Liebeserwachen in Virgin River
völlig in der Luft. Aber falls ich die Gemüsesorten anbauen kann, werde ich mich nach Grundstücken im ländlichen Raum umschauen, die ich zu einem vernünftigen Preis erstehen kann und die die besten Klima- und Bodenbedingungen haben. Das alles hier kann man transportieren, Colin. Selbst die Pflanzen können umgesetzt werden. Jack hat mir sechs Monate versprochen, doch vielleicht ist er auch bereit, mir noch etwas mehr Zeit einzuräumen, wenn sich alles gut entwickelt. Ich werde abwarten, was der Sommer bringt.“
Während er sich die Hände am Geschirrtuch abtrocknete, wandte er sich ihr zu. „Mein Flugticket nach Afrika habe ich bereits. Ich habe früh gebucht, um ein preiswertes Ticket in der ersten Klasse zu ergattern, denn für einen so langen Flug in der Touristenklasse bin ich schlicht und ergreifend zu groß. Am ersten September geht’s los.“
Sie lächelte ihn an. „Schon wieder etwas, das uns verbindet. Wir werden das Beste aus dem Sommer machen. Und noch etwas, Colin? Ich habe noch niemanden davon erzählt, dass ich aus meinem letzten Job gedrängt wurde. Nicht, als wäre das so wichtig, doch viele Leute würden es nicht verstehen und mich bloß für einen Loser halten.“
„Auch da sind wir wieder quitt. Luke weiß nichts davon, dass ich ein Flugticket habe.“
Colin konnte es wirklich nicht fassen. Jillian war absolut nicht sein Typ. Die Frauen, von denen er sich normalerweise anzogen fühlte, wirkten immer so, als wollten sie Sex, und zwar schnell. Es waren Frauen, deren Kleidung die Aufmerksamkeit auf Brüste, Beine, Hüften oder Hintern lenkte. Sie sahen nicht unbedingt wie Flittchen aus, obwohl er auch da keine Vorurteile hatte. Sie gefielen ihm durchaus, doch sein „Beuteschema“ entsprach eher der Art Vorstadtmutti, die sich aufgebrezelt hatte, um auszugehen und gesehen zu werden, und Sachen trug, die sich schön eng an ihren Körper schmiegten. Und nicht zu vergessen, jede Menge Accessoires und Make-up. Seinen Stil im Umgang mit dem anderen Geschlecht hatte Colin in den Anfängen seiner Pilotenzeit entwickelt, und darin war er geschickt. Er konnte flirten, war attraktiv und hatte letzten Endes immer Erfolg. An weiblicher Gesellschaft hatte es ihm nie gemangelt, das stand fest. Am schönsten war es immer, wenn er bei der Dusche am Morgen danach den Lippenstift von seinem besten Stück waschen konnte, ein Vergnügen, das ihm in jüngster Vergangenheit nicht oft genug vergönnt war.
Aber diese Frau war anders. Jillian fiel in eine ganz andere Kategorie. Sie hatte nicht nur fantastische Brüste, an denen er gerne mal knabbern würde, sondern auch ein wunderschönes Gesicht mit großen dunklen Augen, das sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt hatte, und ein Lächeln, das ihn einfach umhaute. Und was verbarg sich hinter dieser Stirn? Eine unglaubliche Intelligenz, die er sehr sexy fand. Mann, sie war viel zu klug für ihn! Wenn sie von Unternehmensstrategie sprach, erregte ihn das ungeheuerlich. Wenn sie über ihre seltenen Samen redete, machte ihn das scharf. Als sie ihre Eier und ihr Croissant gegessen hatte, hätte er sie am liebsten an sich gepresst, auf den Boden gezogen und ihr die Klamotten vom Leib gerissen.
Den ganzen Vormittag dachte er über sie nach. Nach dem Frühstück fuhr er mit seinem Hirschgemälde auf eine Wiese, die viel Sonne hatte, und stellte seine Staffelei auf. Ständig fragte er sich, ob er jetzt einfach lange genug von den Antidepressiva runter war, um sich wieder gut zu fühlen – und dass sich darum seine Libido mit aller Macht zurückmeldete, oder ob es daran lag, dass Jillian so ungefähr die beste, ungewöhnlichste Frau war, die seit sehr langer Zeit seinen Weg gekreuzt hatte.
Eine kleines Rudel Hirsche – Weibchen, Junge und ein Bulle – zogen am Fuß der Bergausläufer vorbei, und er schoss ein paar Fotos unter Einsatz seines Zooms. Eine richtig schöne Familie war das – die Weibchen, die ihre Jungen vorwärts stupsten, ein großer Hirsch, der Wache hielt. Colin überlegte, ob er etwas so Großes wie ein ganzes Rudel in allen Details malen könnte.
Aber dann wanderten seine Gedanken wieder zu Jillian … so hübsch, so spritzig, so sexy, so klug. Er versuchte, an andere Frauen zu denken. Immerhin waren ihm ein paar begegnet, als er in den Städten an der Küste ein paar Kunstgalerien besucht hatte. Gut aussehende Frauen, die ihm gern ihre Visitenkarten überreicht hatten. Auch in Georgia kannte er noch zwei Frauen, zu denen auch nach dem Unfall
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