Liebeserwachen in Virgin River
amerikanischen Ehemann Chester Matlock. Das Schöne an Nanas Rezepten ist, dass sie sich teure Delikatessen nie leisten konnte. Sie hatte nur das, was sie selbst anbauen oder für wenig Geld kaufen konnte. Auf der Fensterbank hat sie ihre eigenen Kräuter gezogen, und ich erinnere mich daran, dass sie immer das billigste Hackfleisch besorgt hat, das sie zu Hause dann aber selbst noch dreimal durch die Mühle geschoben hat. Wir hatten einen Fleischwolf, der fest montiert auf dem Tresen stand, und unter der Tülle befand sich eine passende Schüssel. Sie hat sich sehr viel Mühe gegeben, köstliche Gerichte zuzubereiten, doch vor allem wollte sie uns gesund ernähren.“
„Und das fängt im Garten an“, erklärte Jillian. „Wir waren sehr jung, als Nana uns aufnahm, und wir waren die dritte Generation Kinder, die sie aufziehen sollte. Zuerst ihre Tochter, die ihr einziges Kind war, dann ihren Enkel und schließlich uns beide. Und wir sind die Einzigen, die nun die Möglichkeit haben, ihr Erbe in Küche und Garten anzutreten.“
„Jetzt kommt das Huhn an die Reihe“, meinte Kelly, während sie den Tisch abräumte.
Sie servierte ihnen ein Huhn, so zart und fantastisch, dass Colin sich zusammenreißen musste, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Er hatte nicht die geringste Idee, wie man so etwas kochen konnte.
„Mariniert in extra nativem Olivenöl, Safran, einem Spritzer Zitronensaft und etwas Petersilie; scharf angebratenen und schließlich mit in Scheiben geschnittenen Pilzen gedünstet. Die jungen Bohnen sind mit klein gehackter roter Beete und Mandeln garniert, der Reis wird mit Zwiebeln, Peperoni, gehackten schwarzen Oliven gekocht und mit Paprika bestreut, dazu dasselbe leicht geröstete Baguette und Nanas Relish – eine Art Salsa aus frischen Tomaten, Tomatillos und Peperoni. Die habe ich von daheim mitgebracht, weil es Stunden dauert, bis sie fertig ist. Sie ist ein echter Knaller. Und ich muss mich entschuldigen, aber für einen Nachtisch hatte ich keine Zeit.“
Jillian und Colin schauten sich gegenseitig an und brachen in Lachen aus.
„Was ist los?“, wollte Kelly wissen.
„Oh, es sei dir verziehen“, antwortete Colin. „Allerdings nur dieses eine Mal.“
Die folgenden beiden Abende wurde Colins Gaumen weiter verwöhnt. Der gewohnte Tagesablauf mit seiner Geliebten hatte sich zwar geändert, aber er war nicht unglücklich darüber. Nach einem wunderbaren Essen zog er sich ins Schlafzimmer in der oberen Etage zurück, während die beiden Schwestern viel zu lange aufblieben und bei einer Flasche Wein redeten, flüsterten und lachten. Anschließend schleppten sie sich – keineswegs leise – die Treppe hinauf und fielen in ihre Betten. Und wenn Jillian sich an ihn kuschelte, konnte er noch immer den Pinot auf ihren Lippen schmecken, obwohl sie sich die Zähne geputzt und das Gesicht gewaschen hatte.
Tagsüber widmete Colin sich seiner Malerei, unterdessen arbeitete Jillian im Garten und Kelly kaufte ein, hantierte in der Küche herum, um ihnen schließlich ein Fünfsternegericht zu präsentieren. Am zweiten Abend war alles italienisch, und ihre Bruschetta die köstlichste, die Colin je probiert hatte. Es folgte ein Salat, bei dem er weiche Knie bekam, und das, obwohl er Salat eigentlich nicht besonders mochte. Genau genommen machte er sich überhaupt nicht viel aus Gemüse. Schließlich trug Kelly ein italienisches Hauptgericht auf, das vor allem aus Auberginen bestand, ein Gemüse, vor dem er normalerweise zurückgeschreckte, wenn es nur erwähnt wurde. Aber auch das war unglaublich lecker. Gekrönt wurde das Ganze von einem Tiramisu, das ihm die Tränen in die Augen trieb.
Am dritten Abend zauberte Kelly eins von Nanas traditionellen französischen Gerichten auf den Tisch, und wieder schmeckte alles himmlisch. Auch an diesem Abend amüsierten die Frauen sich bei einer Flasche Wein, während er ins Bett ging, damit sie in Ruhe ihr Wiedersehen feiern konnten.
Sowie sie ins Bett kam, zog er Jillian an sich und küsste sie, bis sie alles andere um sich herum vergaß. So weit war das nichts Neues, doch dann sagte er: „Ich habe nicht die geringste Lust, morgen früh zu fahren. Kannst du mir bitte die Reste einfrieren?“
Sie lachte über ihn und versprach es.
Als er seine Hand tiefer gleiten ließ, musste er feststellen, dass sie noch ihren Slip trug. „Was ist das denn? Ist das etwa deine Art, mich in die weite Welt zu schicken?“
„Nicht wirklich. Ich habe sogar etwas Besonderes für
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