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Liebesbrand

Liebesbrand

Titel: Liebesbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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Liaison.
    Ich liebe nur meinen Mann, sagte sie aufgebracht.
    Ich weiß, sagte ich, tut mir leid, es war nur ein dummer Scherz.
    Wie findest du meinen Vorschlag? sagte sie.
    Ich schenke dir das Geld für den Klavierunterricht meines Neffen.
    Nein, fuhr sie auf, nein! Du sollst es mir nur leihen. Ich zahle es dir bald zurück.
    Aber was spricht dagegen, wenn ich ihm ein heimliches |126| Geldgeschenk mache. Es ist so etwas wie ein Liebesbeweis.
    Ein Liebesbeweis, wiederholte sie.
    Worüber redet ihr eigentlich? sagte der Cousin, er hatte alles im Blick und war sicher sehr beunruhigt darüber gewesen, daß
     ich mich mit seiner Ehefrau unterhielt.
    Über eine potentielle Heiratskandidatin, sagte ich.
    Und?
    Keine in Sicht, sagte ich.
    Du schließt ja ungern Kompromisse, sagte er, wer in die Ehe geht, muß Abstriche machen.
    Du kennst mich, sagte ich, ich bin ein Egoist, ich dulde keinen Menschen in meiner Nähe.
    Das ist nicht zum Lachen, sagte er, damit war das Thema für ihn beendet, die Angelegenheiten anderer Menschen waren Sumpflöcher,
     in die er ungern abglitt, er berührte seine Frau am Arm, und sie gingen ins Schlafzimmer, um nach dem Jungen zu sehen.
    Ich verabschiede mich, rief ich, sie hatten meine Worte vernommen, doch sie drehten sich nicht um, ich nickte der Versammlung
     zu, die beiden Männer standen immer noch auf dem Balkon und starrten wahrscheinlich auf den kleinen Erdbuckel und machten
     anzügliche Witze.
    Draußen vor dem Haus ärgerte ich mich über mich, ich hatte mich nicht von meinem Neffen verabschiedet – ich mochte ihn sehr,
     er würde, trotz aller Maßnahmen, nicht zum Heuchler werden, und er würde vor allem, so hoffte ich, lange Zeit ledig bleiben.
     Ein wenig Egoismus schützte vor großen Dummheiten, dachte ich, aber natürlich war das falsch, und natürlich wollte ich nur,
     daß der Kleine nach mir geriet, ein unsinniger Wunsch.
     
    |127| Heute war der Tag der Einladungen, ich entschied, daß ich mich am besten ablenken konnte, wenn ich dem Weg der Attraktionen
     folgte, also fuhr ich zur Vernissage einer Künstlerin, die großartige Kriegslandschaften auf die Leinwand bannte, sie war
     eine schöne Frau ohne Komplexe, sie hatte den Ehrgeiz, ihre Nacht- und Tagträume unbeschädigt zu überstehen, ich träume die
     Bilder einer anderen, hatte sie mir einmal verraten, denn ich bin eine andere, wenn ich in Traumbilder gerate. Jetzt stand
     sie in einer Ecke des Raumes, umgeben von Verehrern, die Gäste waren fast nur Männer, die sich von ihrer Arbeit freigemacht
     hatten, um sie als Hauptattraktion zu bestaunen. Sie war wirklich überwältigend attraktiv, und vielleicht verkaufte sie deshalb
     viele Ölbilder, auch ich hatte vier kleine Arbeiten von ihr gekauft, die ich im wohltemperierten Keller aufbewahrte. Es fiel
     ihr nicht ein, sich zu verkaufen. Ich ging zu ihr, sie entschuldigte sich bei den Männern und zog mich vor ein Bild, auf dem
     ein Helikopter im Moment seiner Zerstörung zu sehen war, die Rotorblätter barsten in einem pastellrosa Feuerfleck, und als
     ich hochschaute, entdeckte ich im Himmel über dem Helikopter eine schwarze Sonne.
    Zwei rote Punkte, stellte ich fest, du machst gute Kunst.
    Ich habe insgesamt vier Bilder verkauft, sagte sie, und dann musterte sie mein Gesicht.
    Ich weiß, sagte ich, ich habe einen schweren Busunfall überlebt. Die Narben machen mich männlicher.
    Ja, sagte sie, du hast recht.
    Hatte ich etwa ihr Interesse geweckt? Sie lockte die Männer mit ihrer Schönheit und stieß sie ab mit ihrem bösen Humor, die
     Wahrheit hielt sie für den Zerrspiegel der phantasielosen Menschen, und da sie sich prinzipiell nicht mit Frauen anfreundete,
     galt sie seltsamerweise als umgänglich.
    |128| Ich wünschte, ich hätte auch eine … wie nennt man das noch einmal … Todesnaherfahrung gemacht.
    Das willst du nicht wirklich.
    Es gibt billigen Sekt, sagte sie, und Johannisbeersaft, du kannst also wählen.
    Nein, danke.
    Ich habe gehört, daß du dich getrennt hast.
    Na ja, sagte ich, du weißt schon: in beiderseitigem Einvernehmen und so weiter. Und, wie fühlt es sich an?
    Die Gefühle, sagte ich nur, und sie lächelte mich an, es war eigenartig, daß sie sich für mich soviel Zeit nahm, üblicherweise
     huschte sie nach einem freundlichen Gruß weiter, ich war ja nicht mehr als ein Kunde, der sich ihre Kunst leisten konnte,
     und als mir ein abwegiger Gedanke kam, lief ich rot an.
    Ich habe dich für diese Nacht auserwählt, sagte sie leise,

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