Liebeserwachen in Virgin River
„Ich bin sicher, dass es nie vorbei sein wird.“
Während Jillian sich mit Gartenarbeit tröstete, beschäftigte sich Kelly in der Küche, wobei sie allerdings die mangelhafte Ausstattung beklagte. Jillian war mit ihrer Küche zufrieden, aber sie hatte auch kein wirkliches Interesse am Kochen, daher fehlte es an Vorräten. Und obwohl eigentlich Platz genug für eine große Kühl- und Gefrierkombi wäre, hatte Jack nur einen relativ kleinen Kühlschrank hineingestellt, der gerade mal reichte, um Jillians Lebensmittel kühl aufzubewahren. Ähnlich war auch der Herd kleiner, als der Platz hergab. Und was Kochutensilien betraf … ein paar Töpfe, ein paar Teller, ein paar Kochlöffel, Pfannenheber und Wendegabel. Aber der Arbeitsbereich war fantastisch. Kelly träumte von hängenden Töpfen über der Kücheninsel und Geräte aus rostfreiem Stahl, die in die von Paul vorgesehenen Stellen der Tresenabdeckung aus Granit passen würden. Mit einer Taschenlampe hatte sie sich sogar in den Keller vorgewagt und nichts als Betonstein und Dreck entdeckt. Allerdings ließ sich daraus mit nicht viel Aufwand an Arbeit und Geld ein hervorragender Weinkeller machen. In der Küche waren bereits drei Anschlüsse vorhanden, ebenso Kühl- und Wärmeschubladen; hier war Platz für drei Backöfen – Jack hatte nur einen aufgestellt – und für eine weitere Spülmaschine neben der, die bereits dort stand. Es war eine Küche, die richtig eingerichtet für ein kleines elegantes Restaurant geeignet wäre.
Das einzige Problem – sie befand sich in Virgin River. Und hier gab es nun wirklich niemanden, der in einem kleinen eleganten Restaurant speisen wollte. Eine wahre Tragödie!
Kellys Handy klingelte, sie nahm ab und lächelte, als sie hörte: „Ciao Bella! Wie geht es dir, meine Liebe?“
„Luca! Ich hätte nicht damit gerechnet, von dir zu hören. Wie ist das Familientreffen?“
„Laut. Wirklich sehr laut. Mit allen fünf Kindern im Haus, dazu ihre Ehegatten, Partner, Freunde und Freundinnen, sogar ihre Schwiegereltern, sofern vorhanden. Michael hat erst seinen College-Abschluss gefeiert und hinterher seine Verlobung bekannt gegeben. Und um sich nicht lumpen zu lassen, hat dann auch unsere zwanzigjährige Bethany ihren Diamantring herumgezeigt. Wie es scheint, wird es in einem Jahr, wenn nicht sogar vorher, zwei Brazzi-Hochzeiten geben. Damit wären dann alle unter der Haube.“
„Herzlichen Glückwunsch!“
„Und natürlich stehe ich in der Küche, verwöhne sie und stelle mein Können unter Beweis. Wie sollte ich da nicht an dich denken und mir wünschen, du wärst jetzt hier an meiner Seite. Ich vermisse dich, Bella.“
„Wir sehen uns ja bald wieder. Genieß jetzt erst mal die Zeit mit deiner Familie! Du hast sie schließlich nicht sehr oft alle beieinander.“
„Ich wollte dir etwas sagen, Kelly. Wenn wir diese Hochzeiten hinter uns haben, wird es in meinem Leben ein paar Veränderungen geben. Und wenn ich ein bisschen Glück habe, auch in deinem.“
Kelly schmunzelte. Nach einem Jahr und zwei Hochzeiten?
Ihre Bekanntschaft war erst zu einer Freundschaft angewachsen, dann war Luca in die Position ihres Mentors aufgestiegen, und schließlich hatte er ihr seine tieferen Gefühle offenbart. In den letzten sechs Monaten waren Kelly und Luca sich sehr nahegekommen, und es war kein Wunder, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Aber tatsächlich war sie sehr stolz auf sich, weil sie es irgendwie geschafft hatte, ihn um Armeslänge auf Distanz zu halten, obgleich er behauptete, sie wie verrückt zu begehren.
Luca war seit achtundzwanzig Jahren verheiratet und hatte fünf Kinder im Alter von zwanzig bis siebenundzwanzig. Als das heiße Knistern zwischen ihnen immer stärker wurde, hatte er ihr erklärt, dass sein Geschäft ein Familienunternehmen sei, und obwohl er mit seiner Frau und einigen Angestellten in demselben riesigen Haus zusammenwohnte, würde seine Ehe bereits seit vielen Jahren nur noch aus rein geschäftlichen Gründen fortbestehen.
„Ihr seid aber immer noch verheiratet“, hatte Kelly erwidert. „Und ihr lebt noch immer unter einem Dach.“
„Ja, Liebes, allerdings ist es ein Dach, das mehr als tausend Quadratmeter, einige Lagerhallen, Gästehäuser und ein paar Hektar Land bedeckt. Hinzu kommt, dass Olivia und ich seit zwanzig Jahren nicht nur getrennte Schlafzimmer haben, wir haben die Situation auch bereits mit unseren erwachsenen Kindern besprochen! Es ist alles eine Frage der
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