Liebes Leben: 14 Erzählungen (German Edition)
wollte und ihn nicht in Gang kriegte. Sie versuchte es wieder und wieder, und der Motor stotterte ein paarmal, aber dann verstummte er. Als Franklin in den Hof fuhr und nicht daran vorbeikam, eilte ich hinaus, um ihm das Problem zu schildern. Sie stieg aus dem Auto, als sie ihn kommen sah, und erklärte, was los war, sagte, die Karre hätte ihr in letzter Zeit das Leben zur Hölle gemacht.
Er versuchte, das Auto in Gang zu bringen, während wir neben seinem Wagen standen, um nicht im Weg zu sein. Er schaffte es auch nicht. Er ging ins Haus, um die Werkstatt im Ort anzurufen. Sie wollte nicht wieder hereinkommen, obwohl es draußen kalt war. Die Anwesenheit des Hausherrn schien sie eingeschüchtert zu haben. Ich wartete mit ihr. Er kam an die Haustür, um uns zuzurufen, dass die Werkstatt zu war.
Es blieb nichts anderes übrig, als sie zu bitten, zum Abendbrot und über Nacht zu bleiben. Sie entschuldigte sich sehr verlegen, dann, sobald sie sich mit einer neuen Zigarette hingesetzt hatte, entspannte sie sich etwas. Ich fing an, die Sachen für die Mahlzeit herauszuholen. Franklin war sich umziehen gegangen. Ich fragte sie, ob sie nicht jemanden zu Hause anrufen wollte.
Sie sagte, ja, das sei wohl besser.
Mein Gedanke war, dort könnte jemand sein, der kommen und sie nach Hause holen konnte. Ich hatte keine Lust, mich den ganzen Abend lang mit ihr zu unterhalten, während Franklin danebensaß und zuhörte. Natürlich konnte er in sein Zimmer gehen – das er nicht sein Arbeitszimmer nennen mochte –, aber dann hätte ich das Gefühl, dass diese Verbannung meine Schuld sei. Außerdem würden wir uns die Nachrichten im Fernsehen anschauen wollen, und sie würde währenddessen weiterreden wollen. Sogar meine intelligentesten Freundinnen taten das, und er hasste es.
Oder sie konnte stumm und eingeschüchtert dasitzen. Genauso schlimm.
Offenbar ging niemand ans Telefon. Also rief sie die Nachbarn an – wo die Kinder waren –, und es gab viel entschuldigendes Gelächter, dann ein Gespräch mit den Kindern und Ermahnungen, artig zu sein, dann weitere Beruhigungen und herzliche Danksagungen an die Leute, die sich um sie kümmerten. Obwohl sich herausstellte, dass diese Freunde am nächsten Tag einen Termin irgendwo hatten, so dass sie die Kinder mitnehmen mussten, was ihnen eigentlich gar nicht passte.
Franklin kam gerade in die Küche zurück, als sie den Hörer auflegte. Sie drehte sich zu mir um und sagte, die könnten das mit dem Termin erfunden haben, so seien die eben. Ganz egal, wie oft sie ihnen schon behilflich gewesen war, wenn sie was brauchten.
Dann waren beide, sie und Franklin, wie vom Donner gerührt.
»Oh mein Gott«, sagte Gwen.
»Nein, nicht Gott«, sagte Franklin. »Bloß ich.«
Und beide standen wie angewurzelt. Wieso hatten sie das nicht gleich gemerkt, sagten sie. Beiden wurde vermutlich klar, dass sie sich schlecht in die Arme fallen konnten. Also machten sie seltsame, unkoordinierte Bewegungen, als müssten sie sich rings umschauen, um sich zu vergewissern, dass dies wirklich geschah. Außerdem wiederholten sie in spöttischem und bestürztem Ton ihre gegenseitigen Namen. Namen, die mich völlig überraschten.
»Frank.«
»Dolly.«
Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass Gwen, Gwendolyn, zu Dolly verhunzt werden konnte.
Und jeder junge Mann würde lieber Frank als Franklin genannt werden.
Sie vergaßen mich nicht, oder jedenfalls Franklin nicht, bis auf diesen einen Augenblick.
»Ich habe dir doch von Dolly erzählt?«
Seine Stimme bestand auf unserer Rückkehr zur Normalität, während Dollys oder Gwens Stimme darauf bestand, welch ein ungeheurer oder sogar übernatürlicher Witz ihre Wiederbegegnung war.
»Ich kann gar nicht sagen, wie lange ich diesen Namen nicht mehr gehört habe. Niemand sonst auf der Welt nennt mich so. Dolly.«
Das Seltsame war, dass ich jetzt begann, mich an der allgemeinen Heiterkeit zu beteiligen. Denn Verwunderung musste vor meinen Augen in Heiterkeit verwandelt werden, und das geschah. Die ganze Entdeckung musste diese rasche Wendung nehmen. Und offenbar war ich so sehr bestrebt, mein Teil dazu beizutragen, dass ich eine Flasche Wein heraufholte.
Franklin trinkt nicht mehr. Er hat nie viel getrunken, dann still und leise ganz damit aufgehört. Also blieb es Gwen und mir überlassen, in unserer neu entdeckten Hochstimmung zu plaudern und zu erklären und immer wieder Bemerkungen über den Zufall zu machen.
Sie erzählte mir, dass sie zu
Weitere Kostenlose Bücher