Liebeserwachen in Virgin River
über die Eier her. „Ich hatte nur gerade dieses Bild im Kopf, wie eine liebevolle Ehefrau um vier in der Früh aus dem Bett klettert, ihnen perfekte Eier serviert und sie anschließend zu Ihrem Helikopter schickt. Und irgendwie hat mir die Vision gar nicht gefallen.“
„In all den Jahren meiner Suche ist mir nicht eine einzige Frau begegnet, die bereit gewesen wäre, das für mich zu tun. Also habe ich es selbst für mich getan. Und was daran könnte Ihnen nicht gefallen?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe immer sehr lange gearbeitet und mir eine solche Ehefrau wirklich gewünscht.“
Er beugte sich zu ihr vor. „Jillian, Schätzchen, die ganze Welt wünscht sich so eine Ehefrau. Aber wir werden uns behelfen müssen. Jetzt verraten Sie mir, was Sie für heute geplant haben?“
„Alle Samentöpfchen von der Veranda in die Gewächshäuser bringen! Dan Brady, unser Freund aus der Bar, wird später rauskommen und uns zeigen, wie man ein paar Lampen installiert. Chemischen Dünger lehne ich für meine Setzlinge ab, aber künstliches Licht ist nicht unter meiner Würde, wenn es von Nutzen ist. Ich habe eins von diesen Dingern bestellt, die aussehen wie ein Golfcart, aber hinten eine kleine Ladefläche haben. Landschaftsgestalter und Gärtner benutzten sie, und es müsste heute oder morgen eintreffen. Damit kann ich zwischen Gärten, Gewächshäusern und dem Haus hin und her fahren. Und wenn Sie sich den Garten draußen einmal genauer anschauen, werden Sie feststellen, dass das Gemüse sprießt! Überall Triebe von Möhren, Lauch und Frühlingszwiebeln, und es gibt schon kleine Salatpflänzchen. Da ist viel zu tun.“ Sie schob ein Stück Wurst und Ei auf das Croissant. „Das mag zwar vielleicht Ihr einziges Talent sein, aber darin sind Sie sehr gut.“
Erst zog er einen Mundwinkel nach oben. Dann folgte der andere. Schließlich zeigte er ihr sein schönes Lächeln. „Das ist nicht mein einziges Talent, Jilly.“
Oh ja, sie wollte ihn. Das Blut schoss ihr in die Wangen und sie fühlte, wie sie feuerrot wurde.
„Ach richtig“, sagte sie. „Da ist ja noch das Fliegen und das Malen.“
Plötzlich wirkte er traurig und schwieg.
„Oh-oh, da habe ich wohl einen wunden Punkt berührt.“
Er kaute und schluckte, ehe er antwortete: „Ich war noch nicht bereit, mit dem Fliegen aufzuhören. Der Unfall hat mich regelrecht gezwungen, aus der Army auszuscheiden.“
„Was ist denn mit einem Job als Pilot bei einer Fluggesellschaft?“
„Momentan wäre ich nicht in der Lage, den Gesundheitstest zu bestehen. Aber wenn ich in Afrika bin, habe ich vor, mich dort nach möglichen Pilotenjobs umzuschauen. Dort kann ich es noch einmal versuchen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht nehmen sie es dort nicht so genau mit Dingen wie Titanstangen und Ellbogenschrauben.“ Er erwähnte nicht, dass es neben Stangen und Schrauben auch noch etwas anderes geben könnte, weshalb er den Gesundheitstest in den Vereinigten Staaten nicht schaffen würde. Einen kleinen Vorfall mit Drogen und Depression zum Beispiel …
„Dann ist es also nicht nur das Großwild, das Sie nach Afrika treibt“, bemerkte sie nachdenklich. „Sie sind auf Abenteuersuche.“
Achselzuckend aß er weiter. „Keine Ahnung. Vielleicht brauche ich ein bisschen Action. Irgendwas, das mich etwas mehr fordert, als die Farbe aus den Pinseln zu streichen.“
„Langweilen Sie sich?“
„Manchmal ja.“
„Treiben Sie sich deshalb auf meiner Veranda herum?“
Damit entlockte sie ihm ein Lächeln. „Sie machen mich scharf, das ist alles.“
„Und Sie sind sich sicher, dass es nicht daran liegt, dass ich weit und breit die einzige alleinstehende Frau bin?“ Sie zog eine schön geschwungene Augenbraue nach oben.
„Nein, ganz bestimmt nicht. Tatsächlich sind Sie keineswegs die einzige Single-Frau hier in der Gegend. Die gibt es zuhauf. Vielleicht nicht gerade hier auf diesem Berg, doch ich habe ja ein Auto. Und ich gehe gern zum Essen aus.“
„Ich wette, Sie haben keine Ahnung, wie viel wir gemeinsam haben.“
„Klären Sie mich auf.“
„Also“, begann Jillian, legte ihre Gabel aus der Hand und tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab, „ich bin auch mehr oder weniger aus meinem Job gedrängt worden. Einer meiner Untergebenen hat einen großen Coup damit gelandet. Mit Sicherheit haben Sie so etwas auch schon beim Militär erlebt. Der Kampf um die Dienstgrade muss doch aggressiv sein.“
Einen Moment lang hatte es ihm die
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