LIEBES LEBEN
versuche verzweifelt, still zu sein, während mein ganzer Körper bebt vor Lachen. Ich muss mir Luft zufächeln. Meine Knie werden weich, und ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Meine Tanten starren mich an, als verstünden sie überhaupt nicht, was daran so komisch ist. Da hängen zwei Menschen wie hypnotisiert in einer ziemlich pornografischen Haltung in der Luft, und ich soll diejenige sein, die nicht normal ist? Ich sagte ja schon, dass ich wahrscheinlich nur adoptiert bin.
Ehe man es sich versieht, sind Patrice und Junien wieder in der Decke verschwunden, um dann auf die nächste ahnungslose Hochzeitsgesellschaft herabgelassen zu werden. Aber es nützt auch nichts mehr - ich kichere immer noch wie ein übertrieben begeisterter Zuschauer einer Sitcom.
Der Prediger gibt sich größte Mühe, mich mit seinen Blicken zum Schweigen zu bringen, ebenso mein Bruder. Mei Ling hat ebenfalls angefangen zu kichern. Schon bald lässt sich mein Bruder von ihr anstecken, bis wir uns allesamt vor Lachen beinahe auf die Schenkel klopfen.
Dave und Mei Ling werden zu Mann und Frau erklärt, und sie versuchen feierlich dreinzuschauen, müssen aber immer noch lachen. Aber sie küssen sich herzlich, als sie dazu aufgefordert werden, und damit ist es offiziell: Sie sind miteinander verflochten. Sie stellen sich vor den Altar, und alle Gäste beglückwünschen sie. Alle neun Gäste.
Neben mir steht der Trauzeuge meines Bruders, Chip. »Nette Hochzeit, nicht wahr? Was war eigentlich so lustig?«
»Ich glaube, es war nur Nervosität.«
»Wahrscheinlich.«
»Bitte begeben Sie sich zu einem kleinen Empfang mit Mi Linga und David hier nach nebenan.« Eine rothaarige Frau mittleren Alters liest die Namen von einer Liste auf einem Klemmbrett ab - das wäre doch ein Job für Kay - und dirigiert uns in den angrenzenden Raum. Bevor wir noch alle draußen sind, sehe ich schon, wie sich die Tür der Kapelle öffnet und der nächste Bräutigam hereinkommt. So viel zu den Förmlichkeiten.
Dave und Mei Ling kommen auf mich zu, und man glaubt es kaum, aber ich bringe vor Rührung kein Wort heraus. »Tut mir leid, dass ich so gelacht habe. Ich glaube, ich war einfach nervös.« Dave fängt an zu kichern. »Ich dachte, du hast über dieses Verflechten gelacht.«
Ich schüttle nur den Kopf. »Wie seid ihr denn gerade auf dieses Thema gekommen?«
»Ich dachte einfach, es ist eine einmalige Chance, zwei Menschen dafür zu bezahlen, dass sie sich von der Decke fallen lassen. Ist doch cool. Niemand wird unsere Hochzeit je wieder vergessen«, meint Dave achselzuckend.
»Wahrscheinlich«, gebe ich zu.
Mei Ling lacht. »Du hättest mich vorwarnen sollen, Dave. Ich hätte fast einen Herzschlag bekommen. Ich dachte schon, es ist ein Überfall oder wir werden entführt. In meinem Land ist es kein gutes Zeichen, wenn Menschen von der Decke fallen.« Sie nimmt meine Hand. »Und deine arme Schwester. Wetten, dass sie noch nie bei einer Trauung mit Unterhaltungsprogramm war?«
»Nein, das kann ich nicht behaupten, aber es war eine wunderschöne Trauung.«
»Unsere zweite«, flüstert Mei Ling.
»Was?« Ich schaue zu Dave.
»Wir haben uns von unserem Pastor trauen lassen, bevor wir hierhergekommen sind. Es war schön. Eine traditionell chinesische Trauung und auch noch auf Chinesisch.«
Ich halte ihm die Faust unters Kinn. »Und du hast mich nicht eingeladen?«
»Wir hatten ein älteres christliches Ehepaar als Trauzeugen, das uns in der Ehevorbereitung begleitet hat.« Dave legt seinen Arm um Mei Ling. »Es war uns wichtig, diesen Schritt vor Gott zu tun, gemeinsam mit denjenigen, von denen wir so viel gelernt haben. Ich wollte es ganz persönlich halten, damit ich mich ganz auf das konzentrieren kann, was Gott für uns getan hat.«
Ich schüttle nur den Kopf. »Tja, Dave, ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist, aber du hast mich wieder einmal überrascht.«
»Das ist nur eine der vielen Überraschungen, die ich bereithabe. Warte nur, bis du die Hochzeitssuite siehst, Mei Ling.« Dave küsst seine Braut und schaut mich dann an. »Was wirst du heute Abend in Vegas machen?« Er schaut sich im Raum um. »Unsere Cousins sind nicht hier, also musst du keine Tanzpartner abwimmeln. Vielleicht kannst du mit Chip spielen gehen.«
Ich schaue zu Chip hinüber, der so nervös schnieft wie ein Schwein, das Trüffel sucht. Wahrscheinlich überlegt er sich, wo er Marihuana auftreiben kann, um diese Nacht zu überleben. »Nie im Leben.
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