren.
    „Arrgh!“ Ich befreie mich aus seinem Griff und laufe zu meinem Büro, wo ich die Tür laut zuknalle. Seth: genauso ahnungslos wie immer und noch immer untauglich für jegliche Romantik.

10. Kapitel
    Atmen. Atmen. Ich habe das Gefühl, als bräuchte ich eine Papiertüte, um meine Atemfähigkeit wiederherzustellen. Nicht, weil ich so erzürnt bin über Seths Wunsch, dass ich mich wieder in seine Arme flüchte. Ich brauche eine Pause. Hauptsächlich, weil er nicht wirklich etwas geboten hat. All meine Emotionen und Empörung, und er versteht es immer noch nicht.
    Noch eine Chance? Noch eine Chance wofür? Samstagabende mit Pizza, seinen Kumpels und Science-Fiction-Filmen? Vielleicht meinte er aber auch, dass wir zum Essen ausgehen, mit Gutscheincoupons bezahlen und dann wieder nach Hause gehen, um ein mitreißendes Spiel auf der PlayStation 2 zu spielen. Was auch immer es sein mag, es ist nicht sehr verlockend. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass er davon ausgeht, dass ich für seinen Gefühlsausbruch dankbar sein sollte. Er hat ein kleines Stückchen von sich preisgegeben; ich sollte zu seinen Füßen fallen und ein weiteres Jahr ausharren.
    „Arrgh!“, schreie ich frustriert.
    Ich werfe einen kurzen Blick auf meinen Schreibtisch, der so bedeckt ist mit Akten und Post-Its, dass ich überzeugt bin, dass Purvi einen Aktienfond von Leitz besitzen muss. Schaubilder und Mappen, wohin das Auge reicht, und alle wollen meine Aufmerksamkeit, aber wo bleibe ich dabei? Ich denke über Seth nach und bin in meinem Büro eingesperrt, während er im Flur Wache hält. An manchen Tagen hasse ich mein Leben. Ich möchte Kevin anrufen, aber er kümmert sich wohl wie üblich gerade um Schockpatienten und kritische Fälle. Meine Krisen könnten da niemals mithalten. Und meine Beschwerden über meine armselige Vergangenheit, die sich nun vehement in der Gegenwart breitmacht, ist kaum eine Unterbrechung wert.
    Ich hinterfrage sogar Seths Beweggründe: Hat er diesen bedauernswerten Versuch, mein Herz zu erobern, nur unternommen, um uns in der Firma auf die gleiche Ebene zu hieven? Sodass er als Opfer betrachtet werden kann? Armer, verzweifelter Seth, der ganz alleingelassen wurde. Mein Ärger schwillt an wie ein aufgestautes Erdbeben an der San-Andreas-Verwerfung. Ich schreite in meinem Büro auf und ab wie ein tollwütiger Hund und eine Sache wird klar: Ich muss eine Liste erstellen.
    Natürlich. Eine Liste wird mir dabei helfen, Prioritäten zu setzen, die starke Frau zu sein, die ich eigentlich bin, und hey, vielleicht liest Gott ja diese wohldurchdachten Worte und hilft mir aus der Klemme.
    Meine feierlichen Versprechen auf dem Weg, eine selbstsichere und in jeder Situation gelassene Frau zu werden
    1. Ich werde es nicht zulassen, dass meine zukünftige Schwägerin mit ihrer federnden Haarpracht und den Modetipps aus der Victoria meine Hochzeit sabotiert.
    2. Ich werde Seth nicht erlauben, mich in meinem eigenen Büro gefangenzuhalten. Ich bin der Grund für Gainnets hohen Aktienkurs. Ich bin hier der Patent-Guru, und so werde ich mich auch benehmen. Er wird mein Software-Sklave sein.
    3. Ich werde Kay sagen, dass sie bis zu der Hochzeit das Haus entweder verkauft oder vermietet haben muss (Sie hat es mit mir ausgehalten. Sie wird mit Sicherheit jemanden finden, der ihren Ordnungswahn-Kriterien mehr entspricht.).
    4. Ich werde Kevin sagen, dass ein Umzug nach Philadelphia eine viel zu große Veränderung ist, als dass sie mit der Hochzeit einhergehen könnte. Es gibt dort