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Liebesdienst

Liebesdienst

Titel: Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Jacobson
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bitten, mir irgendetwas zu erklären. Ich hob die Hände hoch. »Ich ergebe mich«, sagte ich.
    Â»Ich kann es nicht fassen, dass du dich zu so etwas herablässt, Felix.«
    Ich wollte sie umarmen, aber sie wehrte ab. Schade. Ich hätte sie gerne in den Armen gehalten, noch weich und kuschelwarm von Marius.
    Â»Ich dachte, du wüsstest mittlerweile, dass ich mich zu allem Möglichen herablasse.«
    Â»Nimmst du uns auf Band auf?«
    Â»Natürlich nicht.«
    Â»Woher soll ich das wissen?«
    Â»Du kannst mich oder die Kammer nebenan nach Mikrofonen durchsuchen. Und gefilmt habe ich euch auch nicht. Ich bin nur gerne in deiner Nähe. Ich liebe dich.«
    Â»Du hast eine seltsame Art, das zu zeigen.«
    Â»Wohl die seltsamste. Aber das wusstest du ja schon.«
    Â»Ich kann das nicht zulassen, Felix. Wenn du dich nicht an unsere Abmachung hältst, dann brauche ich mich auch nicht daran zu halten.«
    Â»Was soll das heißen?«
    Â»Dass ich mich nicht mehr hier mit ihm treffe. Du hast gesagt, es macht dir nichts aus, dass er herkommt. Du hast gesagt, du würdest dich dann sicherer fühlen. Aber du hast auch gesagt, du wärst für die Zeit außer Haus.«
    Tausend Erwiderungen gab es darauf, aber ich verwarf sie alle.
    Â»Ich habe dir gesagt, dass ich mich ergebe. Ich tue es nicht noch mal. Es war ein Fehler. Aber es ist alles ziemlich hart für mich, Marisa. Du bist mir so nah und doch so fern.«
    Â»Soll das ein Witz sein?«
    Â»Ich mache rund um deinen Liebhaber keine Witze.«
    Â»Reicht es nicht, wenn ich dir alles erzähle, was du wissen willst? Das ist auch hart für mich. Aber ich tue es trotzdem. Nur scheint es jetzt so, als reichte das nicht aus.«
    Â»Du machst das sehr gut. Besser kann man es gar nicht machen«, sagte ich. »Ich lebe nur noch für den Moment, wenn du mir deine Schlafzimmergeheimnisse ins Ohr flüsterst. Dafür sind meine Ohren da. Mehr verlange ich nicht. Nur wünschte ich ab und zu, ich wäre mit dabei.«
    Â»Bei mir?«
    Â»Bei euch beiden.«
    Â»Du bist verrückt.«
    Â»Natürlich bin ich verrückt.«
    Â»Mit uns? Hier?«
    Â»Hier. Im Restaurant. Im Park. Egal wo. Wenn du willst, fahre ich mit euch übers Wochenende irgendwohin. Ans Meer von mir aus.«
    Â»Das würde sich nicht gehören, Felix.«
    Â»Was gehört sich schon? Unsere Hausgemeinschaft etwa? Wie sich das gehört, was ich dir vorschlage – nein, worum ich dich bitte –, liegt ganz bei dir.«
    Â»Ich will aber nicht.«
    Â»Dann beenden wir das Thema. Aber du brauchst ihm ja nicht zu sagen, dass ich dein Mann bin – wenn das deine Befürchtung ist. Ich könnte euch rein zufällig begegnen. Du könntest mich als einen Freund vor dir vorstellen. Ich gehe mit euch was trinken und verdrücke mich dann wieder.«
    Ich konnte sehen, wie sich die Szene vor ihrem inneren Auge abspielte. Ihr schauderte. Sie schüttelte nicht den Kopf oder verdrehte die Augen, nein, ihr schauderte.
    Â»Warum willst du das, Felix?«
    Â»Ich bin einsam. Ich fühle mich ausgeschlossen.«
    Â»Ich dachte, Ausgeschlossensein wäre das, was du willst.«
    Â»Greifbares Ausgeschlossensein.«
    Â»Was soll das sein, Felix? So etwas gibt es nicht.«
    Â»Doch. Die Ausgeschlossenheit, die man fühlt, wenn man anwesend ist und doch nicht anwesend. Die Ausgeschlossenheit, von dir nicht wahrgenommen zu werden. Zuzulassen, dass seine Hände sich auf deine Brüste legen, dass du ihn in meiner Gegenwart hemmungslos küsst, als würdest du mich nicht zur Kenntnis nehmen.«
    Â»Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass hemmungsloses Küssen in deiner Abwesenheit vielleicht noch mehr Genuss verspricht?«
    Â»Für dich, ja.«
    Â»Könntest du dich nicht durch dein Ausgeschlossensein als ausgeschlossen betrachten – oder wäre das zu direkt?«
    Â»Ich will Zeuge meiner Schmach sein. Ich will den Stachel der Missachtung spüren.«
    (Ich hätte noch hinzufügen können – kam dann aber zu dem Schluss, dass es unklug wäre –, dass ich Horaz’ und Lydias Wasserträger für sie sein wolle, Zeuge ihres nackten römischen Gelages, Marisa an Marius’ Brust geschmiegt, splitterfasernackt.)
    Â»Ich will, ich will, ich will.«
    Â»Ja, ich will, ich will, ich will.«
    Sie sah mich missmutig an. »Wenn du ihn unbedingt spüren willst, den

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