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Liebes Leben: 14 Erzählungen (German Edition)

Liebes Leben: 14 Erzählungen (German Edition)

Titel: Liebes Leben: 14 Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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mich nicht besser als alle anderen in der Stadt, aber sie blieb dabei und kam zu mir nach Hause, um weiter darüber zu reden. Sie bewunderte meine Malerarbeiten und auch, wie ich die Möbel umgestellt hatte, und sagte dann, dass die Veränderungen mir geholfen haben mussten, meine Mutter nicht allzu sehr zu vermissen.
    Was stimmte, aber die meisten Leute hätten das nicht so geradeheraus gesagt.
    Ich war Gäste nicht gewohnt, also bot ich keine Erfrischungen an, gab ihr nur ernste und vorsichtige Ratschläge für den Verkauf und erinnerte sie immer wieder daran, dass ich kein Experte war.
    Dann aber missachtete sie alles, was ich ihr geraten hatte. Sie verkaufte beim ersten Angebot und tat es hauptsächlich, weil der Käufer ihr vorschwärmte, wie sehr er das Haus liebe und sich darauf freue, seine Kinder dort großzuziehen. Er war der letzte Mensch in der Stadt, dem ich getraut hätte, Kinder hin oder her, und der Preis war kläglich. Ich musste ihr das sagen. Ich sagte, die Kinder würden es verwüsten, und sie sagte, dazu seien Kinder da. Überall herumtoben, das genaue Gegenteil von ihrer eigenen Kindheit. Tatsächlich erhielten sie keine Gelegenheit dazu, denn der Käufer ließ es abreißen und ein Mietshaus errichten, vier Stockwerke hoch mit Fahrstuhl, und machte aus dem Grundstück einen Parkplatz. Das erste Gebäude dieser Art, das die Stadt je gesehen hatte. Als all das anfing, kam sie in einem Schockzustand zu mir und wollte wissen, ob sie etwas tun konnte – ihr Haus unter Denkmalschutz stellen lassen oder den Käufer verklagen, weil er sein nie schriftlich gegebenes Wort gebrochen hatte oder was auch immer. Sie war völlig außer sich, dass ein Mensch so etwas tun konnte. Ein Mensch, der regelmäßig in die Kirche ging.
    »Ich hätte so etwas nie getan«, sagte sie, »dabei bin ich viel weniger gut, denn ich gehe nur Weihnachten hin.«
    Dann schüttelte sie den Kopf und fing schallend an zu lachen.
    »Was bin ich blöde«, sagte sie. »Ich hätte auf dich hören sollen.«
    Sie bewohnte zu der Zeit die Hälfte eines kleinen Hauses, beschwerte sich aber, dass sie nichts weiter sehen konnte als das Haus auf der anderen Straßenseite.
    Als wäre das nicht alles, was die meisten Leute zu sehen bekommen, was ich aber nicht sagte.
    Und als dann alle Wohnungen fertig waren, was tat sie? Zog in eine davon, im obersten Stock. Ich weiß mit Sicherheit, dass sie keinen Mietnachlass erhielt oder auch nur darum bat. Sie hatte sich von ihrem Unmut dem Besitzer gegenüber verabschiedet und war voll des Lobes für die Aussicht und den Kellerraum mit den Waschmaschinen, wo sie für ihre Wäsche jedes Mal mit einem Geldstück zahlen musste.
    »Ich lerne, sparsam zu sein«, sagte sie. »Statt einfach was reinzuwerfen, wenn mir gerade danach ist.«
    »Schließlich sind es Menschen wie er, die alles voranbringen«, sagte sie über den Mann, der sie übers Ohr gehauen hatte. Sie lud mich ein, sie zu besuchen und mir die Aussicht anzuschauen, aber ich erfand Ausreden.
    Da hatte schon eine Zeit angefangen, in der wir uns ziemlich häufig sahen. Sie gewöhnte sich an, vorbeizukommen, um über ihre Wohnungsprobleme und -entscheidungen zu reden, und kam auch weiterhin, als die sich erledigt hatten. Ich hatte mir einen Fernsehapparat gekauft – was sie nicht getan hatte, aus Angst, süchtig zu werden.
    Ich hatte davor keine Angst, denn ich war wenig zu Hause. Und in jenen Jahren gab es eine Menge guter Sendungen. Ihr Geschmack stimmte meistens mit meinem überein. Wir sahen beide gerne die staatlichen Sender und besonders gerne die komischen englischen Serien. Manche Folgen davon schauten wir uns immer wieder an. Komische Situationen gefielen uns besser, als wenn einfach nur Witze gerissen wurden. Mich brachte anfangs die britische Freimütigkeit, sogar Obszönität, in Verlegenheit, aber Oneida genoss das in vollen Zügen. Wir stöhnten auf, wenn eine Serie wieder ganz von vorn anfing, aber wir gerieten unweigerlich in ihren Sog und sahen sie uns noch mal an. Wir sahen sogar, wie die Farbe verblasste. Heutzutage stoße ich manchmal auf eine dieser alten Serien, völlig aufpoliert wie neu, und ich schalte um, sie macht mich traurig.
    Ich hatte früh gelernt, recht ordentlich zu kochen, und da einige der besten Fernsehsendungen bald nach dem Abendessen kamen, gewöhnte ich mir an, etwas für uns zu kochen, und sie brachte Nachtisch aus der Bäckerei mit. Ich legte mir zwei von diesen Klapptischchen zu, und wir sahen uns beim

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