Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
begegnen, nicht mehr ganz so hoch wäre.
Ihn zu sehen, erinnert mich wieder daran, dass er mich weggeworfen hat wie den Müll von gestern. Oh, ich weiß, offiziell habe ich ja ihn verlassen. Aber sehen wir der Wahrheit doch mal ins Gesicht: Er hatte nicht vor, mich zu heiraten. Welche Frau, die auch nur etwas Selbstachtung besitzt, würde schon ohne Aussicht auf Erfolg auf so einen Mann warten? Man beendet entweder die Beziehung oder wird zum jämmerlichen und bedauernswerten Jammerlappen. Offen gestanden habe ich mich bereits in diesem Zustand befunden, bevor ich endlich die Kraft gefunden habe, einen Fuß nach vorn zu setzen.
„Du siehst gut aus, Ashley“, sagt Seth schließlich. „Kay hat mir erzählt, dass es dir gut geht.“ Er senkt seinen Kopf, um mir in die Augen sehen zu können, und versucht mich dazu zu bewegen, seinen Blick zu erwidern. „Und Rhett.“
„Danke. Mir geht es gut, ja. Ich habe viel zu tun. Du weißt ja, wie das ist.“ Ich muss lächerlich dabei aussehen, wie ich mit dem Kopf nicke, ihm aber nicht in die Augen sehe. Ich sollte dazu in der Lage sein, ihn mit meinem Blick zum Wegsehen zu zwingen, ihm sogar Angst einzuflößen, wenn nötig. Aber für so etwas bin ich schlichtweg nicht zu gebrauchen. Ich kann ihn nicht ansehen, ohne daran erinnert zu werden, dass ich abserviert worden bin. Gnadenlos.
„Purvi hat mir erzählt, dass du jetzt wirklich heiratest.“
„Im August.“ Ich nicke. Das ist gut. Ich sollte ihm von Kevin erzählen, dem Mann, der meine Liebe erwidert. „Kevin wird dann kurze Zeit vom Krankenhaus freigestellt, sodass wir in die Flitterwochen fahren können.“ Plötzlich fällt mir auf, dass seine Aussage nicht die allernetteste war. „Was meinst du damit, dass ich wirklich heiraten werde? Nicht alle Männer bekommen Ausschlag, sobald das Wort Heirat erwähnt wird.“
Seth rollt mit den Augen, so als ob er sagen wollte: Darüber werden wir jetzt nicht diskutieren. „Hast du eine Minute, um einige der Software-Patente durchzugehen, die ich brauche?“
Mir steht der Mund offen. „Nein, ich habe jetzt keine Zeit. Es ist Samstag und ich bin hier, um Arbeit aufzuholen, damit ich nicht nach Taiwan muss. Wenn du ein Treffen mit mir vereinbaren willst, dann geh zu meiner Sekretärin, und lass dich in meinen Kalender eintragen, so wie jeder andere! Du hast keinen Anspruch auf irgendwelche Gefallen meinerseits.“ Ich stiefele den Flur hinunter, beschämt, dass meine professionelle Fassade gerade genauso zerbröselt ist wie die Berliner Mauer.
Er pfeift. „Du hast wohl immer noch mit deinen Launen zu kämpfen, was?“
Okay, jetzt möchte ich ihm wehtun und ihm mal zeigen, was diese „Laune“ wirklich bedeutet. Ich drehe mich um und werfe ihm einen Furcht einflößenden Blick zu. Mein Zeigefinger steht in ausgestreckter Haltung fünf Zentimeter vor seinen eher perlenartigen als schönen Augen. „Du bist wie ein Kaugummi, der an meiner Schuhsohle klebt, Seth. Warum gehst du nicht einfach? Bei all den High-Tech-Firmen hier in der Umgebung musst du ausgerechnet hierher kommen? Was soll das?“ Ich sehe eine Zeitung auf dem Schreibtisch liegen, schnappe sie mir und halte sie ihm unter die Nase. „Hier sind die Kleinanzeigen. Vielleicht gibt es da draußen was für dich. Aber hier sicherlich nicht.“
Er lächelt. „Ich habe deine feurigen Reden vermisst. Du bist süß, wenn du wütend wirst. Weiß Kevin das auch zu schätzen? Das ist nämlich ziemlich heiß.“
„Pass gut auf. Ich bin Anwältin und ich würde nicht zwei Mal darüber nachdenken, dich wegen sexueller Belästigung zu verklagen. Eigentlich wäre es mir sogar ein Vergnügen. Du wünschst dir, du hättest auch nur ein Zehntel von Kevins Klasse, und das weißt du auch. Eine hohlköpfige Arin ist genau das, was du verdienst.“
Er hebt die Hände. „Das war jetzt unterhalb der Gürtellinie. Wir sind beide Christen. Wir teilen uns das Sorgerecht für einen Hund. Ich hätte eigentlich gedacht, dass uns das ein Leben lang verbinden würde, hier im Silicon Valley, und dass du eine kleine Neckerei vertragen könntest.“
„ Wir teilen rein gar nichts, außer vielleicht eine erbärmliche Vergangenheit, die allerdings bald in Vergessenheit geraten sein wird.“ Ich stürze den Flur hinab und ich spüre, dass er mir dicht auf den Fersen ist. „Was willst du?“ Ich drehe mich blitzschnell um.
Er nimmt meine Hände und sieht mir todernst in die Augen. „Ich will noch eine Chance, Ashley. Ich denke, wir
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